Sternenwind - Roman
weitere Meteore strichen über den Himmel. Gleichzeitig gab unsere Alarmanlage das niedrigste mögliche Signal für ein Erdbeben von sich, und ich spürte, wie der Boden unter meinen Füßen leicht erzitterte, dann noch einmal.
Ich kehrte nicht zurück, um nach Joseph zu sehen. Heute Nacht würde ein Erdbeben ihm keine Angst machen.
Kapitel 16
MONSTER?
Am nächsten Morgen rieb ich mir die verkrusteten Augen, als das gleichmäßige Licht des Vormittags durch das eine Fenster hereinströmte. Es fühlte sich an, als hätte ich nur Minuten geschlafen, obwohl es danach aussah, dass viele Stunden vergangen waren. Es schmerzte, als ich mich aufsetzte.
Das Einzige, was sich im Raum bewegte, war Palomas Arm. Sie saß im Lichtstrahl, der in die Hütte fiel. Ihre Finger huschten über das Papier und zeichneten ein Feld mit blauen Blumen über grünem Gras. Rhythmisch tauchte sie die Feder in die blaue Tinte, ein auffälliger Kontrast zur Ruhe, die der Rest ihres Körpers ausstrahlte. Sie sah mich lächelnd an, dann ging ihr Blick kurz zu Joseph und Alicia, und aus ihrem Lächeln wurde ein fragender Ausdruck.
Sie schliefen zusammen unter einer einzigen grünen Decke. Alicias Gesicht war von ihrem langen Haar bedeckt. Josephs Gesicht war im Schlaf erschlafft, und er wirkte gleichzeitig zufrieden und jung. Seine rechte Hand umklammerte das Stirnband, und mit der anderen hielt er die Decke hochgezogen. Es sah aus, als hätte Alicia einen Arm um seine Hüfte gelegt, obwohl ich mir wegen der Decke natürlich nicht sicher sein konnte.
Gestern hatte ich mir versprochen, dass ich heute über diese Sache nachdenken würde, und mit einem Seufzer schloss ich kurz die Augen. Dann sah ich Paloma an und breitete in einer Geste der Vergeblichkeit die Hände aus.
Sie verzog das Gesicht, ein Zeichen, dass sie auch nicht glücklicher über die Situation war als ich. »Guten Morgen«, flüsterte sie. »Bei Sonnenaufgang kamen sie rein. Könntest du mir helfen, mich zum Toilettenhäuschen zu bringen?«
Ich nickte und stemmte mich hoch. Meine Beine protestierten gegen die Bewegung, und meine Hände brannten immer noch von den gestrigen Abenteuern. Ich bot Paloma meinen Arm an und half ihr beim Aufstehen. Joseph und Alicia rührten sich nicht, als wir vorsichtig an ihnen vorbeigingen. Leise schlossen wir die Tür hinter uns. Ein warmer Herbsttag begrüßte uns, der Himmel war ein wolkenloses sanftes Blau, und die Hügel waren mit kleinen Flecken in Gelb und Rot durchsetzt, das Zeichen, dass die Scheinulmen und Herbstbräute nun ihre Laubfärbung wechselten.
Paloma stützte sich auf mich, so dass ich jeden zweiten Schritt mit einem Teil ihres Gewichts belastet wurde. Ihr Kopf reichte mir gerade bis über die Schulter, und aus so großer Nähe waren kleine graue Strähnen in ihrem blonden Haar zu erkennen. Trockene Blätter knirschten unter meinen Füßen, obwohl es an tieferen Stellen immer noch ein paar Schlammpfützen gab.
»Wo sind Kayleen und Tom?«, fragte ich.
»Sie sind zum Knoten gegangen.« Offenbar deutete sie meinen bestürzten Blick falsch, denn sie fügte sofort hinzu: »Ja, Tom erinnerte sich daran, dass Joseph darum gebeten hatte, daran arbeiten zu dürfen. Er hat Kayleen nur mitgenommen, damit sie ihm sagt, was ihrer Ansicht nach nicht stimmt.«
Ich vermutete, dass sie schon bald wieder zurückkamen, sprach es aber nicht laut aus. »Hast du irgendeine Idee, was ich wegen Joseph und Alicia tun sollte?«
Paloma verzog wegen eines kleinen Fehltritts das Gesicht, wahrte aber das Gleichgewicht. »Hat Joseph mit dir über Alicia gesprochen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Alicia hat es angestoßen.«
»Auf jeden Fall dürfte sie sich hier draußen sehr einsam fühlen. Bist du dir sicher, dass du meinen Rat hören willst?«
Ich grinste. »Es kann zumindest nicht schaden.«
»Wenn man Jugendlichen sagt, dass sie etwas Bestimmtes nicht tun sollten, finden sie die Idee häufig umso interessanter. Du magst seine Schwester sein, aber du bist ein paar Jahre älter als die beiden.« Sie blickte lächelnd zu mir auf. »Du bist selbst schon fast eine Erwachsene. An deiner Stelle würde ich Joseph ermutigen, darüber zu reden, aber Ratschläge würde ich ihm nur dann geben, wenn er dich danach fragt. Tom und ich können dafür sorgen, dass sie nicht allzu oft zusammen sind, indem wir sie verschiedenen Wachen zuteilen.«
»Gestern Nacht hat er mich gebeten, sie zu wecken. Ich war so müde,
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