Sternenfinsternis (German Edition)
davon zu nutzen. Ich bitte euch, Huns, sollte auch nur ein Funken an Loyalität noch in euch bestehen, dann werdet ihr alles daran setzen, mit mir nach Elan zurückzukehren. Wir werden gemeinsam einen anderen Weg finden, gegen die Avaijaner zu bestehen. Unseres Kindes willen.«
Huns lauschte ihren Worten vollkommen ruhig. Ihr fiel auf, dass seine Augen zunehmend feuchter wurden. Iash glaubte, ihn damit endlich davon überzeugt zu haben, dass dies der falsche Weg war.
»Zum ersten Mal, meine Gebieterin, sprecht ihr von unserem Kind«, er sah sich um und ein Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück. »Ist es denn nicht genau das, was wir unserem Kind schuldig sind? Das gut zu machen, was euer Vater damals falsch machte?«
»Nein, ist es nicht. Das ist nicht der Weg, den wir beschreiten sollten. Was wir in Wahrheit unserem Volk mit diesen Maschinen bringen werden, wird nicht der Sieg sein, sondern Qualen und der Tod. Mein Vater tat uns allen einen Gefallen damit, als er die Voj fortschickte.«
Der Zorn stieg in dem Diener auf. Er kam Iash so nahe, dass Lucas befürchtete, er verlöre jeden Augenblick seine Fassung. Auch seine Herrin glaubte, als sie in seine hasserfüllten Augen sah, dass dieser Mann inzwischen zu allem fähig sein konnte.
»Euer Vater war ein törichter einfältiger Mann. Diese Wesen waren es, die wir hätten kontrollieren können. Ich habe ihre Baupläne studiert, mich des Wissens der Voj bemächtigt. Hätte euer Vater mich nicht daran hindern wollen, würde er ...«
Huns stockte und sah Iash erzürnt an, als ihm bewusst wurde, was er da in seiner Rage von sich gegeben hatte.
Die Gebieterin Elans glaubte nicht, was sie eben zu hören bekam. Niemals wagte es irgendjemand, in diesem Ton mit ihr zu sprechen, doch was noch viel mehr schockierte, war das, was ihr Diener und Geliebter nicht auszusprechen wagte.
»Ihr seid ebenso töricht und starrköpfig, wie euer Vater es war«, fuhr er fort, doch sie wusste genau, dass es nicht das war, was er tatsächlich sagen wollte.
»Was wäre mein Vater? Noch immer am Leben, wenn ihr ihn nicht umgebracht hättet?«, entgegnete sie aufgebracht, mit Tränen der Enttäuschung und der Wut in ihren Augen.
»Nein, nicht ich war es, der ihn umbrachte. Sein Stolz hatte ihn dahingerafft. Er wollte einfach nicht auf mich hören, er verstand nicht, welchen Wohlstand sie uns gebracht hätten. Immer wieder redete ich auf ihn ein, doch er nannte mich einen Träumer und Fantast. Das Gespräch, das von mir im Guten angestimmt wurde, entwickelte sich in eine Richtung, in welche es nicht hätte gehen dürfen. Ein Wort ergab schließlich das andere, und ehe ich mich versah, stürmte er wutentbrannt auf mich zu, um nach meinem Leben zu trachten. Doch er stolperte über die Kante seines geliebten Teppichs und stieß mit dem Kopf gegen den Kaminsims, was wie du weißt, seinen Tod zur Folge hatte.«
Während Huns seiner Herrin und Geliebten die Geschehnisse schilderte, war er nicht dazu in der Lage, ihr dabei in die Augen zu sehen. Er wandte sich ab, lief umher und ließ dabei seine Blicke durch den Raum schweifen.
Lucas hingegen blieb es nicht verborgen, dass sich Iash heimlich einen metallenen Gegenstand griff und diesen hinter ihrem Rücken versteckte. Ihre Augen hatten sich gewandelt, dort wo er zuvor Liebe und Mitgefühl zu erkennen vermochte, war nur noch blanker Hass zu sehen. Hass dem Mann gegenüber, der ihren Vater ermordete. All die Zeit ihrer Regentschaft über spielte er ihr nur etwas vor, heuchelte Ergebenheit und wagte es, sogar um ihre Liebesgunst zu werben.
»Ihr lügt! Ihr habt ihn umgebracht!«, schrie sie und stürmte mit erhobener Waffe, bereit ihn für seine Taten bezahlen zu lassen, auf ihn zu.
Lucas wollte dies verhindern, vergaß für diesen Moment allerdings, dass er gar nicht dazu imstande war. Während der Junge sie in seinem Übereifer zu greifen versuchte, um sie vor dieser, wie er dachte, großen Dummheit zu bewahren, geriet Iash unerklärlicherweise ins Stolpern.
Herr seiner Sinne wich Huns der auf ihn zustürzenden Iash aus, die daraufhin voller Wucht mit dem Kopf gegen eine der Konsolen knallte und leblos zu Boden fiel.
Huns war durch seine Selbstrettungsaktion ebenfalls gestürzt, stand jedoch unversehrt wieder auf und lief rasch zu seiner Herrin.
Für Lucas war dies alles mehr als nur verwirrend. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, dass er der Grund für ihren Sturz war – doch wie konnte dies möglich sein, wenn er doch keine
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