Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
übersetzt, als ich letzte Woche mit ihr hier gewesen war.
    Ein paar Sekunden beobachtete ich ihn, wie er geschäftig die passenden Teile aus der riesigen Kiste neben sich suchte, dann trat ich auf ihn zu. Ariel hob den Kopf. Sein Gesicht aber blieb ausdruckslos. Keine Freude, kein Schmerz, so zeigte Ariel sich uns. Es sei denn, Hope kam ihn besuchen, dann lächelte er manchmal scheu.
    »Lujko«, begrüßte ich ihn mit sanfter Stimme auf loduunisch. Die Hände auf den Knien hockte ich mich vor ihn und widmete meine Aufmerksamkeit abwechselnd seinem Gesicht, dem Schiff und schließlich der großen Kiste mit den Bausteinen. »Soll ich dir helfen?«
    Er nickte und konstruierte geschäftig weiter.
    »Was brauchst du denn für Teile?«
    Ariel zeigte auf einen kleinen weißen Zweier, den er schon festgesteckt hatte.
    Nickend machte ich mich auf die Suche, fand ein Teil nach dem anderen, und als ich einem Hund einen Mäusekopf aufsetzte, zuckten sogar einmal kurz seine Mundwinkel.
    Still bauten wir, bis das Schiff fertig war und Ariel es mit der rechten Hand über seinen Kopf lenkte.
    »Dir fehlt Loduun so sehr«, sprach ich meine und wahrscheinlich auch seine Gedanken aus, während mich eine Woge des Mitgefühls überkam.
    Ariel drehte sich weg und tauschte geschäftig ein Teil an seinem Schiff aus … und noch ein Teil … und noch eines, als hätte er unaussprechlich viel zu tun.
    Und in diesem Augenblick wünschte ich, ich könnte ihm seinen Schmerz irgendwie abnehmen, aber die Vergangenheit ließ sich nun mal nicht ändern – nur die Zukunft.
    Mit diesem Gedanken löste ich den Knoten des Envedasarmbands, das Lena mir zurückgegeben hatte. Vorsichtig, ganz vorsichtig näherte ich mich seinem Arm. Ariels traurige Augen folgten meiner Hand, wie sie seine nahm und ihm das Band umlegte.
    »Damit werden sie dir nicht mehr wehtun können«, erklärte ich ihm und er gab mir mit einem Nicken zu verstehen, dass er wusste, was dieses Band bedeutete.
    »Versprich mir, dass du es für immer trägst.«
    Ohne ein Wort blickte der Junge zu mir auf. Seine Augen waren wie zwei tiefdunkle schweigende Seen.
    »Du weißt, ich bin Iasons Sinn und dass ich euch vielleicht Frieden bringen kann. Aber dafür muss ich nach Loduun, und morgen schließen sie die Grenzen.«
    Stumm hörte er mir zu; blickte mich an mit Kinderaugen, die schon viel zu viel gesehen hatten, das kleine runde Gesicht umrahmt von dunklen wuscheligen Haaren und der kleinen Stubsnase mittendrin. Er war ein ganz zartes Kind.
    »Dann geht vielleicht kein Schiff mehr. Und deshalb brauche ich jetzt ganz dringend deine Hilfe.«
    Ariels Blick verhakte sich mit meinem. Er schien zu verstehen.
    »Aber heute Abend geht noch eins, richtig?«
    Ich konnte es kaum fassen. Hatte Ariel tatsächlich mit mir gesprochen? Mit dem Gesichtsausdruck eines Menschen, der absolut verblüfft war, nickte ich.
    »Sag ihnen, dass du mit mir spazieren gehst«, redete er weiter.
    Also, ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber damit nicht. Das war einfach …
    »Ja. – Ja, das dürfte kein Problem sein.«
    Der Junge stand auf und schob seine kleine Hand in meine. »Dann komm.«
    Dass ich Ariel für zwei Stunden mitnehmen durfte, war nur eine Formsache. Ich unterschrieb, dass ich die Aufsicht übernahm, und die Sache war geritzt. Gemeinsam verließen wir die Auffahrt zum Krankenhaus und dann, der Kleine hörte heute aber auch nicht auf, mich zu überraschen, lächelte er mir zu.
    Ich drückte seine Hand und wir stiegen ins Flugschiff Richtung Vulkobase.
    Das einzig wirklich Schwere für mich war, dass mir keine Zeit blieb, um mich von allen, die ich liebte und zurückließ, zu verabschieden.

18
     
     
    D ie letzten Kilometer des Weges verzichteten wir auf ein Flugtaxi und folgten der staubigen Zufahrtstraße durch die Büsche, die sie flankierten. So blieben wir zwar unentdeckt, aber das Kraxeln und die permanent gebeugte Haltung, damit man unsere Köpfe nicht sah, waren ziemlich anstrengend, weshalb wir immer wieder kleinere Verschnaufpausen einlegten. So wie jetzt.
    Da die Vulkobase in einer breiten Talsohle lag und das umliegende Gelände dort, wo wir standen, sehr hügelig war, sahen wir die Raumstation schon von hier aus. Wären da nicht der hohe Elektrozaun ringsherum und der Beobachtungstower gewesen, das buckelförmige Gebäude mit dem grünen gummibeschichteten Dach wäre glatt mit der Landschaft verschwommen. Besorgt glitt mein Blick über die vielen Überwachungskameras, die mich

Weitere Kostenlose Bücher