Sternenschweif 29 - Die goldene Muschel
Leona drückte Paradiso nur die Fersen in die Seite, und ritt los. Laura hatte Mühe hinterherzukommen.
„Das ist doch nur ein Silvesterturnier“, sagte sie, als sie Leona schließlich eingeholt hatte. Doch Leona würdigte sie keines Blickes.
„Du übst überhaupt nicht und bist sogar noch besser als ich“, stieß sie schließlich hervor. „Das ist ungerecht.“
„Ach, das war reine Glückssache“, versuchte Laura sie zu besänftigen. „Sieh das doch nicht so verbissen. Ein vierter Platz ist auch gut.“
„Aber ein dritter ist besser“, erwiderte Leona schnippisch und schwieg den Rest des Heimwegs.
Auch Mrs Tuck konnte Leona nicht aufmuntern. Sie verschwand schnurstracks in ihrem Zimmer.
„Warum ist sie bloß so sauer?“, fragte Mrs Tuck verwundert.
„Ich glaube, weil ich ohne zu üben noch einen Platz besser gewesen bin“, erklärte Laura.
„Aber das war doch nur ein Spaßturnier und keine Bezirksmeisterschaft“, meinte Mrs Tuck kopfschüttelnd. „Warum nimmt sie sich so was nur immer so zu Herzen?“
„Ich weiß es auch nicht“, erwiderte Laura.
Bis sie zur Silvesterparty aufbrachen, sprach Leona kein Wort. Laura hoffte, dass das Bleigießen oder das Würstchengrillen sie auf andere Gedanken bringen würden.Und tatsächlich wurde Leona nach und nach wieder gesprächiger. Als sie das große Feuerwerk vorbereiteten, war sie voller Eifer bei der Sache. Sie stellten Raketen in leere Flaschen und verteilten Wunderkerzen. Dann zählten sie die letzten Sekunden bis Mitternacht herunter. Drei, zwei, eins … Mit einem lauten Zischen stiegen die ersten Raketen in die Luft. Laura blickte mit den anderen Mädchen in den tiefblauen Nachthimmel, wo sie in tausend kleine Sterne zerplatzten. Als die letzte von ihnen verglüht war, sahen sich Laura und Leona mit leuchtenden Augen an.
„Wow, das war großartig!“, sagte Leona.
„So großartig wie das neue Jahr werden wird“, meinte Laura und grinste.
„Genau, zum Beispiel die Faschingsferien, wenn ich dich besuchen komme“, antwortete Leona, ebenfalls grinsend.
„Wir werden lauter schöne Dinge unternehmen“, versprach Laura. „Uns tolle Kostüme ausdenken, Ausritte in den Wald machen oder vielleicht sogar eine Bergtour.“
„Eine Bergtour?“, fragte Leona mit großen Augen.
„Na klar“, antwortete Laura und grinste. „Du wirst sehen, wir werden eine tolle Zeit haben. Sie hielt Leona ihren Punschbecher hin und zwinkerte ihr zu. „Auf unsere Ferien!“
In dieser Nacht schlich sich Laura zum letzten Mal zu Sternenschweif. Bislang hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihm zu reden. Sie war ganz aufgeregt. Obder Verwandlungszauber wieder funktionieren würde? Leise begann sie die magischen Verse zu sprechen. Kaum war das letzte Wort verklungen, zuckte ein violetter Blitz durch die Luft. Und als Laura die Augen wieder öffnete, stand ein strahlend schönes Einhorn vor ihr.
„Es klappt wieder, was für ein Glück!“, jubelte sie. Mit einem zufriedenen Lächeln strich sie über Sternenschweifs seidiges Fell. Sein Horn glitzerte, als ob es mit lauter kleinen Glitzersteinchen besetzt wäre.
„Ja, was für ein Glück“, stimmte ihr Sternenschweif zu. „Ich kann mich wieder ganz normal verwandeln. Und das alles dank des Zaubertranks. Er war meine Rettung!“
Er stupste den Eimer an, mit dem Lauradas Meerwasser geholt hatte. Ihr Blick fiel auf die beiden dunklen Steine, die sie achtlos am Boden hatte liegen lassen. Sie nahm einen von ihnen hoch und betrachtete ihn aufmerksam. Ganz fein waren noch die goldenen Körnchen auf der glatten Oberfläche zu erkennen. Sie glitzerten und funkelten. Laura legte einen Arm um Sternenschweifs Hals.
„Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht“, sagte sie.
„Nur, weil du so mutig warst und dich allein auf den Weg in die Höhlen gemacht hast“, erwiderte Sternenschweif.
„Ich hatte gedacht, dass du viel zu schwach wärst, um mitzukommen“, meinte Laura.
„Ich weiß auch nicht, wie ich es bis zu dir geschafft habe“, erwiderte Sternenschweif. „Ich habe geahnt, dass du noch einmal zu den Höhlen gehen würdest. Und dann habe ich bemerkt, dass du die Stalltür nicht richtig zugemacht hattest. Also bin ich raus und habe meine allerletzten Kräfte zusammengenommen, um über den Koppelzaun zu springen. Als ich dann am Strand angekommen bin, wusste ich zunächst überhaupt nicht wohin. Aber dann habe ich plötzlich das Mondlicht durch diesen ausgewaschenen Felsen fallen sehen und mir
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