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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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werden. Sie lässt sich selber nicht darauf ein. Sie weiß, dass sie nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen sollte.«
    »Ich frage mich, ob sie weiß, was in Artistos los ist«, sagte Kayleen. »Ist das der Grund, warum sie uns die Höhle gezeigt hat?«
    »Vielleicht ist sie jetzt in der Stadt«, mutmaßte Joseph, »um nach Bryan zu suchen.«
    Alicia stand auf, wandte dem See den Rücken zu und betrachtete uns drei. »Das heißt also, ihr seid in jedem Fall von jemand anderem abhängig? Von Tom und Paloma oder von Jenna?«
    Ich beobachtete sie aufmerksam. »Unterschätz die Menschen in Artistos nicht, nur weil jeder von uns stärker als jeder von ihnen ist. Du hast die Geschichte gehört, die Tom und Paloma vor kurzem erzählt haben. Dreihundert Menschen, die noch viel stärker als wir waren, Erwachsene, die genau wussten, wer und was sie sind, haben einen Krieg gegen Artistos verloren. Wir könnten niemals gewinnen.«
    Sie erwiderte meinen Blick. Ihr Gesicht zeigte dieselbe Wut wie während des Mittagessens.
    Ich fuhr fort und versuchte, mit sanfterer Stimme zu sprechen, um sie etwas zu besänftigen. »Aber du hast recht. Wir müssen entscheiden, was wir eigentlich wollen. Nicht, was alle anderen für uns wollen. Aber selbst dann brauchen wir vielleicht Hilfe.«
    Alicia setzte sich wieder, immer noch in Josephs Nähe, aber ohne ihn zu berühren. »Ich weiß, was ich will. Ich will, dass wir allein leben, nur wir zusammen. Wir sind sechs. Wenn man Jenna mitzählt, sieben. Das ist genug, um unsere eigene Siedlung zu gründen, unsere eigene Sippe. Liam und ich wissen, wie man als Jäger und Sammler lebt, und ihr vier wisst, wie man Ackerbau betreibt.«
    »Sechs.« Ich schluckte. »Oder sieben. Das ist ein viel zu kleiner Pool für eine gesunde Population. Das weiß ich, weil schon in Artistos sehr sorgfältig die Genealogie verfolgt wird und der Stadtrat jede Ehe genehmigen muss. Sechs wären nicht genug, sofern wir nicht mehr über Genetik lernen und Defekte ausschalten können. Ich weiß nicht einmal, ob wir solche Informationen hier überhaupt zur Verfügung haben.« Ich sah Joseph an. »Oder das nötige Werkzeug.«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Daten haben wir möglicherweise. Ich habe nur eine vage Vorstellung von dem, was Jenna uns gegeben hat. Und selbst wenn, ist es etwas ganz anderes, als beispielsweise Maispflücken zu lernen. Dazu wäre eine lange Ausbildung nötig.«
    »Paloma versteht kaum mehr von Genetik als alle anderen hier«, sagte Kayleen.
    Alicia verzog das Gesicht.
    Ich hob die Hände, um die anderen zum Schweigen zu bringen. »Also gut, Alicia möchte, dass wir allein leben. Damit gibt es ein paar Probleme, aber jeder soll die Gelegenheit erhalten, das Wort zu ergreifen. Kayleen?«
    Sie zog die Knie an den Körper, schlang die Arme darum und blickte sich über die Schulter zu Tom und Paloma um, bevor sie sprach. »Auch ich möchte, dass wir zusammenleben, in einem großen Haus, aber in Artistos. Dort würde ich mich sicherer fühlen, und ich möchte in der Nähe meiner Mutter bleiben.«
    »Joseph?«
    »Ich schließe mich Alicia an. Wir können jagen, ich bin davon überzeugt, dass wir uns gegen Raubtiere wehren können, und wir müssten nichts mehr verbergen. Ich möchte die Freiheit haben, zur Höhle zu gehen, Jenna zu treffen, zu reisen.« Er rückte näher an Alicia heran, drückte sie an sich und küsste sie auf den Kopf. »Ich habe es satt, dass man mir sagt, was ich tun soll.« Er runzelte die Stirn. »Aber ich weiß, was du willst, Chelo. Du möchtest genauso wie Kayleen in Artistos leben.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Er hatte recht, und das bedeutete, dass wir zwei Fraktionen bildeten. »Du könntest dich mit Alicia der Westsippe anschließen. Oder wir alle könnten es tun. Wir besitzen noch nicht die nötigen Fähigkeiten, um völlig autark zu leben, nicht einmal als Gruppe. Aber da ist noch etwas anderes, über das ich nachgedacht habe.« Ich schaute alle der Reihe nach an und vergewisserte mich, dass jeder nickte, bevor ich den Blick abwandte. »Wir haben den anderen immer geholfen. Vielleicht haben wir es aus dem falschen Grund getan. Aber die optimale Lösung für uns und die Menschen in Artistos wäre, wenn sie uns hier leben ließen und gleichzeitig von unseren Fähigkeiten profitieren. Wir können ihnen eine Menge bieten.«
    »Meinetwegen können sie alle sterben«, sagte Alicia und rückte ein Stück von Joseph ab. »Dann wäre es für uns wesentlich einfacher.«
    Kayleen

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