Sternenjagd
selbst.
Vielleicht war es an der Zeit, dass ihm jemand dabei half, die kleinen schwarzen Löcher in seiner Ausbildung zu erhellen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.
Kurz bevor der Wecker klingelte, wachte er auf und starrte in die Dunkelheit seiner winzigen Kabine. Es war ungewohnt, sich auf einem Schiff zu befinden, das sich nicht bewegte. Er war es gewöhnt, das gleichmäßige Wummern der Triebwerke als Schwingung in seinem Körper zu spüren.
Er zog Hose und Hemd an und streifte die Jacke über. Das neue weiße Hemd wäre in den dunklen Korridoren der Venture die reinste Signallampe gewesen. Er musste aber unbedingt Teil der Schatten sein, um das tun zu können, was er vorhatte. Sein Kettenkarussell einzubauen. Trilby Elliots Worte hallten noch immer in ihm nach. Der Klang ihrer Stimme, voller Misstrauen und untergründigem Sarkasmus.
Kettenkarussell.
Auf der Höhe eines großen Wandschranks, in dem Hilfsversorgungs- und Kommunikationskontrollsysteme untergebracht waren, verlangsamte er seinen Schritt. Er dekodierte das Schloss und stellte sicher, dass er keine Alarmschaltung aktivierte. Unterstützt von einem Datalyzer, den er heimlich hatte mitgehen lassen, benötigte er eine halbe Stunde konzentrierter Arbeit, um sich in das datentechnische Herz des Schiffs zu hacken.
Alle ihre illegalen Updates zogen in langen Datenreihen an ihm vorbei. Von Trilby Elliot persönlich programmiert. Er wusste nicht, was ihn mehr überraschte: die Raffinesse oder die Abgebrühtheit ihrer äußerst kreativen Manipulationsmethoden.
Er hatte es hier mit einem waschechten Talent zu tun. Die kleine kecke Funkenfee hatte richtig was drauf. Hätte sie die imperiale Ausbildung genossen, so hätte sie die Hälfte aller ihm bekannten Chefprogrammierer locker hinter sich gelassen.
Von ihr konnte er noch einiges über Ketten und Karusselle lernen. Freiwillig würde sie es ihm natürlich nicht beibringen. Aber in den Programmiervorlagen sollte er auch so ein paar Antworten auf seine offenen Fragen finden. Es wäre sicherlich interessant, ihre Skriptmethoden später auf den Computern der Razalka einer genauen Analyse zu unterziehen.
Er tippte ein paar Mal auf die Tastatur und tauchte immer tiefer in die Datenstruktur ein, bis er zu ihren geschützten Privatordnern vorstieß. Wo sonst sollte sie die Programmierungsvorlagen sicher aufbewahren?
Zuerst landete er im falschen Verzeichnis. Das Icon des Ordners zeigte ein J. Er wollte gerade zurückgehen, zögerte dann aber einen Moment. Das Imperium hatte sich schon öfter Schiffe mit eben diesem Emblem unter den Nagel gerissen. Das J stand für Jagan Grantforth. Grantforth Galaktik Amalgam. GGA . Was darüber hinaus noch zusätzlich seine Neugier weckte, war der Kalender mit der Sende- und Empfangsliste. Regelmäßige Kommunikation über anderthalb Jahre, und dann brach vor vier Monaten plötzlich jeglicher Kontakt ab.
Grantforth war ein leuchtender Stern am Konzernhimmel. Neureich, zweifelsohne, aber die meisten Konklaven waren neureich. Im Gegensatz zu den tradierten Familien Zafharias.
Er konnte sich nicht erklären, was ein Wirtschaftsgigant wie GGA mit einer Kleinspediteurin wie Trilby Elliot zu schaffen hatte. Und warum diese Verbindung augenscheinlich so gar nichts für sie abgeworfen hatte.
Es sei denn, die Verbindung war nicht rein geschäftlich gewesen. Aber genau danach sah es aus, als er die Nachrichten auf dem kleinen Bildschirm durchscrollte. Und prompt vergaß er, warum er eigentlich hergekommen war, und Trilbys Programmiervorlagen hatte er sowieso schon vergessen.
Der reiche und einflussreiche Jagan Grantforth hatte offenbar in Port Rumor die nichts ahnende und leichtgläubige Trilby Elliot gehörig um den Finger gewickelt.
Er betrachtete Jagans Nachrichten mit zunehmendem Missfallen. Der gut gebräunte, blonde junge Mann auf dem Bildschirm warf mit Schmeicheleien und zuckersüßen Komplimenten nur so um sich. Ein paar Nachrichten später immer noch das Gleiche. Aber die letzten beiden Eingänge unterschieden sich merklich.
»Trilby, Schätzchen.« Jagan erschien im Kleinformat auf dem Bildschirm. »Ich bete dich an, und das weißt du. Keine Frau gibt mir dieses Gefühl, das du mir gibst. Aber wir leben in unterschiedlichen Welten, das können wir nicht einfach links liegen lassen.« Die Kamera zeigte kurz das halb volle Weinglas in seiner Hand, dann erschien er wieder in der Bildmitte. »Tut mir leid, dass du auf diese Weise von meiner Verbindung zu
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