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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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der Schmelzhütte. Der Lagerhof war bereits leergeräumt worden. Die Gebäude waren gedrungen und zweckmäßig konstruiert, aus Metall oder Stein ohne jede Verzierung.
    Die Datennetzwerke sorgten dafür, dass es in Artistos nur wenig Privatsphäre gab, aber wir hatten den Lagerhof als verhältnismäßig ruhigen Ort ausgesucht, um uns zu treffen. Hier zogen sich das Datennetz und die Alarmanlagen bis weit an den Waldrand zurück, um durch die normalen Aktivitäten des Transports von Erz und Holz keinen falschen Alarm auszulösen.
    Die unbearbeiteten Stämme goldbrauner Scheinulmen lagen zum Trocknen ordentlich gestapelt an einem Zaun. Große Behälter mit rötlichem Eisenerz und schwarzer Kohle standen in der Nähe der Schmelzhütte. Ich überquerte die Freifläche und schob mich auf der anderen Seite durch die tiefhängenden Zweige eines Zeltbaums, den man als schattiges Plätzchen für Mittagspausen hatte stehen lassen. Drei lange Bänke ohne Rückenlehnen standen zwischen dem Stamm und dem Vorhang aus karoförmigen Blättern.
    Einige Minuten später teilte Bryan die Zweige, kam zu mir und drückte mich so fest, dass ich leise schrie. »Pass auf – ich bin verletzt.« Ich sah ihn lachend an und rümpfte die Nase. »Du riechst nach Gebrastall.«
    Er erwiderte mein Lächeln, doch seine sanften braunen Augen blickten besorgt. »Ich habe von Hüpfer gehört. Und ich habe Sprinters Wunde gesehen. Ist mit dir so weit alles in Ordnung?«
    »Nur noch ein bisschen wacklig auf den Beinen.«
    Ich trat zurück und rollte mein Hosenbein hoch. Er musterte mich und riss die Augen auf, als er die vielen Grasschnitte und schließlich den Ansatz des langen Kraters sah, den mir die Katze zugefügt hatte. »Das sieht ziemlich schlimm aus.«
    »Es wird von selbst verheilen.« So war es. Wir Modifizierten erholten uns recht schnell.
    »Und wie geht es Joseph? Wurde er auch verletzt?«
    Ich schürzte die Lippen, als ich mich an die Dunkelheit in Josephs Augen erinnerte – und wie sich seine Stimmung gebessert hatte, als er Sprinter bestiegen hatte. »Bis zum Angriff der Tatzenkatzen hatten wir eigentlich einen sehr schönen Tag.« Wir setzten uns nebeneinander auf eine Bank, recht nahe, aber ohne uns zu berühren. »Tom war bei uns, und er war sehr nett zu uns beiden. Und später, als wir fast von den Katzen gefressen worden wären, hat er uns gerettet.« Ich erschauerte, als die Erinnerungen hochkamen. »Aber Nava hat ihm deswegen anschließend die Hölle heißgemacht.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Weil er euch gerettet hat?«
    Ich seufzte. »Nicht direkt. Ich glaube, es geht ihr in erster Linie darum, dass Tom Joseph dazu bringt, wieder seine Arbeit aufzunehmen. Wahrscheinlich fand sie, dass der Zwischenfall mit den Tatzenkatzen nicht dazu beiträgt, Joseph bei der Überwindung seiner Ängste zu helfen.«
    »Aha …« Er blickte zum Baumwipfel hinauf. Sonnenflecken fielen durch das Laub und tanzten auf seinen Wangen. »Und was würde deiner Meinung nach dazu beitragen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Habe ich dir erzählt, dass Kayleen und ich vor ein paar Tagen eine Begegnung mit Jenna hatten? Sie sagte, Joseph müsse gesund werden, weil er der Schlüssel ist. Aber sie hat nicht gesagt, wozu er der Schlüssel sein soll.«
    Bryan sah mich nachdenklich an. »Es muss irgendetwas mit der Art und Weise zu tun haben, wie er Daten liest.« Wir hatten uns schon oft gefragt, warum wir sechs mit unseren speziellen Gaben ausgestattet waren. Die Kriegsgeschichten deuteten an, dass viele unserer Eltern anscheinend erheblich stärker modifiziert waren als wir. Es gab Berichte über Schützen, die aus weiter Entferung töten konnten, und über ganze Truppen, die normalen Menschen an Schnelligkeit und Geschick weit überlegen waren. In einer Geschichte ging es um zwei Männer, die jeweils sechs Arme hatten, in einer anderen um einen Menschen, der auf allen vieren rannte und seine Hände und Füße als Waffen einsetzen konnte. Es waren Lagerfeuergeschichten, aber danach fragten wir uns, warum wir auf den ersten Blick so normal zu sein schienen.
    Bryan ging auf und ab und hatte selbst ein wenig von einer Tatzenkatze. »Wahrscheinlich meint sie den Schlüssel zu einer wichtigen Erkenntnis. Sie spricht gern in Rätseln, um uns anzuspornen, auf neue Ideen zu kommen. Weißt du noch, wie sie Kayleen dazu verleitet hat, Joseph im Datenstromspiel Paroli zu bieten?«
    Als hätte sie auf dieses Stichwort gewartet, trat Kayleen durch den Laubvorhang. Heu

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