Sternenwind - Roman
trockene Ecke. Jeder Muskel tat mir weh. Ich drehte mich zur Wand um und zog mein durchnässtes Hemd aus, um es gegen mein letztes sauberes und trockenes zu wechseln. Die Jagd, die Schlachtung und das Feuer, dann der verrückte Kampf mit den Gebras im Regen waren zu viel gewesen.
Meine Augen waren nur noch halb geöffnet, als Tom ein Feuer entzündete und Wasser aufsetzte. Die erste Tasse Tee brachte er Paloma. Er half ihr, sich aufzurichten, wobei er ihr behutsam mit den Fingerspitzen über den geschwollenen Fuß strich. Sie tauschten einen zärtlichen Blick aus, dann senkte Paloma den Kopf und nippte an ihrem Tee.
Tom kam zu mir, hockte sich hin und blickte mir in die Augen. »Wie geht es dir, Chelo?«
Ich griff nach der Tasse, nahm einen Schluck und genoss es, wie sich eine unvorstellbare Wärme in meinem kalten Bauch ausbreitete. »Nicht so gut. Tiger ist fortgelaufen.«
»Ich weiß«, sagte er kopfschüttelnd. »Wir werden morgen nach ihr suchen.«
Ich nahm einen weiteren Schluck Tee und bemühte mich, Toms Blick zu erwidern. »Ist das … ist das passiert, weil wir gestern gejagt haben?«
Tom sah mich ruhig an, in der Hocke, eine Hand auf dem Boden. Seine Augen waren warm und ohne die Furcht, die ich noch vor kurzem am Feuer darin gesehen hatte. Er schwieg so lange, dass ich mir fast sicher war, er würde uns die Schuld an diesem Unglück geben. »Nein«, sagte er dann zu meiner Überraschung. »Niemand trägt die Schuld daran. Ich habe Joseph gelehrt, auf die Jagd zu gehen.« Er hielt kurz inne. »Genauer gesagt: Ich habe ihm erlaubt, es sich selbst beizubringen. Dann hat er das Gelernte an dich weitergegeben. Mit den Kadavern haben wir alles richtig gemacht. Es ist wahrscheinlicher, dass die Tatzenkatzen von den Gebras angelockt wurden.« Er lächelte. »Es war wie ein Büfett, das wir für sie vorbereitet haben. Morgen Nacht werden wir Wachen aufstellen, jeweils zwei Leute.« Er stemmte sich hoch und wirkte nun selbst etwas unsicher auf den Beinen, als er zum Ofen ging, um eine weitere Tasse Tee einzuschenken.
Ich erfuhr nicht mehr, für wen die dritte Tasse war, denn ich schlief im Sitzen ein, trotz Tiger, trotz Jenna, trotz meiner Sorgen.
Als ich die Augen wieder aufschlug, war es wegen des Geruchs nach gebratenem Djuri, der sich in meine Träume eingeschlichen hatte. Jemand hatte mich ausgestreckt und in zwei Decken gehüllt. Ich schlug sie zurück und setzte mich auf. Tom lag neben mir, leise schnarchend, das runde Gesicht erschlafft. Ich beobachtete ihn einen Moment lang und erinnerte mich an seine freundlichen Worte, kurz bevor ich weggetreten war. Sein dunkles, angegrautes Haar war zerzaust, ein Arm lag hinter seinem Kopf, und der andere war zur Seite ausgestreckt. Um die Augen hatte er winzige Falten, die mir nie zuvor aufgefallen waren.
Kayleen stand am Herd und wendete sorgfältig die dünnen Fleischstreifen. Sie war ganz auf ihre Aufgabe konzentriert. Auch sie wirkte erschöpft. Ihr Haar war unordentlich, und sie bewegte sich langsam und bedächtig.
Paloma lag immer noch dort, wo ich sie zuletzt gesehen hatte, den Fuß hochgelegt. Jemand hatte ihn inzwischen bandagiert. Sie hatte die Augen geschlossen, aber sie schien nicht zu schlafen, da ihr Körper viel zu angespannt wirkte.
Von Alicia und Joseph war nichts zu sehen. Ich horchte, dann nahm ich ihre Stimmen wahr, ungefähr an der Stelle, wo wir die Gebras angebunden hatten.
Ich wankte zum Toilettenhäuschen. Anschließend schaute ich nach Joseph und Alicia. Sie standen zusammen und unterhielten sich angeregt. Joseph sagte etwas, das Alicia leise auflachen ließ. Ich beschloss, sie nicht zu stören. Stattdessen beugte ich mich über den Bach und spritzte mir das fließende kalte Wasser ins Gesicht. Dann wusch ich mir die Hände und Füße.
Ich zählte die Gebras durch und kam auf fünf. Also war Tiger nicht während der Nacht zurückgekehrt. Wenigstens schien es ein guter Tag zu sein, um nach ihr zu suchen.
Kleine silbrige Fische huschten unter meinen Füßen davon. Das Wetter hatte sich geändert, und jetzt wärmte der Sonnenschein meine Schultern. Die Sonne war bereits ein gutes Stück den Himmel hinaufgewandert, und das helle Tageslicht überflutete das Tal, das nun wieder friedlich dalag. Schicksal stand blass am Himmel, nicht weit von der Sonne entfernt. Ein wolkenloser hellblauer Himmel hing über dem dunkelblauen See.
Ich ging in die Hütte zurück, um Kayleen mit dem Frühstück zu helfen. Joseph und Alicia kamen
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