Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
gesagt, dass ihr mehr Leute mitnehmen solltet. Die beiden hätten getötet werden können.«
    Nett von ihr, dass sie sich so große Sorgen um uns machte.
    Tom setzte sich an den Tisch, ohne darauf einzugehen.
    Wir aßen schweigend. Der Eintopf schmeckte wunderbar, aber ich brachte nur wenige Bissen hinunter. Nach dem Essen half Joseph mir, meine Wunden mit heißem Wasser auszuwaschen. Es brannte so sehr, dass ich herumzappelte.
    Er sah mich mit gerunzelter Stirn an, als er fertig war. »Soll ich ein paar Pflaster holen?«
    »Nein. Lass meine Haut atmen.«
    »Wie du meinst. Aber geh morgen zu Paloma, damit sie es sich ansieht.«
    Ich stieg in mein Bett und seufzte, als die weiche Matratze meinen Körper aufnahm. Nach wenigen Augenblicken war ich eingeschlafen.
    Einige Zeit später wachte ich schlagartig von den Schmerzen im Bein auf. Mein Magen knurrte, und im leeren Mund hatte ich den würzigen Geschmack des Eintopfs. Ich beobachtete eine Weile die Lichtspur, die Destiny auf die Wand meines Zimmers zeichnete, während ich mich dazu zwang, wieder einzuschlafen. Schließlich gab ich es auf und humpelte nach draußen.
    Ich hörte Tom und Nava in der Küche, obwohl es mitten in der Nacht war. Ich verstand Navas Worte, bevor ich die Tür erreicht hatte, also hielt ich kurz inne, um zu lauschen. »Du musst es schneller schaffen. Wir müssen unsere Sicherheitssysteme wieder in Ordnung bringen, und ich kann es mir einfach nicht erlauben, unsere Ressourcen für diese langsame Methode zu verschwenden.«
    Tom sprach leise, und ich musste mich anstrengen, um seine Erwiderung zu verstehen. »Wir haben es auch geschafft, bevor uns Josephs Fähigkeiten zur Verfügung standen. Er hat Schmerzen, Nava. Er leidet unter dem Tod seiner Eltern.«
    »Es waren gar nicht seine Eltern«, gab sie zurück.
    »Für ihn schon. Und sie haben es genauso gesehen. Warum warst du bereit, sie aufzunehmen, wenn du gar nicht die Elternrolle für sie übernehmen willst? Wir müssen sie beschützen.«
    »Hmmm … zum Beispiel bei einem Ausritt auf die Ebene, wo sie fast ums Leben gekommen wären?« Ein Topf schlug gegen die Spüle. »Eher müssen wir uns vor ihnen schützen. Sie werden älter und stärker. Was sollen wir mit ihnen machen, wenn sie erwachsen sind?«
    Ich wagte es kaum zu atmen.
    »Wovor müssen wir uns schützen?«, fragte Tom. »Sie vertrauen uns, sie helfen uns.«
    Nava sprach leiser, aber mit Entschiedenheit. »Du weißt, wie stark sie sind. Wozu sie imstande sind. Sieh dir die wilde Frau an. Kannst du dir vorstellen, welchen Schaden sie zu fünft – oder zu siebt – anrichten könnten?«
    Tom lachte entspannt. »Glaubst du, sie werden sich eines Nachts erheben und eine Revolte anzetteln? Sieben gegen ganz Artistos? Sie brauchen die Kolonie, und die Kolonie braucht sie.«
    Ich hörte Geschirr in der Spüle klappern. Ich musste entweder bald die Küche betreten oder zurückgehen.
    »Versuch, Brücken zu ihnen zu bauen«, fuhr Tom fort. »Jenna hat keinen Schaden mehr angerichtet, seit die anderen abgezogen sind. Sie hat uns aber mehrmals geholfen.«
    »Tom, sie hat meinen Vater getötet.«
    Das hatte ich nicht gewusst.
    »Aber nicht Chelo und Joseph«, antwortete Tom sehr leise. »Außerdem weißt du, dass es wahrscheinlich gar nicht Jenna war.«
    »Wenn sie es nicht war, dann irgendein anderer von ihnen.«
    Ich hörte Schritte, die sich der Tür näherten, und hastete in mein Zimmer zurück. Meinen Hunger hatte ich vergessen.

Kapitel 5
    RÜCKKEHR DER VAGABUNDEN
     
     
     
     
     
     
     
     
    Auch am nächsten Tag ging ich nicht zur Wissenschaftlergilde. Alle arbeiteten gemeinsam daran, die Ernte zu retten und die Reparaturen an beschädigten Gebäuden, Zäunen, Scheunen und Rohrleitungen abzuschließen. Also schleppte ich mich mit steifem Bein in die Mühle, um Mehlsäcke zu füllen, während mir immer wieder das Gespräch der vergangenen Nacht durch den Kopf ging. Kein Wunder, dass Nava so große Schwierigkeiten mit uns hatte. Ich wusste, wie es sich anfühlte, einen Vater zu verlieren. Ich kannte es ja mittlerweile aus doppelter Erfahrung. Aber wie half mir das, die Kluft zwischen Nava und uns zu überwinden? Der lange Tag brachte mir keine Antworten, nur eine klebrige Masse aus Schweiß und Mehl an den Händen.
    Sobald das Signal für das Ende der Schicht ertönte, machte ich mich auf den Weg. Aber ich kehrte nicht über den Fluss nach Artistos zurück, sondern lief von der Mühle zur Freifläche hinter der Holzwerkstatt und

Weitere Kostenlose Bücher