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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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begeben, um Forschungen zur Natur des Hauptradianten zu initiieren. Das war seine Art; jetzt, wo das Testprogramm lief, betrachtete er die Gravastern-Arbeit als »reines Detail« und hatte seine Aufmerksamkeit bereits der nächsten konzeptuellen Phase seines Projekts zugewandt, dem Angriff auf Chandra selbst. Und er brauchte Pirius, wie er erklärte; er wollte, dass ein Mitglied seines »Kernteams« an jeder Phase des Projekts beteiligt war. Torecs neu entdeckte Management-Fähigkeiten waren für die Testflugarbeit einfach zu wertvoll; Pirius hingegen war entbehrlich.
    Und so befahl er Pirius, zum »Neutrino-Teleskop« zu kommen, wie er es nannte, und überließ es ihm dann achtlos, sich selbst um die Reise zu kümmern. Es war zum Verrücktwerden – und peinlich obendrein. Pirius hatte nämlich keine rechte Vorstellung, was Neutrinos waren, weshalb und wie man ein Teleskop baute, um sie zu studieren, und warum Nilis der Ansicht war, Neutrinos hätten etwas mit seinem Projekt zu tun.
    Aber sein größtes Problem bestand darin herauszufinden, wo das Teleskop überhaupt war.
    Er erkundigte sich im Stützpunkt. Keiner der Ingenieure und Matrosen wusste, was er meinte. Am Ende blieb ihm nichts anderes übrig, als zu Commander Darc zu gehen – ein weiterer Gesichtsverlust. »Ach, die Kohlenstoffmine!«, lachte Darc und erklärte ihm, das Team, das er ihm zuteilen werde, kenne sein Ziel.
    Pirius verbrachte eine letzte Nacht mit Torec. Sie teilten sich eine Koje in einem großen, hell erleuchteten Marineschlafsaal: Er war nicht so riesig wie die Kasernenkugel der Bogen-Basis, aber groß genug, dass sie sich zu Hause fühlten. Sie sprachen über Belanglosigkeiten – über alles Mögliche, nur nicht über Silbergeister, Neutrinos, ihre eigenen Herzen oder andere Mysterien.
    Dann flog Pirius ein weiteres Mal ins dunkle Herz des Sol-Systems.
    Die Korvette, die er nahm, war im Vergleich zu der von Nilis spartanisch, und die Crew, erfahrene Marineveteranen, die sich über die langweilige Routineaufgabe ärgerten, ignorierten ihn während der gesamten Reise. Pirius aß, schlief und trainierte. Es war gar nicht so schlimm; vielleicht gewöhnte er sich allmählich an die seltsame Erfahrung, allein zu sein.
     
    Beim Anflug umrundete die Korvette von der Schattenseite her schwungvoll den Rand des Planeten, und die neue Welt öffnete sich zu einer ungeheuren Sichel.
    Pirius schaute durch die transparente Hülle hinaus. Das Licht war blendend hell; er befand sich in einem Sektor, nicht weit von der Erde entfernt, und die Sonne erschien ihm hier riesengroß. Ein weiterer neuer Planet, dachte er müde, ein weiteres Stück Fremdartigkeit.
    Doch dieser Planet war wirklich außergewöhnlich. Unter einer dichten, leicht dunstigen Atmosphäre war sein Boden vom Pol bis zum Äquator strahlend weiß. Vom Orbit aus wirkte er völlig glatt und makellos, wie ein gewaltiges Spielzeug. Pirius hatte noch nie eine Welt gesehen, die so sauber, so jungfräulich anmutete. Die ganze Oberfläche schien regelrecht zu glitzern, als wäre sie mit Salzkörnern bedeckt.
    Die Korvette ging in eine bodennahe Umlaufbahn, und der Planet flachte sich ab und entfaltete sich zu einer Landschaft. Die Lufthülle reichte hoch hinauf und war völlig transparent, ohne Wolken, bis auf hohe, eisige Dunststreifen. Doch Pirius sah Kondensstreifen und die Feuerschweife von Raketentriebwerken in der blassgrauen Luft funkeln. Einmal bemerkte er ein riesiges Schiff, das aus dem Orbit herunterkam und durch die obere Atmosphärenschicht glitt. Es war eine Art Trawler; er sog Luftmoleküle in eine große elektromagnetische Schaufel, deren Umrisslinien von zuckenden Blitzen gezeichnet wurden.
    Aus solcher Nähe wurde die geometrische Perfektion dieser Welt allerdings von Einzelheiten getrübt. Pirius machte die Formen von Bergen, Schluchten und sogar Kratern aus. Alles war jedoch von weißem Staub überzogen, sämtliche Ränder waren geglättet, sämtliche Konturen verschwommen. Er fragte sich, ob das weiße Zeug Wassereis oder vielleicht sogar Kohlendioxidschnee sein konnte, aber dafür war die Hitze der Sonne mit Sicherheit zu stark.
    Kleine Siedlungen tüpfelten das Land. Im cremigen Boden um diese verstreuten Flecken herum hatte man ordentliche Steinbrüche angelegt, deren Sohlen kreuz und quer von den Spuren sich mühsam vorwärts arbeitender, insektenartiger Fahrzeuge überzogen waren. Winzige Schiffe stiegen von kleinen, leuchtend orangefarbenen Landeplätzen ins All und

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