Sternenwind - Roman
versteifte sich, und ihre Augen blitzten. »Das sehe ich anders«, gab sie zurück. »Ich mag nicht alle, und nicht alle mögen mich, aber ich liebe Paloma und Akashi, Liam und Bryan und sogar Tom. Und Gianna. Wir haben dort Freunde.«
»Ich habe keine Freunde in Artistos«, sagte Alicia mit emotionsloser Stimme. »Und nur eine einzige gute Freundin in der Sippe. Nur Sky.«
Joseph zog sie an sich. Ich hätte ihm einen Kuss auf die Wange drücken können, als er sagte: »Chelo hat recht. Wir können helfen. Wenn sie nicht bereit sind, unsere Hilfe anzunehmen, gehen wir, bis sie uns erlauben, ihnen zu helfen. Irgendwann werden sie uns brauchen. Nicht nur für die Reparatur von Datennetzwerken. Jenna hat durch ihre Raubtierjagden vielleicht zwanzig Menschenleben gerettet. Sie werden es einsehen.«
Alicia schüttelte den Kopf. »Ich will nicht in Artistos leben oder den Leuten dort helfen. Aber ich möchte vorläufig bei euch dreien bleiben. Das muss genügen.«
Doch das war nicht genug. Wir mussten uns einig sein, und nicht einmal Joseph sah ein, dass ein Leben ganz allein, fern von Artistos, nicht in Ordnung war. Ich trommelte mit den Fingern und wand mich. »Gut«, sagte ich schließlich. »Wir sind uns einig, dass wir auf keinen Fall herumkommandiert werden wollen, und wir wollen auch nicht mehr mit Erwachsenen zusammenleben. Wir sind uns also darin einig, was wir nicht wollen. Darüber hinaus wollen zwei von uns in der Stadt leben, und zwei wollen das nicht.«
Alle nickten.
»Nachdem wir uns warmdiskutiert haben«, sagte Alicia, »sollten wir überlegen, was wir tun wollen. Wir können Bryan nicht im Stich lassen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Wir sollten lieber mit Liam reden. Vielleicht kann ich Tom dazu bringen, es uns zu erlauben.«
»Und ich will nicht, dass wir Tom ungeschoren davonkommen lassen, weil er es uns vorenthalten hat«, sagte Alicia.
»Also sollten wir … was tun?«, fragte Kayleen. »Ihn ignorieren?«
Alicia schüttelte den Kopf. »Ich komme mir vor, als wäre ich schon wieder eingesperrt.«
Darauf konnte ich nichts erwidern – weil es mir genauso ging. Aber ich wollte ihr nicht zustimmen und ihren Zorn schüren. »Also gut, Joseph, hier gibt es noch einen Knoten, der repariert werden muss. Können wir bis heute Abend dort sein?«
Er nickte. »Dazu brauchen wir nur zwei Stunden. Danach gibt es nichts mehr zu tun, außer um den See herum zurückzukehren.«
Ich blickte zum gegenüberliegenden Ufer und stellte ein paar Kopfrechnungen an. »Wir müssen noch eine Nacht hier draußen verbringen. Die Weggabelung ist zu weit entfernt, um sie bis Anbruch der Dunkelheit zu erreichen. Lasst uns mit Liam reden und dann entscheiden, was wir als Nächstes tun wollen. Ich möchte Bryan aus Artistos herausholen, aber ich weiß noch nicht, wie wir das anstellen sollen.«
»Wir können ihn befreien, wenn Jenna uns hilft«, sagte Alicia. »Sie kommt ungehindert durch die Begrenzung.«
Diese Vorstellung verursachte mir großes Unbehagen. »Zuerst müssen wir in Erfahrung bringen, was los ist.« Ich warf einen Blick zur Sonne, die ihre nachmittägliche Bahn eingeschlagen hatte. »Lasst uns noch einmal darüber reden, wenn wir unser Lager aufgeschlagen haben. Vielleicht können wir vier die erste Wache übernehmen. Wie auch immer.« Ich stand auf. »Aber zuerst sollten wir weiterziehen. Wir helfen Bryan nicht, wenn wir den ganzen Tag herumsitzen und diskutieren.«
Ich nahm Kayleens Hand und griff mit der freien nach Josephs. Er nahm sie und griff dann nach Alicias Hand. Ich wollte, dass wir einen vereinten Eindruck machten, wenn wir zurückkamen, obwohl wir uns in vielem noch nicht geeinigt hatten. Die Geste verpuffte recht wirkungslos, weil Tom und Paloma in ein Gespräch vertieft waren und uns erst bemerkten, als wir fast wieder im Lager waren. Sie hatten gepackt und waren abmarschbereit.
»Kayleen und Alicia – ihr seid mit Rennen dran«, sagte ich.
Alicia bedachte mich mit einem kurzen bösen Blick, aber beide gehorchten. Sie warteten, während Joseph und Tom Paloma beim Aufsteigen halfen. Tom und Paloma stellten uns keine Fragen, und sie schienen auch nicht überrascht zu sein, dass wir einfach nur weiterziehen wollten.
Ich sah zu Tom hinüber. »Ich würde gern ein möglichst schnelles Tempo vorlegen.«
Er nickte. »Gut. Dann übernimm du die Führung.«
Ich atmete tief ein und zwang meine Stimme, ruhig zu klingen. »Ich möchte mit Liam reden, wenn wir anhalten.«
Er
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