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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Rücksichtnahme der Rektorin fand. Ein bisschen eingebildet war er ja schon.
    »Wollen wir weitergehen?«, schlug er vor.
    Während wir nebeneinander die Straße entlangschlenderten,fragte er mich immer weiter aus. Er wollte wissen, welche Fahrzeuge wir damals benutzt hatten, warum unsere Städte überdacht wurden und wie es früher hier aussah. Ich erzählte ihm von den riesigen Landflächen, aus denen die Erde bestanden hatte, und berichtete von den vielen Dörfern und Kleinstädten, die heute unbewohnt waren, da es zu teuer gewesen wäre, jede Gemeinde wegen der hohen Ozonwerte zu überdachen.
    Iason hörte mir aufmerksam zu und unterbrach mich nur, wenn er eine Verständnisfrage hatte. Als ich nicht mehr wusste, was ich ihm noch erzählen sollte, wurde die Stimmung immer befangener.
    »Die Kinder mögen dich«, meinte er schließlich. »Tony sagt sogar, du seist die beste Heumachhelferin, die er je gehabt hätte.«
    Ich spürte, wie ich errötete.
    »Und was findest du?«, entfuhr es mir, bevor ich die Frage auch schon wieder bereute. Es war wirklich unglaublich, wie peinlich man sich aufführen konnte, wenn man besonders bemüht war, genau dies nicht zu tun.
    »Ich finde, Tony hat recht«, wand er sich charmant heraus.
    Das hast du davon, dumme Kuh, schimpfte ich innerlich mit mir selbst. Was hattest du erwartet?
    Wütend über mich selbst, ging ich neben ihm die Straße hinab. Die Häuser wurden jetzt immer niedriger, bis wir auch den äußeren Ring des Stadtrandes verließen.
    »Hast du hier schon Freunde gefunden?« Ich versuchte, meiner Stimme einen möglichst neutralen Klang zu verleihen. Er musste ja nicht gleich merken, worauf ich hinauswollte. Vorsichtiges Herantasten gehörte zwar nicht gerade zu meinen Stärken, in diesem Fall aber war es sicherlich der bessere Weg.
    »Ich bin in solchen Dingen eher zurückhaltend«, antwortete er.
    »Ich dachte, du verstehst dich ganz gut mit Mirjam«, sagte ich so ganz nebenbei.
    »Ja. Wir haben uns gestern getroffen. Für das kommende Wochenende hat sie mich ins Kino eingeladen.«
    Alles an mir wurde starr. Diese blöde, hinterhältige und durchtriebene Schlange. Hoffentlich erstickte sie an einer Fischgräte!
    »Schön«, sagte ich, was mich wirklich große Mühe kostete.
    »Ich habe ihr abgesagt.«
    Am liebsten hätte ich vor Freude laut aufgeschrien. Aber ich unterdrückte es und gab mich verständnislos. »Warum?«
    Seine Antwort war lediglich ein Schulterzucken.
    Das herrliche Wetter, die singenden Vögel, alles verlockte mich, den Weg entlangzuhüpfen.
    Bleib cool, tu so, als ob du über den Dingen stehst, mahnte ich mich immer wieder.
    Erst als es zu spät war, erkannte ich, wo er mich hingeführt hatte. Verstört hielt ich inne.
    Das Meer war heute nicht so rau wie neulich, aber immer noch wild genug. Erschreckende Bilder und verdrängte Gedanken stiegen in mir auf. Der leere Strand, das Unheil verkündende Grollen der Wellen. Alles kehrte wieder zurück. Ich fühlte dieselbe panische Angst um Hope, empfand jene Verzweiflung und Not, die mich erneut in einen dunklen Abgrund rissen. Und während ich versuchte, diese Erinnerung aus meinem Kopf zu zwingen, schob sich eine andere dumpfe Ahnung in mein Bewusstsein. Warum war Iason mit mir ausgerechnet hierher gekommen? Was sollte das? Wollte er noch eine andere Rechnung begleichen? Sollte ich, während er für seinen Fehler geradestand, auch gleichzeitig für meinen bezahlen? Wenn es das war, was er dachte, dann wäre meine kurzzeitige Hoffnung, Iason könnte vielleicht doch ein anderer sein, als ich zunächst angenommen hatte, endgültig erloschen. Bittere Erkenntnis schlug in mir ein. Warum sollte er mich sonst ausgerechnet ans Meer gelockt haben?
    Ich rückte von seiner Seite und versuchte, innerlich Distanzzu ihm aufzubauen. Seine Nähe, von der ich eben noch kaum genug bekommen konnte, empfand ich jetzt geradezu erstickend.
    »Warum sind wir hier?« Mir war kalt und ich konnte kaum atmen.
    Er drehte sich zu mir um. »Was glaubst du?«
    »Es ist wegen Hope.«
    »Auch«, räumte er ein. »Ich hatte dir doch gesagt, dass es da noch etwas anderes gibt, das du wissen solltest.«
    Es war, als würde mich das Meeresrauschen betäuben.
    »Sag, was du sagen musst, dann möchte ich gehen.« Meine Stimme klang zerbrechlich wie Glas.
    »Ist es so schlimm?«, fragte er.
    Fassungslos wandte ich mich ab.
    »Mia, wenn ich etwas Falsches gesagt oder getan habe, dann bitte, lass es mich wissen«, ertönte es nun deutlich

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