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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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durchstreiften eine mit hüfthohem Gras bewachsene Lichtung, durch die sich neben uns ein schmaler Fluss schlängelte. Etwa hundert Meter weiter berührte Iason mich am Ellbogen und wir blieben stehen.
    »Wir sind da.«
    Ich fühlte eine eigentümliche Energie, die die Luft um uns herum vibrieren ließ. Wie immer schimmerte alles bunt. Nein … nicht bunt … das Licht war hier irgendwie anders. Plötzlich kam es mir vor, als wären die Bäume, Sträucher und Pflanzen von zarten Blautönen umgeben. Bildete ich mir das ein?
    »Beginnt hier das das Land deines Clans?«
    »Ja.« In seiner Stimme schwang ein leiser und ganz neuer Unterton mit. »Und das, Mia, ist mein Volk.«
    Wie? Hier war niemand. Das heißt …
    »Konzentriere dich«, flüsterte er.
    Ich hielt den Atem an und vertiefte mich ganz in das, was er mir zeigen wollte … und plötzlich durchdrang mich ein seltsames Gefühl.
    Was war das? Wurden wir beobachtet? Aber meine Augen sahen sie nicht.
    »Ich fühle etwas«, flüsterte ich, mein Herz machte einen kleinen Aussetzer.
    Iason stellte sich hinter mich. Seine Hände berührten meine Schultern. Eine ruhige Aufforderung tiefer zu blicken, als meine Augen es konnten … mit anderen Sinnen zu sehen.
    Dann bemerkte ich ein kurzes Blitzen und drehte den Kopf nach links. Tatsächlich! Da stand jemand am Baum!
    Ich hielt den Atem an, als plötzlich die Luft in einer anderen Richtung zu flimmern begann. Eine ganz zarte, fast unscheinbare Bewegung. Da! Noch eine an dem Busch dort! Nein, das war kein Busch, sondern ein Bündel Zweige. Das gab’s doch nicht! Eine Frau mit langem lockigem Haar hielt es in den Armen, so außerirdisch reglos, dass sie mir inmitten der vielen Farben und Blätterbewegungen um mich herum gar nicht aufgefallen war. Das lose Seilende, das am halb verschnürten Bündel Äste hing, ließ vermuten, dass sie gerade ihre Arbeit unterbrochen hatte. Sie sah mich an. Vorsichtig löste ich den Blickkontakt und schaute mich weiter um … und da bemerkte ich sie … einen nach dem anderen. Mit übermenschlicher Reglosigkeit standen sie da. Konnte das sein? Konnte man so stillhalten, dass man inmitten einer Umgebung aus sich bewegenden Pflanzen gar nicht auffiel? Mein lieber Mann, ich war wirklich in einer anderen Welt.
    Nach und nach erkannte ich sie … mindestens zwanzig, nein, fünfzig Gestalten! Das gab es doch nicht! Vor lauter schimmernden Bäumen hätte ich tatsächlich all die Leute hier übersehen!
    Sie standen schweigend und unglaublich reglos da. Stellte das hier vielleicht eine kulturtypische Begrüßung dar? Nee, dazu legte man sich auf Loduun doch die Hand aufs Haupt. Wie dieser Situation also angemessen begegnen? Das Ganze war … na ja, eben befremdlich, was mich zunehmend unruhiger werden ließ.
    Plötzlich stand neben der Frau mit den Zweigen ein großer Mann mit einer Art Axt, der … unverkennbar! Er hatte die gleichen dunklen und leicht gewellten Haare wie Iason! Als sich die Blicke der beiden trafen, spürte ich Iasons Herz etwas schneller schlagen und meins automatisch gleich mit. Und dann, es war wie auf der Raumstation, fuhr dieser unsichtbare Schutzwall um ihn herum hoch, mit dem er sich vor meinen Gefühlen abschirmte und wahrscheinlich auch vor seinen eigenen, begriff ich jetzt. Ich war mir sicher, es hatte mit diesem Mann zu tun.
    Wie alle anderen Männer hier trug auch er einen schrägen Umhang, der mit der einen Spitze an seiner Schulter und mit der anderen an einem breiten Gürtel befestigt war, der um seine Hüften lag. Dazu Stiefel, die über eine Hose gingen. Was war das für ein schimmernder Stoff? Er wirkte hauchdünn, war aber lichtundurchlässig. Die Frauen trugen aus dem gleichen Stoff enge Hosenanzüge und ebenfalls Umhänge, die aber länger als die der Männer waren und mit beiden Spitzen an ihren Schultern festgesteckt wurden. Jede von ihnen hatte einen Kopfschmuck, einen Reif, der an der Stirn nach unten zu einem Tropfen zusammenlief und an der Spitze ein Krahja umfasste. Noch immer ging keine Regung durch ihre Körper, nicht einmal die leichteste Atembewegung. War diese Schweigsamkeit normal? Oder lag es daran, dass ich für die meisten die erste Irdin war, die sie zu Gesicht bekamen? Also, lange hielt ich das nicht mehr aus.
    Ob Iason meine Bedenken merkte, oder ob es ihm ähnlich ging, lässt sich schwer sagen, denn ich fühlte ihn noch immer nicht. Aber so, wie er jetzt meine Hand drückte, war ihm klar, was in mir vorging.
    Er ging ein paar

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