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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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von Glasscheiben, Laternen schimmerten, Pflanzen warfen nickende Schattenbilder. Keva fragte sich flüchtig, wo die Rotmähnen einquartiert worden waren und wer sie fütterte.
    Dann streckte Tinata eine Hand starr aus und zischte, Keva hielt an und hörte Füße durch entfernte Gassen laufen. Hörte einen einzigen Schrei und die Antwort darauf. Und endlich das Poltern vieler Füße. Sie wandte sich Tinata zu. »Was ist los?«
    Tinata antwortete ihr in der Sprache des Clans, wandte sich um, spähte die Gassen hinunter und lauschte angespannt. Dann ergriff sie Kevas Arm und begann zu laufen, zerrte sie den Weg zurück, den sie gekommen waren. Sie zischte nur ein einziges Wort: »Yarika!« Keva konnte nicht erkennen, ob ihre Augen vor Schreck oder Aufregung blitzten.
    Als sie sich dem Rand der Ansiedlung näherten, begleiteten sie weitere Menschen, und Keva hörte von ihnen den gleichen Ruf:
»Yarika!«
    »Keva!«
    Keva drehte sich verwirrt um. Tedni und Danior lösten sich aus der Dunkelheit, der Stein an Daniors Hals warf ein schwaches blaues Licht. »Die Yarika kommen«, sagte Tedni mit einem fanatischen Grinsen. »Sie kommen mit Fackeln, um unser Labyrinth niederzubrennen, aber diesmal sind wir vorbereitet. Denn Danior hat sie in seinem Stein gesehen. Sie raubten die Zollidars aus und nahmen den Gedanken-Stein mit, und jetzt sind wir für sie bereit. Wir werden sie in Stücke schneiden.«
    Keva warf einen Blick auf Danior, ihr Magen verkrampfte sich vor Furcht. »Du wirst nicht gehen?« Um gegen plündernde Clansmänner mit Messern anzukämpfen? Wo er doch keine Übung darin hatte? Ihre scharfe Reaktion überraschte sie, doch sie erinnerte sich an die Prellungen, die er davongetragen hatte, als er Rezni zu einem Kampf mit Spießen aufgefordert hatte.
    Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nur bis zum Rand des Lagers.«
    »Denn dann kann er uns sagen, was er sieht«, erläuterte Tedni. »Mit diesem Stein hier braucht er nicht einmal die Clan-Sprache der Yarika zu kennen. Er versteht alles, ohne ihre Sprache zu sprechen. Er wird den Stein dazu benutzen zu sehen, was sie tun, und zu hören, was sie miteinander besprechen. Ich werde dann die Nachricht von dem, was sie planen, den anderen überbringen.«
    Tinata griff nach Kevas Arm. Sie sprach schnell und stieß zur Untermalung ihr Messer in die Luft, ihre runden Augen leuchteten.
    »Sie sagt, sie wird mit dir in den Kampf ziehen, wenn du gehst«, übersetzte Tedni. »Sie möchte dich verteidigen. Sie möchte dir zeigen, daß niemand eine Frau aus Reznis
han-tau
verletzen kann.«
    »Ich ...«
    »Das ist die Kraft von Reznis Heirat«, fuhr Tedni fort. »Sie entstammt dem Kranich-Clan, weißt du. Ihre Leute tragen die scharlachrote Schärpe. Du hast sie beim Clan-Ruf gesehen ...«
    Wie viele trugen die scharlachrote Schärpe? Keva preßte ihre Schläfen und versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Zogen Frauen ebenso in den Kampf wie die Männer? Wurde von ihr erwartet, daß sie mitzöge? Daß sie sich den Yarika in den Weg stellte; die den Paarungsstein von den Zollidars gestohlen hatten? Daß ... Aber sie wollte nicht daran denken. Sonst würde ihr übel.
    Wieviel von der Erregung, die sie in Tinatas blitzenden Augen, in Tednis überheblichen Worten hörte, war Vorfreude und wieviel Angst? Sie blickte zu Danior. »Mein Vater ...«
    »Er möchte, daß du in seinem
han-tau
auf ihn wartest«, antwortete er rasch. »Er will nur die Yarika zurückschlagen, Sie sind einer der kleinsten Clans der Kleinen Clans. Wenn er sie verjagt hat, werden die anderen ihnen den Gedanken-Stein stehlen. Und dann wird er ein Ohr in den Großen Clans haben. Bei denen, die sich gegen ihn verbündet haben.«
    »Aber dann sind die anderen ...« Keva runzelte die Stirn und wünschte sich, sie hätte gestern abend besser zugehört, als ihr Vater über die Kleinen Clans gesprochen hatte.
    »Er möchte, daß du zum
han-tau
zurückgehst«, wiederholte Danior.
    Keva fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Welche Wahl hatte sie denn? Tinata war begierig darauf, sich selbst zu beweisen; doch Keva war sicher, daß ein Teil des Feuers in ihren Augen Angst war. Aus gutem Grund. Welche Chance hatte sie denn, durch ihre Schwangerschaft unbeholfen geworden, gegen die angreifenden Clansmänner? »Tedni sage Tinata, sage ihr, daß wir nicht in den Kampf ziehen. Wir werden im
han-tau
meines Vaters warten.«
    Tedni sprach hastig. Tinata wandte kurz etwas ein, ihre Klinge blitzte in der Luft. Dann steckte

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