Sternenwind - Roman
dass ich gar nicht weiter darüber nachgedacht habe. Jedenfalls waren sie mehrere Stunden miteinander allein.«
»Tom hat seinen fehlenden Schlaf nachgeholt. Wir könnten darauf achtgeben, dass einer von uns beiden die ganze Zeit wach ist.«
Das würde uns nicht dabei helfen, wenn wir den Projektor ausprobieren wollten. »Vielleicht übernehme ich heute Nacht einfach eine Wache mit Alicia. Du musst dich ausruhen, damit dein Knöchel wieder verheilt.«
Sie lachte. »So sehr musst du mich nicht bemuttern. Wir werden uns etwas überlegen.« Sie hielt für einen Moment inne, um nach Luft zu schnappen. »Es könnte das Beste sein, sich herauszuhalten, bis einer von den beiden an dich herantritt, was sie nur dann tun werden, wenn sie dich nicht als Feindin betrachten.« Sie seufzte. »Aber glaub nicht, dass du sie aufhalten könntest oder solltest. Ganz gleich, was die Leute in Artistos denken, ihr alle werdet euch irgendwann zu Paaren zusammenfinden.«
Ich erinnerte mich an Liams Abschiedskuss auf meinen Kopf und Bryans Umarmung am letzten Tag vor unserem Aufbruch. »Ich weiß. Ich dachte nur, wir sollten damit warten, bis die Debatte in Artistos abgeschlossen ist. Bis wir unsere Freiheit als Erwachsene haben.«
Paloma lachte, ein freundliches Lachen, das jedoch ironisch eingefärbt war. »Mach dir keine Illusionen. Das Leben als Erwachsener ist nicht frei, und Gefühle hören nur selten auf vernünftige Argumente.«
Ich runzelte die Stirn und half ihr, vorsichtig eine Mulde zu durchqueren.
Wir hatten unser Ziel erreicht, wechselten uns ab und machten uns dann an den Rückweg. Unterwegs stießen Tom und Kayleen zu uns, kurz vor der Hütte.
»Alle?« Toms Tonfall verriet mir, dass er in seinen Ohrempfänger sprach, wahrscheinlich mit Nava. »Ich rufe dich zurück.« Er tippte gegen das Gerät, um die Verbindung zu trennen, und als er mich ansah, war sein Mund angespannt, und die kleinen Muskeln neben seinen Ohren zitterten. Er wirkte wütend, sowohl auf uns als auch auf Nava. »Was habt ihr letzte Nacht getan? Warum habt ihr es mir nicht gesagt?«
Er sollte sich nicht darüber aufregen, dass Joseph das getan hatte, wozu man ihn aufgefordert hatte. Ich blickte lächelnd zu ihm auf. »Ich habe dich noch nicht gesehen, seit ich aufgewacht bin. Jetzt würde ich es dir gern erzählen.«
Seine Miene entspannte sich ein wenig. »Tut mir leid. Wir sind alle übermüdet.« Er wischte sich über die Augen, als wollte er diesen Punkt unterstreichen. »Kayleen und ich sind losgegangen, um den Knoten zu reparieren, aber wir mussten feststellen, dass es schon geschehen war. Dann rief Nava an und sagte, dass der gesamte Ring um den See seit heute früh wieder funktioniert. Hat Joseph das alles getan?«
Ich nickte. »Vergangene Nacht, als wir Wache gehalten haben. Er war so glücklich, dass er herausgefunden hatte, wie er sich einklinken kann. Du hättest ihn sehen sollen – er hat vor Freude fast getanzt. Vergiss nicht, dass er die Daten schon wieder lesen konnte, bevor wir auf die Jagd gingen. Er konnte nur nicht aktiv daran arbeiten – bis letzte Nacht. Ich weiß nicht, wie er es rausgefunden hat.«
Kayleen klatschte in die Hände. »Ich wusste, dass es Joseph war!«
Tom hatte einen verwirrten Gesichtsausdruck und blickte auf den Datenmonitor, den er in der rechten Hand hielt. »Jedenfalls hat er in einer Nacht mehr repariert, als er vorher in drei Tagen hätte schaffen können.« Er kniff die Augen zusammen. »Hat Jenna ihm irgendwas beigebracht? Hat es etwas mit dem Ding zu tun, das sie ihm gegeben hat?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe ihm dieselbe Frage gestellt. Er sagte nein. Außerdem konnte er, wie gesagt, die Knoten hören, bevor wir mit Jenna loszogen. Sie hat ihm nichts darüber gesagt, wie sie repariert werden sollten, außer dass er keine Angst mehr davor haben sollte. Das Gleiche hast du ihm ja auch geraten. Sie sagte mir, dass sie dazu nicht in der Lage ist, dass sie für die Netze genauso taub ist wie ich.«
Tom runzelte die Stirn. »Ja, deswegen hatten wir uns Sorgen gemacht. Jenna scheint durch die Begrenzungen schlüpfen zu können, als wäre die Alarmanlage gar nicht vorhanden – alle Modifizierten schienen diese Fähigkeit zu haben. Außer euch sechs. Aber wir haben nie Hinweise gefunden, dass sie irgendwas an der Anlage manipuliert hat.«
»Als wir gestern mit ihr loszogen, gab es auch keinen Alarm.« Sagte Jenna die Wahrheit, wenn sie behauptete, nicht wie Joseph und Kayleen Daten lesen
Weitere Kostenlose Bücher