Sternenfinsternis (German Edition)
Selbst, wenn es das Letzte sein sollte, was er in seinem Leben täte.
Kapitel 34
Die Ernte der Prana
Ein Meer aus grünlich schimmernden Kraftfeldern bot sich Lucas, als er an der hüfthohen, metallischen Reling stand und in den gewaltigen Raum hineinblickte, der sich ihm in seiner brachialen Größe offenbarte.
Zahllose Zellen reihten sich an-, über- und untereinander, in einem für ihn scheinbar unüberschaubaren Ausmaß. Dieser ungewöhnliche Ort, der sich vor ihm in alle Richtungen erstreckte, wies die innere Form einer Kugel auf, was Lucas schnell zu dem Schluss kommen ließ, dass man ihn wohl während seiner Besinnungslosigkeit von dem Sternschiff auf eine der Sphären gebrachte haben musste.
Lucas fragte sich, wie viele Menschen wohl auf den unzähligen Ebenen wie Vieh eingepfercht waren. Allein die Tatsache, dass sich bestimmt hundert Personen allein in seiner Zelle aufhielten. Und mit dem unbekannten Quantum an Zellen, welche in ihrer Anzahl den Sternen am Nachthimmel gleichzusetzen waren, sprengte dies die Grenzen alles Vorstellbaren. Kurzum, es war gut möglich, dass alle Menschen der Erde hier zusammengeführt wurden oder zumindest ein großer Teil davon.
Der Anblick dieses Ortes war atemberaubend, faszinierend und erschreckend zugleich.
Nachdem er diese Flut an visuellen Reizen, welcher dieser Ort bei ihm auslöste, halbwegs überwunden hatte, bemerkte er, dass all die Menschen auf den Ebenen unter und über der seinen offensichtlich in ein und dieselbe Richtung strömten – zu einer großen Öffnung, welche sich in ihrer Horizontalen über alle Stockwerke hinwegzog.
Kaum dass er dies erkannt hatte, tauchte auf einmal vor ihm ein fliegendes Objekt auf, nicht größer als ein Football, welches ihn mit seiner Kameralinse, begleitet von einem mechanischen Surren, anvisierte.
Dem Gerät schien es nicht zu gefallen, sofern man dabei von Gefühlen sprechen konnte, dass er einfach nur dastand und alles beobachtete. Wie er dabei war, sich von diesem fliegenden Football abzuwenden, verspürte er plötzlich einen schwachen elektrischen Stromstoß an seinem Hals. Irritiert und auch erschrocken fiel sein Blick sofort wieder auf dieses Ding, als es ihm abermals einen Schlag verpasste. Diesmal sah Lucas die kleine Entladung, welche der schwebende Roboter absonderte, auf sich zukommen, nur mit dem Unterschied, dass sie diesmal intensiver war und ihn am Oberkörper traf.
Ohne auch nur einen Moment zu überlegen, entschied er sich, während er sich die schmerzende Stelle an seiner Brust rieb, klein beizugeben und den Massen an Menschen zu folgen, bevor er eine noch größere Ladung abbekam.
Über all der Faszination vergaß er vollkommen den Grund seines Daseins – seinen Vater zu finden. Wobei er sich vor eine nahezu unlösbare Aufgabe gestellt fühlte, als er die vielen Menschen vor sich sah. Irgendwo unter ihnen musste er allerdings sein und er würde keine Ruhe finde, ehe er ihn gefunden hatte.
Eine Sache kam Lucas jedoch zugute. Die Leute bewegten sich nicht sonderlich zügig vorwärts. Vermutlich gerade schnell genug, um nicht von einem dieser fliegenden Footballs, die dafür sorgten, dass alles in Bewegung blieb, unter Strom gesetzt zu werden. So war es ihm möglich, sich durch die Menge zu drängeln und die verlorenen Minuten, die ihm sein Vater inzwischen voraus war, wieder gutzumachen.
Während er sich immer weiter an den anderen vorbeischob und jeden Einzelnen, der seinem Vater auch nur im geringsten ähnelte, musterte, bemerkte er, dass er sich langsam auf die Öffnung zubewegte, welche er zuvor noch von Weitem erblickte – seinen Dad hatte er jedoch noch immer nicht gefunden. Allmählich schwand die Hoffnung in ihm und er befürchtete sogar, ihn möglicherweise unter all den Vielen übersehen zu haben, als er ein wenig unachtsam wurde.
Lucas wollte sich gerade an einem Mann vorbeizwängen, der gut doppelt so breit war wie der Durchschnitt, als dieser in seinem wankenden Gang zur Abwechslung ihn anrempelte. Durch die Wucht, die infolge des unglücklichen Zusammenstoßes entstand, prallte Lucas gegen einen anderen Mann und landete schließlich nach diesem Pingpong Spiel am Boden. Benommen, sich nicht vollends darüber im Klaren, was soeben geschehen war, vernahm er plötzlich eine provokante Stimme über sich.
»Hey Mann. Kannst es wohl nicht erwarten, den Löffel abzugeben. Wenn du möchtest, können wir das jetzt und hier hinter uns bringen.«
Vollkommen entgeistert blickte Lucas auf und
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