Sternenfinsternis (German Edition)
ist.«
Mit einem brüllenden Lachen verließ er die drei und steuerte die Glasröhrenaufzüge an, die einen geradewegs zur Hangarebene brachten.
Wie Lucas den Krieg verachtete. In den unzähligen Fernsehserien, welche der Junge durchweg als übertrieben und vollkommen skurril ansah, waren es für gewöhnlich immer die Guten, welche die Schlachten für sich entschieden. Meist befanden sie sich in scheinbar ausweglosen Lagen und kurz vor dem Ende wandte sich das Blatt, weil irgendjemand plötzlich auf eine Idee kam, an die vorher niemand dachte oder jemand auftauchte, der sie aus der Scheiße zog. Doch dies war keine dieser absurden TV-Serien, dessen war sich der Junge voll und ganz bewusst, trotzdem war das alles nur schwer für ihn zu realisieren.
Um zur Ta´iyr zu gelangen, mussten sie einen jener Pfade nehmen, welche er bereits von der Appellplattform mit einem äußerst unguten Gefühl betrachtet hatte.
Lucas bemühte sich, den Kanten des geländerlosen Stegs fernzubleiben, doch dies war schwieriger als angenommen. Immer wieder kamen ihnen unachtsame Golar entgegen, die sich nicht über die Gefahren bewusst zu sein schienen. Nur ein falscher Tritt und man stürzte mehrere hundert Meter in die Tiefe. Dazu kam noch, dass sie sich die wohl ungünstigste Zeit ausgesucht hatten, zur Ta´iyr zu gehen. Er empfand das Gedränge, welches er von der Plattform aus sah, als die Schiffe beladen wurden, bereits als selbstmörderisch. Doch nachdem diese Arbeit abgeschlossen war, strömten nun die Massen zu ihren Schiffen, welche scheinbar alle an diesem einen Steg vor Anker lagen. Eine Rush Hour in New Angeles war nichts gegenüber dem Stau, der sich vor ihnen gebildet hatte. Eben noch im Schritttempo gut vorangekommen, standen sie nun, dicht an dicht gepresst und hatten kaum Platz sich zu regen. Was noch hinzukam, war das ständige Wiederholen eines Satzes über das dröhnende Lautsprechersystem des Hangars.
»Tal‘she‘kek.«
»Was bedeutet Tal‘she‘kek?«, fragte Lucas beinahe schon genervt, von den fortwährend wiederholenden Lauten. »Und warum ist der Chip in meinem Kopf nicht dazu imstande, dies zu übersetzen?«
Der Syka, der ohne Zweifel in dieser Masse an unachtsamen kampfeslustigen Rüpeln aufgrund seiner Kleinwüchsigkeit ganz und gar verloren gewesen wäre, blickte von Kri‘Warths Schulter zu ihm herab.
»Tal‘she‘kek ist ein uralter Golar-Schlachtruf und bezieht sich auf ihre Kriegsgöttin. Sie soll die Schlacht zum Sieg führen und die Männer wieder heil nach Hause bringen.«
»Das alles in einem so kurzen Satz?«
»Genau aus diesem Grund ist dein Translator nicht dazu in der Lage, dies zu übersetzen. Zu komplex«, antwortete ihm Jaro lächelnd.
Lucas wünschte sich, wie Jaro dem Druck der Masse entgehen zu können und doch blieb ihm keine andere Wahl, als das Ganze zu erdulden und bis zu ihrem Ziel durchzustehen.
Die an die Kriegsgöttin gerichteten Worte, die jeder um sie herum im Chor immerwährend wiederholte, hatten so langsam eine tranceähnliche Wirkung. Lucas bemühte sich, den rhythmischen Laufschritt der anderen nachzuahmen, doch er tat sich schwer damit. Kri‘Warth, mit dem Syka auf seiner Schulter, gelang dies bei Weitem besser als Luc, vermutlich hatte er das bereits tausende Male getan oder es lag ihm einfach im Blut. Jedenfalls kamen seine Freunde besser voran als er und entfernten sich immer weiter von ihm, sodass er kaum noch Jaro erblicken konnte, der vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben alle anderen überragte.
Die Schrittfolge sah vermutlich leichter aus, als sie in Wirklichkeit war. Er bemühte sich immer wieder, es den anderen gleichzutun, doch nur ein kleiner Fehler und er bekam die Folgen unmittelbar zu spüren. Ob nun von seinem Vordermann, von hinten oder einem seiner Nebenmänner. Es war wie verflucht und er begann bereits, daran zu verzweifeln. Von den blauen Flecken und den Blessuren, die er inzwischen wohl durch die schmerzhaften Tritte und Stöße davongetragen hatte, welche sich zunehmend häuften, einmal ganz abgesehen. Allmählich hatte er sogar das Gefühl, dass diese indessen mit voller Absicht stärker verübt wurden, da ihn möglicherweise einige Golar als Störenfried ansahen.
Als Lucas wieder einmal aus dem Lauftakt kam, wollte er flink reagieren, um nicht erneut jemanden dabei anzurempeln und sich einen weiteren schmerzhaften Stoß einzufangen. Doch durch diese unkoordinierte Aktion, sein Gewicht zu verlagern, um nicht auf seinen
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