Sternenflut
Rauch. Aber immer noch war ihm, als höre er den schwebenden Nachhall von Gillians innerer Stimme...
**** ist, was ist, was ist...
und Heilung kommt im Traum...
Er lauschte, ohne zu merken, wie die Zeit verging, und ganz langsam ließ das Zittern nach. Allmählich gab er seine Embryonalhaltung auf und streckte sich.
Der Vulkan grollte und erleuchtete den Himmel. Der »Boden« unter Tom wogte sanft und wiegte ihn in einen flachen Schlummer.
42. Toshio
»Nein, Dr. Dart. Die Enstatiteinschlüsse sind eine Sache, deren ich mir nicht ganz sicher bin. Das statische Rauschen vom Robot war ziemlich stark, als ich diese Werte ablas. Wenn Sie möchten, kann ich es noch einmal überprüfen.« Toshios Lider waren schwer vor lauter Überdruß. Er wußte nicht mehr, wieviel Zeit er schon damit verbracht hatte, auf Charles Darts Anweisungen hin Knöpfe zu drücken und Daten abzulesen. Der Schimp-Planetologe war einfach nicht zufriedenzustellen! So schnell und so gut Toshio auch antworten mochte, es war nie genug.
»Nein, nein, dazu haben wir keine Zeit«, entgegnete Charlie schroff vom Holobildschirm am Rande des Bohrbaumtümpels. »Sieh zu, daß du es allein herausfindest, wenn ich gleich Schluß gemacht habe, okay? Das wäre ein schönes Projekt, dem du dich nebenbei widmen könntest, weißt du das, Toshio? Ein paar dieser Steine sind ganz und gar einzigartig! Wenn du eine umfassende Untersuchung der Mineralogie dieses Schachtes anstellen könntest, würde ich dir mit Vergnügen helfen, alles niederzuschreiben. Das wäre wahrhaftig eine Feder für deinen Hut! Eine größere Veröffentlichung könnte deiner Karriere nicht schaden, weißt du.«
Das konnte Toshio sich vorstellen. Er lernte tatsächlich eine Menge bei der Arbeit für Dr. Dart, unter anderem etwas, das ihm gute Dienste leisten würde, wenn er je zur Akademie gehen sollte: Bei der Auswahl des Mentors war mit größter Sorgfalt zu verfahren.
Aber ob es dazu jemals kommen würde, stand in den Sternen, solange die Aliens dort oben sie abfangen wollten. Zum tausendsten Male verdrängte Toshio die Raumschlacht aus seinen Gedanken. Sie machte ihn nur depressiv. »Danke, Doktor Dart, aber...«
»Kein Problem«, kläffte Dart in schroffer Herablassung. »Aber die Einzelheiten deines Projektes werden wir später erörtern, wenn du nichts dagegen hast. Vorher stellst du mir fest, wo die Sonde genau sitzt.«
Toshio schüttelte den Kopf. Es war unglaublich, wie verbohrt und einspurig dieser Kerl zu Werke ging! Leitender Forschungsbeauftragter oder nicht, wenn es noch schlimmer wurde, fürchtete er, die Geduld mit dem Schimp zu verlieren. »Hmmm.« Toshio überflog die Instrumente. »Der Robot sitzt jetzt etwas mehr als einen Kilometer tief. Der Schacht wird schmaler und glatter, je frischer die Bohrung ist. Deshalb verankere ich den Robot bei jedem Stopp an der Wand.« Toshio schaute über die Schulter nach Nordosten, und er wünschte, Dennie oder Gillian würden auftauchen und ihn ablenken. Aber Dennie war bei ihren Kiqui, und als er Gillian das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie im Lotossitz auf einer Lichtung gehockt und auf den Ozean hinausgestarrt, als sei die Welt um sie herum versunken.
Gillian war ziemlich aufgebracht gewesen, als Takkata-Jim ihr erklärt hatte, alle an Bord des Schiffes seien mit den Vorbereitungen für die Verlagerung der Streaker so beschäftigt, daß niemand Zeit habe, mit ihr zu sprechen. Sogar ihre Fragen nach Tom Orley hatte er mit knapper Höflichkeit beiseite gewischt. Man würde sie anrufen, wenn man etwas hörte, hatte Takkata-Jim gesagt, und dann hatte er die Verbindung unterbrochen. Toshio hatte gesehen, wie ihre Miene sich verfinsterte, als alle ihre Anrufe beim Schiff zurückgewiesen wurden. Ein neuer Kommunikationsoffizier hatte Akki ersetzt, und dieser Fin erzählte ihr, daß alle, die sie sprechen wollte, nicht zu erreichen seien. Das einzige Besatzungsmitglied, mit dem man sie reden ließ, war Charles Dart – offenbar, weil seine Fertigkeiten im Augenblick weniger dringlich gebraucht wurden. Aber der Schimp weigerte sich, über etwas anderes als seine Arbeit zu sprechen. Daraufhin hatte sie unverzüglich ihre Vorbereitungen zum Verlassen der Insel getroffen. Aber wenig später kam ein Befehl vom Schiff, und zwar von Takkata-Jim persönlich: Sie solle auf unbestimmte Zeit bleiben und Dennie Sudman dabei helfen, ihren Bericht über die Kiqui abzufassen. Diesmal hatte Gillian die Nachricht gleichmütig aufgenommen.
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