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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sehen, was ich noch tun kann.«
    »Erst müssen wir die Arbeit hier draußen erledigen.«
    Er grinste mit leuchtenden Augen, als wollte ein Geheimnis aus ihm herausplatzen. »Es ist nicht mehr viel. Zwei Knoten auf der gegenüberliegenden Seite müssen ersetzt werden, und ein weiterer ist komplett ausgefallen. Ich weiß, wo sie sind. Alles andere ist wieder in Ordnung.«
    Ich sah ihn blinzelnd an. »Der gesamte Ring um den See? Einfach so?« Jenna hatte gesagt, dass der Lesedraht ihm helfen würde, aber sie schien nicht erwartet zu haben, dass es so schnell ging. Andererseits war sie für die Datenströme genauso taub wie ich. Vielleicht konnte sie nur mutmaßen, was für Joseph gut war.
    Immer noch grinsend setzte er sich auf. »Da ist noch mehr. Ich kann die Höhle spüren, die Knoten oben an den Fischbergen. Von hier aus. Es ist, als würde ich alles in diesem Teil des Netzes hören, bis nach Artistos. Ich spüre es auch, während ich mit dir rede. Ich kann alle Ströme überblicken.« Seine Worte klangen ungewöhnlich laut in der stillen Nacht.
    Ich legte ihm eine Hand auf den Mund. »Tom wird feststellen, dass alles wieder in Ordnung ist, sobald er seinen Datenmonitor einschaltet. Artistos wird die neuen Daten empfangen. Wollen wir das?«
    »Sind wir nicht deswegen hergekommen?«
    »Aber so schnell? Ich möchte Zeit herausschinden, damit du lernen kannst, mit dem Stirnband umzugehen, damit wir anderen den Projektor ausprobieren können, damit wir vielleicht noch etwas Zeit mit Jenna verbringen können.« Ich blickte über die Lichtung und beobachtete, wie das Mondlicht die Grasspitzen und die Bäche berührte. »Ich bin nicht bereit, schon jetzt zurückzugehen.«
    Seine Augen wirkten selbst im schwachen Mondlicht verträumt, als würde er dem Gespräch mit mir nur halb folgen, während er sich gleichzeitig vom Wind der Daten dahintreiben ließ. Er fühlte sich selbstbewusst an. »Ich … nein, das ist okay. Sie können ruhig wissen, dass das Netz repariert ist. Wir haben immer noch einige Arbeit an der Hardware vor uns. Das wird ein paar Tage dauern. Dann will ich losgehen und Liam suchen.«
    »Entspricht das Toms Planung? Ich dachte, wir wollten nur die Knoten am See reparieren und vielleicht noch ein paar mehr.«
    »Wir werden uns einen Grund ausdenken.« Er stand auf, wippte auf den Füßen und streckte mir eine Hand hin. Er strahlte ein großes Selbstbewusstsein aus. Der Junge aus der Zeit vor dem Erdbeben war zurückgekehrt und hatte sich einen neuen Mantel des Erfolgs umgehängt. Ich nahm seine Hand, ließ mich von ihm hochziehen und trotz meiner Erschöpfung von seiner überschäumenden Energie anstecken.
    »Also ist es jetzt wirklich einfacher als vorher?«
    »Es ist, als würde ich zum ersten Mal im Meer schwimmen, nachdem ich bisher nur in Bächen herumgeplanscht habe.«
    Ich folgte ihm zur Gebraleine, wo er Sprinter mit einem sanften Klaps gegen den Hals aus dem Dämmerschlaf weckte. Sprinter schnaufte und sah Joseph mit beleidigtem Ausdruck an. Hätte das Gebra sprechen können, hätte es wahrscheinlich gesagt: »Warum weckst du mich? Geh wieder schlafen, du dummer Mensch. Es ist erst kurz nach Mitternacht.«
    Joseph lachte und tätschelte Sprinter, streichelte seinen Hals und die lange, fast verheilte Narbe an seiner Hüfte. Sprinter wieherte zufrieden.
    »Ist es wegen des Stirnbands? Ist das der Grund, warum du unsere Daten – die Artistos-Daten – wieder so deutlich sehen kannst?«
    Er nahm es ab und reichte es mir. Es fühlte sich warm an, und die dünnen, ins Muster eingewobenen Metallfäden waren glatt. Ich band es mir selber um den Kopf. Etwas zu tragen, das von meinem Vater stammte, schien eine Verbindung über die vielen Jahre zu ihm herzustellen, eine körperliche Verbindung, an die ich mich nicht mehr direkt erinnerte.
    Joseph kam zu mir und schlang voller Energie und Begeisterung die Arme um mich. »Es sind nicht nur die Fäden … ich kann das Netz immer noch spüren. Vergiss nicht, dass ich auch gestern die Knoten wahrgenommen habe.« Er ließ mich los und blieb in meiner Nähe, ohne mich zu berühren. »Und jetzt brauche ich nicht einmal den Körperkontakt zu dir, um es zu spüren, obwohl das wahrscheinlich nötig war, um überhaupt wieder den Zugang zu erhalten. Es fühlt sich an, als würde ich kalibriert.«
    »Kalibriert?«
    »Ich werde immer mehr zu dem, was ich bin.« Er runzelte die Stirn und blickte mir ernst und tief in die Augen. »Ich wusste vorher nicht, dass auch

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