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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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überzeugen, ob es tatsächlich schmerzte. Ja, es schmerzte, also war ich tatsächlich wach.
    »Nehmt zwei Ohrempfänger mit«, schlug Tom vor, kramte in seiner Manteltasche und reichte mir zwei der kleinen Geräte.
    Ich steckte mir eins ins Ohr und gab Joseph das zweite.
    Kayleen sah besorgt aus. Sie hatte nicht gefragt, ob sie ebenfalls mitkommen konnte. Vielleicht wollte sie Paloma nicht allein lassen. »Meldet euch, ja? Auch ich werde einen Ohrempfänger tragen, damit ihr Kontakt mit mir aufnehmen könnt.«
    Das gefiel mir. Es wäre nett, wenn unsere Kontaktperson jemand von uns war. Kayleen verstand Dinge, die Tom und Paloma nicht verstanden. Nicht verstehen konnten.
    Während ich in meinem Gepäck stöberte, fand ich Papier und Stifte wieder. Dafür hatte ich bisher gar keine Zeit gefunden, aber vielleicht konnte Paloma beides jetzt gut gebrauchen. Sie zeichnete gern Pflanzen, Blumen und Kräuter, die sie gefunden hatte. Ich gab ihr die Sachen und hielt nur so lange inne, um ihr überraschtes Lächeln zur Kenntnis zu nehmen.
    Jenna wartete im Türrahmen, während wir unser Gepäck zusammenstellten und uns verabschiedeten. Endlich waren wir zum Aufbruch bereit. Jenna sah uns mit gerunzelter Stirn an und griff dann nach unseren Rucksäcken. Bis auf das Wasser und die Ohrempfänger nahm sie alles heraus. Selbst das getrocknete Ziegenfleisch, die Äpfel und ein Hemd warf sie auf den Boden der Hütte.
    Ich sah Joseph mit einem nervösen Kichern an. »Wie es scheint, reisen wir mit leichtem Gepäck.«
    Jenna warf mir einen finsteren Blick zu, und ohne ein weiteres Wort lief sie los. Mit schnellen Schritten überquerte sie die Wiese. Wir stolperten nach draußen, sortierten unsere Füße und rannten weit abgeschlagen hinterher. Wir lösten kein Alarmsignal aus. War die Anlage durch den Sturm oder die Tiere beschädigt worden, oder verfügte Jenna über die magische Fähigkeit, sich für unsere Netze unsichtbar zu machen?
    Als wir das Ende der Wiese erreicht hatten, war sie wieder spurlos verschwunden. Wir hielten an, atmeten keuchend und sahen uns verdutzt an. Alicia hatte sich als Erste erholt und rief: »Jenna?«
    Keine Antwort.
    Alicias Wangen waren von der Anstrengung gerötet. Sie spannte ihre Finger und tänzelte, bereit, jederzeit wieder loszurennen. Ich hatte den Verdacht, dass dies nur der Anfang eines langen Tages war, und lachte. »Wir müssen sie suchen. Sie erteilt ihre Lektionen nur selten mit Worten.«
    Alicia blinzelte kurz, dann hatte sie sich auf die Situation eingestellt. »Wonach suchen wir also?« Sie blickte auf den matschigen Boden. »Hier dürfte es eigentlich nicht allzu schwierig sein.«
    Unsere Spuren waren deutlich im Matsch zu erkennen. Ich war mir sicher, dass Jenna die Wiese an dieser Stelle verlassen hatte, denn ich hatte es mir an den Rotbeerenbüschen gemerkt, die hier weiter als sonst auf die Wiese vorgestoßen waren. Aber Jennas Spuren waren unsichtbar, als hätten ihre Füße gar nicht den Boden berührt.
    Ich ging in die Knie, um mir das Gras anzusehen und nach abgebrochenen Stängeln zu suchen.
    »Du wirst hier nichts finden«, sagte Joseph. »Denk darüber nach. Ich habe gesehen, wie sie hier im Wald verschwunden ist. Du hast dasselbe gesehen, nicht wahr? Deshalb hast du hier angehalten.«
    Ich nickte.
    »Wir suchen nach den Gebras. Nach Hinweisen, wohin sie gelaufen sein könnten. Also dürfte Jenna sich nach oben bewegen. Hügelaufwärts.« Er zeigte auf eine Kiesrinne, durch die ein kleiner Bach rann. »Dort geht es hinauf, und dort kommt man leichter voran als durch das Unterholz. Hier gibt es keinen richtigen Weg.«
    Wir folgten ihm. Hinter der ersten Biegung saß Jenna entspannt auf einem Stein. Sie sah uns mit geduldiger Miene an und lächelte. »Gut. Das hat nicht allzu lange gedauert. Aber macht euch nicht die Mühe, nach den Gebras zu suchen.«
    Weil sie nicht mehr lebten? Oder waren sie nach Hause gelaufen? Ich stellte mir Navas Gesicht vor, wenn die herrenlosen Gebras plötzlich in Artistos auftauchten. »Warum nicht?«
    »Weil ich euch etwas ganz anderes zeigen will.«
    Sie musste nicht hinzufügen, dass es eine einzigartige Gelegenheit war. Wir waren außer Sichtweite der erwachsenen Bewohner von Artistos, wir waren unter uns. Außerhalb der Datennetze. Dennoch erinnerte ich mich an Hüpfer. »Können wir trotzdem versuchen, Tiger wiederzufinden?«
    »Später.« Sie drehte sich um und lief mühelos das Bachbett hinauf, mit sicheren und lautlosen Schritten. Wir

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