Sternenzauber
auf der Kunstschneepiste sind, sich in einem Londoner Schönheitssalon eine Gesichtsbehandlung machen lassen.«
»Ach du liebe Güte, wie provinziell sind Sie denn? Man kann in der Stadt nicht einfach so von der Straße in einen Salon von Rang und Namen hereinplatzen. Die guten Kosmetikerinnen sind Monate im Voraus ausgebucht.«
»Ach ja? Tatsächlich? In unseren Salon hier in Hazy Hassocks kann man jederzeit reinschneien. Jennifer Blessing wird sich um jedermanns Falten kümmern. Sie ist nicht zimperlich – unserer Jennifer ist keine Aufgabe zu schwer. Ich kann mir kaum vorstellen, warum ein Salon in London so lange im Voraus ausgebucht sein sollte, selbst wenn das Stadtleben einem Gesicht natürlich seinen Tribut abfordert.«
»Soll das eine Beleidigung sein?«
»Nur eine Beobachtung.«
Helen, unsicher, ob sie ausgebootet worden war oder nicht, stockte ein wenig. »Diskutieren Sie nicht mit mir. Versuchen Sie nicht, sich mit mir anzulegen oder gar schlauer zu sein. Richten Sie einfach nur Guy diese Botschaft aus.«
»Nein«, sagte Clemmie. »Erstens lasse ich mir von Ihnen keine Anweisungen erteilen. Zweitens kann Guy es nicht machen. Drittens kommt Guy heute nicht mehr hierher. Viertens …«
Sie war nicht sicher, ob ihr ein Viertens noch einfiel. Vielleicht wäre es besser, aufzuhören, bevor sie den Effekt ruinierte.
»Ach, du liebe Güte!« Helen wandte sich um und ging zur Tür. »Sie sind ja wirklich erbärmlich! Also schön, dann werde ich den Kindern eben sagen müssen, dass sie heute nicht zum Skikurs können – und ich hoffe, Ihnen ist klar, dass diese Enttäuschung lebenslängliche seelische Spuren hinterlassen wird.«
»Sie könnten ja immer noch ihr Verwöhnprogramm absagen.« Clemmie war so richtig in Fahrt und fest entschlossen, das letzte Wort zu haben. »Dann sieht man nur Ihnen an, was das Leben für Spuren hinterlassen hat.«
Mit dem Aufschrei einer Raubkatze schoss Helen aus dem Büro. Suggs ließ ein leises freudiges Glucksen vernehmen und trommelte mit den winzigen Pfoten auf Clemmies Schoß.
»Ich glaube fast, da könnte ich mir jemanden zum Feind gemacht haben«, sagte Clemmie und sah grinsend zu ihm hinab. »Das wäre aber schade.«
Als Clemmie sehr viel später am Abend Guy auf der Fahrt nach Hazy Hassocks von dieser Episode berichtete, verlor diese in der Nacherzählung nicht an Würze. Es war eine ungewöhnlich aufregende Fahrt, nicht nur, weil sie allein mit ihm als seine vorgebliche Geliebte zu Tarnia Snepps’ Party unterwegs war oder weil er noch geheimnisvoller und anziehender aussah als je zuvor, sondern auch weil das ganze Land an diesem Abend die Vereitelung der Pulververschwörung von 1605 feierte und Feuerwerke entzündete, sodass am Himmel immer wieder laute und farbenfrohe Explosionen zu sehen waren.
»… also«, schloss Clemmie ihre Erzählung und drehte sich auf dem Autositz um, um einen besonders raffinierten blaurosa Chrysanthemeneffekt mit Heulern und Böllern zu bewundern, »bitte entschuldige, wenn ich patzig zu ihr war. Ich bin sonst nicht so aggressiv zu anderen Leuten, aber ehrlich gesagt, sie hatte es verdient.«
»Ganz bestimmt. Dafür brauchst du dich bei mir nicht zu entschuldigen.« Guy, der den BMW nach Hazy Hassocks nun über enge Landstraßen zu dem protzigen Anwesen der Snepps steuerte, lachte leise im Dunkeln. »Helen würde es schaffen, sich selbst einen Heiligen zum Feind zu machen. Ich wünschte nur,
ich hätte dabei sein und zuhören können. YaYa wäre noch sehr viel brutaler mit ihr umgesprungen, das kannst du mir glauben. Es war tapfer von dir, es mit Helen aufzunehmen – sie ist eine echte Zimtzicke -, und diese Kinder sind, seit wir damals zusammenlebten, noch unerträglicher geworden. Auf jeden Fall scheint deine unnachgiebige Haltung gewirkt zu haben. Als ich nach Hause kam, war nichts von ihnen zu sehen.«
»Sie war gezwungen, das Skifahren abzusagen, und musste den Gören – äh – den Kindern stattdessen Junior-Gourmet-Kochkurse oder so was Ähnliches versprechen. Gegen drei ist sie mit Sack und Pack aufgebrochen, um sie von der Schule abzuholen und ihnen die schlechte Nachricht auf dem Weg zu dieser Nobelparty beizubringen. Wenn dann alle ihren posttraumatischen Stress therapiert haben, wird sie das mit dieser Junior-Highsociety ja vielleicht noch mal überdenken.«
»Ich glaube nicht, dass Helen irgendetwas noch mal überdenkt«, sagte Guy. »Das fände sie viel zu kleinbürgerlich. Aber sie hat eine Notiz auf dem
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