Sternenstürme
zweiten Fall zahlen wir Lösegeld, bekommen ihn zurück und machen die Täter dingfest. Dann würde er ohne Folgeschäden wieder in unseren Gewahrsam kommen. Aber was, wenn Lisa recht hat? Was, wenn Sar-Say diesen Ausbruch wirklich selbst inszeniert hat?«
»Dann ist die Erde in großer Gefahr.«
»Und was sollen wir dagegen unternehmen?«, fragte Jean-Pierre Landrieu. Er sah genauso elend wie Fernandez aus.
»Die Polizei ist bereits benachrichtigt worden. Wir hätten auch die Armee einschalten sollen«, erwiderte Hamlin. »In Fort Monmouth ist eine Division Friedenstruppen stationiert. Sie könnte noch heute Abend hier sein.«
»Das ist nicht erforderlich«, wandte Fernandez ein.
»Da bin ich anderer Ansicht. Wir werden das Stadtgebiet von Boston komplett abriegeln müssen. Also werden wir Truppen brauchen, um einen Kordon um die Stadt zu legen. Es kommt niemand rein oder raus, bis wir Sar-Say gefunden haben – tot oder lebendig.«
»Die Entführer haben die Stadt wahrscheinlich längst verlassen.«
Direktor Hamlin nickte. »Ich hätte das an ihrer Stelle jedenfalls getan. Dennoch dürfen wir die Möglichkeit nicht völlig außer Acht lassen, dass sie sich im näheren Umkreis versteckt halten. Sie mussten wissen, dass wir sofort Straßensperren
errichten würden, sobald wir von der Entführung erfuhren. Genau das tut die Polizei in diesem Moment. Es ist schließlich nicht so, dass man ihm eine blonde Perücke vom Kopf reißen könnte.«
»Und wenn er doch aus Boston entkommen ist?«
»Die Verkehrsüberwachung kann uns das Kennzeichen jeden Fahrzeugs geben, das die Stadt seit der Entführung verlassen hat, und uns sagen, wo es sich jetzt befindet. Wir werden sie ausfindig machen und einen Abgleich der Fahrer und Passagiere mit den Personen vornehmen müssen, die mit Sar-Say Kontakt hatten, als er am Institut war.«
»Kontaktpersonen?«, fragte Hulsey.
»Überlegen Sie doch mal. Wenn das ein Ausbruch war, dann brauchte Sar-Say Helfer. Wir erstellen also eine Liste der Personen, die mit ihm Kontakt hatten, und überprüfen sie dann darauf, ob jemand von ihnen über die Mittel verfügt, seine Flucht zu arrangieren. Und dann wären da natürlich noch die Sternenschiffe.«
»Was soll mit denen sein?«
»Wir müssen sie … sofort sichern! Falls Sar-Say entkommen ist, braucht er nämlich ein Sternenschiff als Fluchtfahrzeug. Um sich eins zu beschaffen, kann er die Leute wieder mit sagenhaften Reichtümern ködern. Doch um ihren Lohn zu erhalten, müssen sie ihn zuerst nach Hause bringen. Wäre gut möglich, dass just in diesem Moment der Kapitän eines Sternenschiffs auf den Shuttle wartet, der ihn in den Orbit bringen soll.«
»Das bedeutet, dass wir die Fähren stilllegen müssen«, sagte Hulsey.
»Und nicht nur sie. Sämtliche Flüge von der Erde in den Orbit. Soweit wir wissen, steuert er eine der elektromagnetischen Abschussvorrichtungen an und will die Erde dann in einem Sauerstoffzylinder oder so verlassen.«
»Aber das alles kann er doch unmöglich arrangiert haben, als er hier war. Wir haben seine Bewegungen und Äußerungen zu Studienzwecken detailliert aufgezeichnet«, meinte Alan Ferguson.
»Sonst würde seine Flucht aber keinen Sinn ergeben«, erwiderte Hamlin. »Wieso hätte er sein kleines bequemes Gefängnis gegen das große und viel gefährlichere eintauschen sollen, das als Planet Erde bekannt ist?«
»Dann sollten wir aber nicht nur ein vollständiges Startverbot verhängen, sondern die Sternenschiffe auch außerhalb seiner Reichweite positionieren«, erwiderte Tony Hulsey. Im Gegensatz zu den Akademikern schien eine Krise dieses Ausmaßes ihn kalt zu lassen. »Wie viele sind im Moment im Sonnensystem?«
»Nicht mehr als ein paar Dutzend.«
»In Ordnung. Wir postieren Wachen in jedem einzelnen Schiff und schicken sie dann in die Nähe von Jupiter. Oder an irgendeinen Ort außerhalb der Reichweite des Erde-Orbit-Shuttles.«
»Zur Hochstation?«, schlug Mark vor.
Hulsey nickte. »Das müsste weit genug sein. Alles, was von der Erde in den Orbit will, muss in der ÄquatorialStation umsteigen. Wir werden auch sie überwachen müssen, obwohl sich dort oben eigentlich nichts mehr tun dürfte. Nicht, nachdem wir die Blockade verhängt haben.«
»Das sind doch völlig überzogene Maßnahmen«, sagte Alan Fernandez sauer.
»Vielleicht«, erwiderte Marks Chef. »Aber wenn Sar-Say an Bord eines Sternenschiffs gelangt und es irgendwie in seine Gewalt bringt, ist unser Schicksal besiegelt.
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