Sternenlaeufer
Spaß machen kann?«, gab er zurück, als Maarken eine Bemerkung machte, er vergeude nur seine Energie, um ein Paar Ungeheuer zu unterhalten.
»Jetzt verstehe ich, warum man mindestens vierzehn sein muss, ehe man mit der Ausbildung anfangen darf«, lachte Hollis. »Könnt Ihr Euch das Chaos sonst vorstellen?«
Als sie schließlich den Pavillon aus goldener Seide erreichten, den Rialt schon vorher hergebracht hatte, waren alle am Verhungern. Das Zelt war direkt unterhalb des Turmes aufgebaut worden, der den Eingang zu Rivenrock bewachte. Hier hatte Pols Großvater, Prinz Zehava, seine tödlichen Wunden im Kampf mit einem Drachen davongetragen; Rohan hatte denselben Drachen irgendwo in der Schlucht getötet. Hier waren auch alle drei Jahre die Jungdrachenjagden abgehalten worden, ehe Rohan die Schlachterei per Gesetz verbieten ließ. Pol konnte nicht begreifen, wie man einen Drachen auch nur verletzen, geschweige denn nur als Zeichen von Geschicklichkeit zum Kampf fordern konnte. Und die Vorstellung, den Jungdrachen aufzulauern, wenn sie mit noch feuchten Schwingen und geblendeten Augen in die Sonne traten, verursachte ihm Übelkeit.
Aber er verstand, warum Rohan den Drachen töten musste, der Zehava getötet hatte – der letzte, der getötet worden war bis zu den drei Drachen, die Prinzessin Ianthes Sohn gemeuchelt hatten. Rohan hatte Zehava den Tod dieses Drachen versprochen, aber er hatte auch seine eigene Kraft gezeigt. Pol dankte der Göttin, dass die Umstände es überflüssig machten, dass auch er seine Fähigkeiten auf ähnliche Art mit einem Schwert demonstrierte. Tatsächlich war das ganze Leben seines Vaters darauf ausgerichtet gewesen, vor allem sicherzustellen, dass Pol überhaupt nicht mit dem Schwert leben musste.
Er lehnte sich faul auf dem dicken Teppich zurück, der unter dem Sonnensegel ausgebreitet war, einen vollen Teller und einen Weinkelch in Reichweite. Ausritte wie dieser waren nur mit seiner Familie weit weniger formell. Da gab es nur Brot, Obst und Käse, an denen man sich gütlich tat, während man im Schatten einer Düne oder eines vorspringenden Felsens saß. Aber in Drachenruh hatte er Gefallen an eleganten Kleinigkeiten gefunden, denn die Gäste erwarteten dort mehr als einen Laib Brot, einen Wasserschlauch und den harten Boden. Außerdem verdiente seine gegenwärtige Begleiterin Eleganz.
Lady Meiglan saß auf einem Kissen rechts von ihm, schlank und fein in einem Reitkleid von cremigem Beige, mit orangefarbener Stickerei. Sie hatte in seiner Nähe genug Zuversicht entwickelt, noch dazu fern von ihrem Vater, um harmlose Fragen zu beantworten. Aber er wusste noch immer nicht, ob ihre Schüchternheit echt oder beabsichtigt war.
Pol hatte immer gewusst, dass Miyons Handelsverträge zweitrangig waren und dass er irgendeinen anderen Plan verfolgte; dass er denken sollte, Meiglan wäre dieser andere Plan, war ihm langsamer aufgegangen, als es seinem Selbstbewusstsein guttat. Er musste zugeben, dass der Cunaxaner Prinz sein Objekt der Ablenkung sehr gut gewählt hatte. Pols Verstand hatte nicht mit der üblichen Geschwindigkeit gearbeitet, weil sie tatsächlich bezaubernd war.
Daher hatte er beschlossen, sich verzaubern zu lassen.
Voller Belustigung über diese Lösung zog er seine Mundwinkel nach oben. Dieses Spiel würde fast so gut werden wie eines, das vor dreißig Jahren gespielt worden war. Der einzige Punkt, in dem sein Vater ihn übertraf, war die Zahl der Frauen, die er gegeneinander ausgespielt hatte.
Rialt und Edrel hatten einen Skandal vermutet, als Pol vor zwei Tagen das Spiel eröffnete. Sie sollten ihm helfen, sich für den Tag anzukleiden. Kritische Aufmerksamkeit der Kleidung gegenüber war angesichts der Tatsache, dass er für gewöhnlich anzog, was immer man ihm gab, ohne zu wissen oder sich darum zu kümmern, was es war, etwas, das sie fast ebenso sehr in Erstaunen versetzte wie seine Worte.
»Habt ihr ihre Augen gesehen? Wie ein Teich im Wald, im Herbst, wenn Blätter herabrieseln und das Wasser verdunkeln. Aber wenn sie lächelt, dann scheint die Sonne. Was meinst du, Edrel, den Achat? Zur Verführung?« Er hielt einen groben Stein empor, der in einen silbernen Ohrring gefasst war.
Rialts Stirnrunzeln war Antwort genug gewesen für beide. »Bernstein wäre angemessener: zum Schutz vor Gefahr! Mein Prinz, bitte vergesst nicht, wer dieses Mädchen ist!«
Pol hatte nur gelacht: »Eindeutig der Achat!«
Rialt winkte Edrel daraufhin aus dem Raum. »Ihr könnt
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