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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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hinabgeschleudert.
    Keva blickte ängstlich umher. Hinter den gestürzten Blöcken lagen schwere Schatten ... In diesen Schatten konnte Leben verborgen sein. Etwas ...
    Waana suchte sich ihren Weg zum Wasser, die Schult erschöpft gebeugt. Als sie schließlich den Kopf mit beb den Nasenlöchern hob, blickte Keva sie aufmerksam an, darüber, daß sie nicht umgekehrt war. Über Waanas Aug lag ein Film, aber wenn es hier Raubtiere geben sollte, würde Waana sie bestimmt riechen und Keva warnen.
    Die alte Stute äußerte kein Alarmzeichen. Zitternd vor Erschöpfung wandte sie sich wieder dem Wasser zu und tauchte das Maul hinein. Zögernd setzte Keva sich neben das Wasser und preßte den Stein. Etwas an der Atmosphäre dieses Ortes machte sie unruhig, eine Stimmung, die hi beinah spürbar war. Es schien noch Wut in der Luft zu liegen, die Aura von etwas, das hier geschehen war und niemals wieder ungeschehen gemacht werden konnte. wollte hier nicht übernachten. Doch ihr Knie schmerzte, und Waana war erschöpft.
    Sie redete sich selbst gut zu und holte sich etwas zu essen aus ihrem Bündel, mußte aber feststellen, daß sie nichts hi unterbringen konnte. Sie war zu müde, die Muskeln taten ihr zu weh. Schließlich, als der Himmel so finster wie die Schatten war, die die gestürzten Blöcke warfen, rollte Keva ihr Bettzeug aus und streckte sich steif aus. Der Schlaf kam schnell. Sie schien im Traum trappelnde Füße zu hören Einmal vernahm sie einen schrillen Schrei in der Ferne und lag mit schreckgeweiteten Augen da; sie wußte, dies , Schrei war kein Traum.
    Ebensowenig war es ein Traum, als Waanas Stimme sie weckte. Keva kämpfte sich aus dem Bettzeug und setzte si aufrecht, dann preßte sie die Hände auf den Boden. Waana stand am Teich, das Licht des eben aufgegangenen Mond spiegelte sich in ihren Augen.
Höre mich, Fohlen. Dies ist die Zeit, da ich mit dir reden kann. Unsere Herden leben in der Ebene mehr Jahrhunderte, als irgendeiner sich erinnern kann. Der Friede, und die Stärke unserer Herde sind ewig. Für immer.
    Sie halten ewig, weil wir gelernt haben, wie wir sie bewahren müssen. Wir haben gelernt, was wir essen, auf welche Zeichen wir achten und wie wir einander ehren müssen. Mehr noch: Wir haben gelernt, unseren Jungen diese Erfahrungen beizubringen, so
dass
unsere Stärke in jeder Generation wie in der vorhergehenden weiterlebt.
    Darüber hinaus haben wir gelernt, daß wir eine Einheit sind. Wir durchstreifen die Ebene in einzelnen Körpern, und diese Körper sind mit unterschiedlichen Fähigkeiten und unterschiedlicher In
telligenz ausgestattet. Aber der Geist, der uns beseelt, ist einer, nicht viele. Wir sind nicht abgesondert. Wir sind verbunden. Der Gewinn eines jeden von uns ist die Wohlfahrt aller.
    Und so ist auch die Schwäche des einen die Schwäche aller. Wir
können
nicht kräftig und schwach zugleich sein. Noch können wir
In
Frieden leben, wenn wir die Schwachen unter uns dulden. Und Mo gibt es Prüfungen und Heimsuchungen, um die Schwachen von den Starken
zu
scheiden.
    Du hast das Rennen beobachtet und gesehen, daß einige sterben werden. Einige, die körperlich schwach sind, und einige, die geistig zurückgeblieben sind, werden stürzen. Wir schicken sie aus, damit
sie fallen; nicht, weil wir uns nicht um sie sorgten, sondern weil sie fehlerhafte Gefäße für den Geist unserer Herde sind. Wir können nicht Stärke und Frieden erreichen, wenn unser Geist an schwache Gefäße gebunden ist.
    Das Rennen dient dem Besten aller, mein Fohlen. Gleichermaßen dem Nutzen der Schwachen und Starken, der Klugen und Dummen. Es gibt Rangunterschiede zwischen uns, aber keine Uneinigkeit. Das Interesse des Individuums kann nicht vom Interesse der Herde getrennt werden.
    Und so mußt du dich nicht beunruhigen, wenn du auf deinem weiteren Weg Trauriges siehst. Du mußt dir nur um deine persönliche Sicherheit Sorgen machen. Denn wenn du so weitermachst wie heute, werden auch auf dich Gefahren lauern. Und ich habe kein anderes
Fohlen, das so ist wie du.
    Gar kein anderes, das so ist wie du …
    Keva öffnete die Augen, schaute auf den stillen Teich und wünschte sich, sie könnte der Stute antworten. Wenn sie mit Waana sprechen könnte, wie Waana zu ihr, in der Stille des Verstandes ... Impulsiv preßte sie die Hände auf den Boden. Grobe Steinstücke knirschten. Einen Moment lang dachte sie, sie würde es nicht schaffen, sie könnte nicht bewußt nach Waana greifen.
    Aber Waana hatte sie bereits einmal

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