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Sternenjagd

Sternenjagd

Titel: Sternenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linnea Sinclair
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Kaffeebereiter.
    Als Rhis zum Essen erschien, nippte sie immer noch an ihrer ersten Tasse. Aber der Kaffe war kalt. Sie rührte gedankenverloren darin herum und tat so, als betrachte sie durch die Ansichtsschirme die langen Schatten Avanars. Zwei Monde gingen gerade auf. Sie sah zu, wie Rhis’ Silhouette – dunkelhaarig und dunkelhemdig – über die Schirme wanderte, während er sich mit einem Teller Auflauf in der Hand an den Tresen setzte, der die Lounge von der Kombüse trennte. Neben sich legte er eines der wenigen mobilen Databletts, über die das Schiff verfügte. Er war an irgendeinem Sensorrätsel zugange, welches sie trotz Dezis Erklärungsversuchen nicht recht verstand.
    So lautete jedenfalls seine Version.
    Nach allem was sie wusste, konnte er ebenso gut daran arbeiten, den ’Sko mehr Lufthoheit über die Konklaven zu verschaffen.
    Neadis Worte hallten in ihr nach und wurden plötzlich überlagert von der Erinnerung an die Hitze, die sich im Hauptversorgungstunnel zwischen ihm und ihr aufgebaut hatte. Sie war beinahe überrascht, dass die heruntergestürzte Blechtür bei der Berührung ihrer Körper nicht kurzerhand geschmolzen war.
    Es machte sie stocksauer, wie er sie beim Auffangen angetatscht hatte. Andererseits war es sehr wohl möglich, dass sie sich das doch nur eingebildet hatte. Vielleicht waren sie wirklich nur aus Versehen gegeneinander gefallen, dabei war ihr zufällig das T-Shirt hochgerutscht und seine Hand einfach da gelandet, wo sie logischerweise hatte landen müssen.
    Aber der Kuss, dieser Kuss war ganz sicher kein Versehen gewesen.
    Also behielt sie ihn weiterhin im Auge, ohne ein Auge auf ihn zu werfen. ›Ihn‹, den Lieutenant des zafharischen Imperiums, und nicht ›ihn‹, den Mann mit den breiten Schultern und den starken Armen. Und mit nachtschwarzem Haar – das einzig Weiche an seinem ganzen Körper …
    Gereizt sprang sie auf, irritiert von den Abwegen, die ihre Gedanken schon wieder genommen hatten. Die längst vergessene Kaffeetasse hielt sie immer noch in der Hand. »Können wir morgen früh um 0600 fliegen?«
    »Unbedingt. Wir können auch schon heute Nacht fliegen. Wir sind in einer Stunde startbereit.«
    Trilby schüttelte den Kopf. »Nein, ich brauche Schlaf. Dezi muss sich aufladen, und Sie sind gerade dabei, sich von ein paar üblen Verletzungen zu erholen.«
    Er sah auf seinen aufgerollten Hemdsärmel hinunter und begutachtete die blutunterlaufene Schwellung am Arm.
    »Ich weiß schon, ich weiß schon«, fauchte sie, als er zu einer Antwort ansetzen wollte. »Sie haben da draußen irgendwo hinter der Grenze eine ganz heiße Sache laufen, schon klar. Aber auch wenn wir erst morgen bei Sonnenaufgang starten, liegen wir im Zeitplan. Wir brauchen alle eine Mütze voll Schlaf.«
    Sie ging um ihn herum, um ihre Tasse in den Geschirrkorb zu stellen.
    Er reichte ihr die Kasserolle. »Ich könnte doch schon starten –«
    »Danke, nein. Ich erwarte Sie um 0545 auf der Brücke. Ich möchte noch einen kompletten Systemcheck laufen lassen, bevor wir hier versehentlich den ganzen Laden grillen.«
    Er stieß sich vom Tresen ab, klemmte sich das Datablett unter den Arm. »0545. Verstanden.«
    Erleichtert ließ sie den Atem entweichen, den sie hatte anhalten müssen, bis er den Raum verließ. Dann räumte sie schnell die Kombüse auf. Solange Rhis in seiner Kabine war, hatte sie freie Bahn, sich ungestört ein wenig auf ihrem Schiff umzuschauen. Vielleicht ließ sich ja herausfinden, was der Lieutenant wirklich auf dem Ladedeck vor Lagerbox 3 zu suchen hatte.
    Und während sie energisch darüber nachdachte, versuchte sie genauso energisch nicht darüber nachzudenken, wie sich wohl ein neuerlicher Kuss von seinem Mund anfühlen mochte.
    Er sah sie sofort, kaum dass die Tür seiner Kabine aufgeglitten war: Seine schwarze Jacke hing gereinigt und geflickt über der einzig vorhandenen Stuhllehne. Er nahm die Jacke hoch, bemerkte den leichten Hauch ihres Parfüms und entdeckte den Rest.
    Ein langärmliges weißes Hemd, das ihm passen würde. Es schien neu zu sein und roch nicht nach gepuderten Blumen. Er fragte sich, wo sie das her hatte. Replikator? Nein, das Schiff hatte ja keine Replikatoren an Bord.
    Ihre Art verwirrte ihn. Oder hatte ihn verwirrt, jetzt nicht mehr. Er hatte inzwischen begriffen, dass sie in einem Moment unterkühlt und schnippisch sein konnte und im nächsten warm und zugewandt. Sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ihm nicht über den Weg traute,

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