Sternenwind - Roman
ebenfalls, und Joseph rüttelte Tom vorsichtig an der Schulter. »Willst du zum Frühstück aufstehen?«
Tom grunzte und schüttelte den Kopf.
Joseph musterte ihn verdutzt.
»Lass ihn in Ruhe«, sagte Paloma in ihrem Nest aus Decken. »Er war die ganze Nacht wach und hat auf die Gebras aufgepasst.«
Wir aßen und brachen kaum das Schweigen, weil wir alle viel zu müde für ein Gespräch waren.
»Wo wohnt Jenna?«, fragte Alicia, als wir fast fertig waren. Sie blickte nachdenklich auf ihren leeren Teller. »Sie hätte hereinkommen und mit uns frühstücken können. Ich habe sie noch nie aus der Nähe gesehen.«
Ich schluckte meinen letzten Bissen Fleisch hinunter. »Ich habe sie noch nie im Innern irgendeines Gebäudes gesehen.«
In diesem Moment schwang die Tür auf. Es war, als hätte Jenna unser Gespräch mitgehört! Sie stand im Türrahmen und trug die gleiche waldfarbene Kleidung wie vor zwei Tagen. Aber sie war trocken und sauber. Ihr zerstörtes Gesicht war zu einem leichten Lächeln verzogen.
»Möchtest du … danke, dass du uns letzte Nacht geholfen hast …«, sprudelte es aus Alicia hervor. »Möchtest du frühstücken?«
Jenna grinste. »Es wäre mir ein Vergnügen.« Sie trat geduckt durch die Tür und blickte sich im Raum um. Mit dem, was sie sah, schien sie zufrieden zu sein. Sie blieb neben der Tür stehen.
»Du kannst gern hereinkommen«, sagte Kayleen.
»Hier gefällt es mir recht gut.« Jennas seltsames Gesicht verzerrte sich noch mehr, als sie Paloma ansah. »Wie geht es deinem Knöchel?«
Paloma erwiderte ihren Blick und schien kein bisschen überrascht zu sein, sie hier zu sehen. »Ich glaube, ich kann reiten, aber auf keinen Fall zu Fuß gehen.«
»Euer Leitgebra ist noch lahmer als gestern. Es wäre besser, wenn ihr in den nächsten Tagen weder reitet noch geht.«
Paloma zog eine Grimasse, widersprach aber nicht. »Danke für deine Unterstützung. Was können wir für dich tun?«
»Ich wollte Chelo und Joseph mitnehmen, um nach den verschwundenen Gebras zu suchen.«
Joseph schien diese Idee zu gefallen.
Tom rührte sich und setzte sich auf. Erstaunt blinzelnd sah er Jenna an. »Ich dachte, ich hätte nur von dir geträumt.«
Sie sah ihn mit dem Ansatz eines Lächelns an. »Nein. Aber wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren. Wir müssen die Gebras suchen.«
Tom gähnte und streckte sich. Er bewegte sich recht langsam. Als seine Augen offen waren, konnte ich erkennen, dass sie vor Erschöpfung blutunterlaufen waren. »Nein. Ich werde gehen«, murmelte er. »Gib mir noch einen Moment.«
Jenna erwiderte seinen Blick völlig ruhig. Dann zeigte sie auf Paloma. »Mindestens ein handlungsfähiger Erwachsener sollte hierbleiben. Ich gehe mit Chelo und Joseph. Mehr als drei Leute brauchen wir nicht.«
Tom runzelte die Stirn, als würde ihm die Vorstellung, dass wir gemeinsam loszogen, überhaupt nicht gefallen. Er gähnte erneut. Offenbar war er so müde, dass selbst Jennas überraschendes Erscheinen ihn nicht vollständig wach rütteln konnte.
Alicia blickte zu Jenna auf. Neugier schimmerte in ihren Augen. »Ich möchte auch mitkommen.«
Jenna hielt den Blick auf Tom gerichtet und zwang ihn damit zu einer Entscheidung. Es fühlte sich an, als wäre ein wildes Raubtier in die Hütte gekommen, eine Naturgewalt, die uns alle ihrem Willen unterwerfen wollte.
Paloma brach das gespannte Schweigen mit heiserer Stimme, in der ihre Schmerzen mitschwangen. »Lass sie gehen. Jenna wird dafür sorgen, dass ihnen nichts zustößt, und du bist noch nicht fit genug für eine solche Aufgabe. Außerdem wäre es mir lieber, wenn du in meiner Nähe bleibst.«
Tom sah sie lächelnd an. »Ich bin überstimmt.« Dann wandte er sich erneut an Jenna. »Nimm auch Alicia mit. Sie ist eine Vagabundin, sie kennt sich in der Wildnis aus. Kommt mindestens eine Stunde vor Anbruch der Dunkelheit zurück. Auch wenn ihr die Tiere noch nicht gefunden habt. Nehmt ihr die Gebras mit?«
Jenna schüttelte den Kopf. »Wir brauchen keine Reittiere. Außerdem wäre es dann schwieriger, die anderen zurückzubringen.« Sie lächelte. »Und ja, ich habe Hunger.«
Während wir Wasser und eine leichte Mahlzeit einpackten, beobachtete ich, wie Jenna im Schneidersitz auf dem Boden hockte, als wäre es völlig normal, als wäre sie ein Familienmitglied. Sie aß von dem gebratenen Djuri, das ich mit bloßen Händen erlegt hatte, und lobte höflich die Zubereitung des Essens. Ich biss mir auf die Zunge, um mich zu
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