Sternenjagd
runtergeworfen.
Und Mitkanos’ Leiche? Danach würde sie auch fragen. Bringt beide nach Avanar und begrabt sie dort. In der großen Höhle oberhalb des Dschungels, aus dem sie ihn aufgelesen hatte, wäre Rhis dann für immer bei ihr.
Sie wischte sich eine Träne von der Backe, die sich aus ihrem Auge geschlichen hatte, und wandte sich wieder der Bildschirmeinheit auf der Mitte des Tisches zu. Die Datenbanken der Quest waren bei dem Angriff reichlich aufgemischt worden, aber das hatte sie nicht anders erwartet. Sie teilte Thren mit, es würde noch eine Weile dauern, alles zu entwirren. Eine gute Weile. Denn, so warnte sie, es gab da mehrere gefährliche, potenziell verhängnisvolle Fehlbedienungssperren.
Sie hatte sie selbst programmiert.
»Ich brauche dringend ein Zielverzeichnis mit sehr, sehr viel Speicherkapazität, um schnell einen Sicherheitsdownload zu starten.« Sie setzte den unschuldigsten Gesichtsausdruck auf, den sie draufhatte. Den gleichen, den sie aufsetzte, wenn sie die konklavischen Zöllner oder Inspektoren fragte: »Was denn für unerlaubte Ware?«
Sie merkte, wie Thren zögerte. Sie hatte soeben einen Zugang zum Basisdatenspeicher des Mutterschiffs verlangt, und dem ’Sko war das durchaus klar. Er lehnte sich auf der anderen Seite des Tisches im Stuhl zurück. Der Stachelball lag reglos vor ihm.
»Warum nicht alte Einheit.« Er zeigte auf den Schrott in der Ecke.
»Weil sie erstens beschädigt wurde, und zweitens diese Beschädigung zum Verlust von Speicherplatz geführt hat. Und drittens ist der Platzbedarf der Sternenkarten größer als das, was noch an Speicher übrig ist. Ich kann sie gerne zu komprimieren versuchen, aber wir riskieren einen irreversiblen Datenverlust, wenn der Platz trotzdem nicht ausreicht.«
Das war eines der wenigen Dinge, die stimmten. Wenn Thren es nicht glauben wollte, würden ihm seine Bordtechniker das jederzeit bestätigen können. Dazu brauchten sie nur die Konsole zu scannen.
Er hatte, das war ihr klar, genau zwei Optionen. Er konnte sie direkt auf die Schiffscomputer zugreifen lassen. Das wäre ihr natürlich am liebsten. Oder aber er nahm sich die Zeit, einen tragbaren Datenspeicher mit ausreichender Kapazität anzuschleppen, um sie ausdrücklich nicht an die Schiffscomputer zu lassen.
Das wäre ihr überhaupt nicht lieb.
Sie musste unbedingt in die Rechner der ’Sko rein. Ran an ihre Basisbetriebssystemdaten.
Sie würde ihnen die Herkoid-Sternenkarten aushändigen, angemessen aufbereitet von dem verstorbenen Captain Khyrhis Tivahr. Aber im selben Zug würde sie ihnen noch etwas anderes rüberreichen.
Überraschung.
Thren plapperte ins Intracom. Hochfrequente, fistelige Ycskrit-Geräusche knisterten zurück. Trilby wartete, betrachtete ihre Hände, musterte die Schreibtischplatte, spähte auf ein weit entferntes Sternenfeld hinter den großen Rundbogenfenstern – kurz, sie schaute überallhin, nur ja nicht auf die Überreste der Navigationskonsole.
Sie flogen jetzt mit Überlichtantrieb, nach einem Sprung durch einen kurzen Hyperraumtunnel. Sie erkannte keine Sternenbilder. Woher sollte sie auch, die ’Sko-Welten waren nun wirklich nicht ihr Gebiet. Thren hatte sich von ihr lediglich die Koordinaten von Avanar geben lassen und benötigte scheinbar keine weiteren Angaben. Offenbar hatten sie ihre eigenen Routen, um nach Gensiira zu gelangen.
Carinas Anwesenheit auf dem Schiff war ein weiterer Beleg dafür.
Sie hatte keine Ahnung, wieso die ’Sko Carina eigentlich am Leben gelassen hatten. Oder auch Farra und Dallon. Edelmut und Milde waren keine Begriffe, die sich auch nur im Entferntesten mit den ’Sko in Verbindung bringen ließen. Wenn sie etwas unternahmen, taten sie es, weil es ihnen auf irgendeine Weise einen Vorteil brachte, und zwar ausschließlich ihnen.
Und wenn es das nicht oder nicht mehr tat, gingen sie ausnehmend brutal und absolut rücksichtslos vor.
Es war auch höchst fraglich, ob die ’Sko sie wirklich lebend auf Avanar aussetzen würden. Wenn überhaupt, so mutmaßte sie, dann nur, sofern sie überzeugt waren, dass sie dort nie wieder wegkonnten. Aber sie würden überzeugt sein – wer würde das nicht? –, sobald sie die alles zersetzende Atmosphäre des avanarschen Dschungels kennegelernt hatten.
Ihr Überleben würde davon abhängen, welches Schiff die ’Sko ihnen als Schutz auf Avanar zugestanden. Die Shadows Quest würde ihr schon genügen. Mit ihrem Bestand an im Laufe der Jahre zusammengetragenen
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