Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenjagd

Sternenjagd

Titel: Sternenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linnea Sinclair
Vom Netzwerk:
und mehr noch, dass sie ihn nicht besonders leiden konnte.
    Letzteres immerhin war ihm vertraut. Kaum jemand konnte ihn leiden.
    Und andererseits flickte sie seine Jacke, suchte ihm ein passendes Hemd heraus, sorgte für frische Seife und hielt immer einen heißen Kaffee für ihn bereit. Fragte, ob er noch eine Decke brauchte. Ob er genügend Handtücher in seiner Sanizelle hatte.
    Ein paar Mal hatte sie ihn regelrecht angemacht, oder jedenfalls ein bisschen geneckt. Er fragte sich, ob er sich am Ende irrte. Vielleicht mochte sie ihn doch irgendwie. Nur ein ganz kleines bisschen.
    Das machte ihm Angst. Weil er nämlich nicht wusste, was er tun sollte, wenn es so war.
    Er warf die Jacke wieder über die Stuhllehne und schob alle Trilby-Grübeleien entschlossen von sich. Stattdessen machte er sich bewusst, wer er war und warum er hier war.
    Er stellte den Wecker auf 0130. Er hatte noch was zu tun.
    In ihrem Quartier angekommen, stellte Trilby als Erstes den Wecker auf 0530. Als Nächstes zog sie den Schwenkarm des Comps herum, damit sie ihn vom Bett aus bedienen konnte. Sie hockte sich im Schneidersitz auf den verschlissenen lila Quilt, stützte die Ellenbogen auf die Knie und unterzog ihr Schiff einer Prüfung auf Herz und Nieren. Das hatte sie noch nicht oft gemacht, aber bisher hatte sie ja auch keine ungebetenen Gäste an Bord gehabt.
    Das Check-Programm hatte sie einst mit Shadow geschrieben, und es war eines ihrer besten Programme. Unwillkürlich musste sie an ihn denken. Jung und schlaksig. Wie er sich mit langen Fingern seinen unbändigen, dunkelbraunen Schopf aus den Augen strich, immer und immer wieder. Doch dann verblasste sein Gesicht in ihrer Erinnerung. Sein Tod lag fast siebzehn Jahre zurück.
    Sie war gerade sechzehn geworden, als es geschah. Shadow war über zwei Jahre ihr Juniorausbilder gewesen. Dann ergatterte er bei Herkoid einen Klasse-Job auf einem Langstreckenfrachter. Drei Monate später folgte Trilby ihm. Herkoid konnte billige Arbeitskräfte immer brauchen.
    Port Rumor. Der Müllplatz des zivilisierten Weltraums bot nicht nur hartes Gerät feil, sondern auch weiche Körper. Waisen, Bastarde, Verstoßene. Tausende in Verschlägen hausende Kinder, die illegal auf den Laderampen und den Frachtern beschäftigt wurden. Jobs, Futter, Klamotten, alles musste man sich irgendwie beschaffen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wer’s findet, darf’s behalten.
    So war das damals in Port Rumor.
    Und Shadow, Shadow war tot. Er stand auf der Brücke, als ’Sko-Laser den Großraumfrachter kurzerhand zersägten. Erst schnitten sie die Brücke in Scheiben, danach säbelten sie den Maschinenraum ab.
    Den Frachtraum ließen sie ganz. ’Sko zerstören niemals die Fracht. »Man scheißt nicht da, wo man isst«, wie Shadow zu sagen pflegte.
    Trilby und drei Lagerarbeiter hatten sich zum Zeitpunkt des Angriffs gerade im Frachtraum befunden, weil zwei Container aus ihren Halterungen gerutscht waren. Trilbys unbedeutende Stellung und die Ankunft einer konklavischen Schwadron hatten ihr am Ende das Leben gerettet.
    Sie massierte sich mit zwei Fingern den Nasenrücken. Müdigkeit überkam sie in gleichem Maße, wie die schwere Erinnerung gnädig verblasste. Sie schüttelte den Kopf, um wach zu bleiben, und starrte auf die Datenreihen, die der Comp über das Display schickte. Sorgsam verglich sie Dezis Flickwerk mit Rhis’ Endprogrammierung. Alles im grünen Bereich. Keine Ketten, keine Karusselle.
    Sie hatte ihm mit Absicht nicht mehr über die Schulter gesehen, um herauszufinden, ob er irgendetwas im Schilde führte. Sollte das der Fall sein, so war es ihr lieber, wenn er es versuchte, solange sie noch nicht irgendwo im All unterwegs waren.
    Aber ihre Befürchtungen schienen unbegründet zu sein.
    Rhis war allem Anschein nach ein braver Junge.
    Sie zog sich das grüne T-Shirt über den Kopf und warf den Werkzeuggürtel samt Laserpistole auf die aus der Wand hervorstehende Nachtablage. Ihre Hose knüllte sie zusammen und schleuderte sie in den Wäschekorb in der Ecke. Wenn Sie erst mal unterwegs waren, hatte sie reichlich Zeit, die Wäsche zu waschen.
    Oder vielleicht sollte sie die Ehre dem Herrn Lieutenant Charming zuteilwerden lassen. So hilfsbereit er auch war – jede Wette, dass er mit dem Bodensatz der auf einem Schiff zu verrichtenden Arbeit noch nie in Berührung gekommen war. Daran merkte man nämlich, dass er ein Karrierist war. Karrieristen, besonders die des Imperiums, wuschen ihre Wäsche nicht

Weitere Kostenlose Bücher