Sternenzitadelle
gemustert, mit dem typischen Blick der Aristokraten. Auch ihre kostbare Kleidung und ihre feinen Gesichtszüge wiesen darauf hin, dass sie zur Oberschicht gehörten. Doch ihre geringe Körpergröße und ein dunkles Feuer in ihren Augen verliehen ihnen eine mysteriöse, ja beunruhigende Aura.
»Da ist ja der junge Mann, von dem Ihr gesprochen habt«, hatte die Frau, an einen Dritten gewandt, gesagt, den Jek noch nicht bemerkt hatte.
Es handelte sich um einen Interlisten, dem es nicht gelungen war, seine Überraschung zu verbergen. Mit offenem Mund und großen Augen hatte er Jek wie ein Gespenst angestarrt.
»Hat man Euch nie beigebracht, Eure Gefühle zu kontrollieren?«, hatte die Frau hinzugefügt.
»Entschuldigt, Madame, aber ich bin diese Art von Hexerei nicht gewohnt.«
»Wie könnte Ihr es wagen, etwas als Hexerei zu bezeichnen, was Wissenschaft ist, Hauptmann. Es ist nichts als die
Anwendung physiologischer Gesetze. Aber Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet.«
»Es war Nacht, und ich war weit entfernt. Aber ich glaube, er ist es«, hatte der Hauptmann bestätigt. »Jedenfalls dürften Menschen, die nach Belieben erscheinen und verschwinden können, nicht zahlreich sein.«
Jek war zum Bett gegangen und hatte Shari betrachtet. Er schien friedlich zu schlafen. Nur seine grünliche Hautfarbe wies darauf hin, dass etwas nicht stimmte.
»Seid Ihr sicher, dass es keine Zeugen für Euer Handeln gibt, Hauptmann?«, hatte die Frau gefragt.
Diese äußerlich so zarte und alterslos wirkende Frau strömte Autorität aus. Jek musste sofort an Iema-Ta denken, die Chefin des Menschenhändlerrings in Nea-Marsile.
»Ja. Ganz sicher. Ich habe meine Männer für immer zum Schweigen gebracht. Ich hoffe nur, dass Dame und Sieurs de Mars mir keine Märchen erzählt haben.«
»Was für Märchen?«
»Über die Mikrostasen … Schützen sie wirklich vor den mentalen Inquisitionen?«
»Solltet Ihr etwa an unseren Fähigkeiten zweifeln, Hauptmann? Seit fünfzehn Generationen gibt es in unserer Familie Experten auf dem Gebiet der physikalischen Chemie.«
Sie war auf den Offizier zugegangen und hatte ihn – obwohl sie zwei Köpfe kleiner war als er – verächtlich gemustert.
»Stellt Euch nicht dümmer an als Ihr seid, Hauptmann. Wären unsere Mikrostasen nicht effizient, wären wir schon längst am Feuerkreuz einen langsamen Tod gestorben …«
»Das stimmt. Was wollt Ihr mit Euren beiden Schützlingen machen?«
»Darüber werden wir Euch zu gegebener Zeit informieren.«
Der Hauptmann hatte genickt und war gegangen.
Und Jek hatte nun drei Mitglieder einer der ältesten und renommiertesten Familien Syracusas kennengelernt, Miha-Hyt, Guntri und Zerni de Mars. Sie hatten Shari bereits das Agens zur Reanimation injiziert, aber statt der Wiederbelebung seines Stoffwechsels war er in einen Starrkrampf gefallen, eine höchst beunruhigende Reaktion. Denn eine weitere Injektion hätte eine Überdosis bedeutet und somit zum Stillstand seiner vitalen Funktionen geführt.
Also war ihnen nichts anderes übriggeblieben, als abzuwarten. Jek machte sich Sorgen und hörte nur mit halbem Ohr den wirren Reden der Mars-Geschwister zu. Er glaubte, verstanden zu haben, dass die drei ihnen beiden eine Art Bündnis anböten, um den Imperator zu stürzen und den Seneschall Harkot zu eliminieren. Dann wollten sie wohl eine Koalitionsregierung bilden, an der sie natürlich an der Spitze stehen würden. Doch welche Rolle die Krieger der Stille in dieser Allianz spielen würden, das wusste Jek nicht.
»Es ist Zeit, die Ang-Familie zu stürzen, diese Totengräber unserer Kultur, und diese Verdammten von Hyponeros!«, hatte Miha-Hyt, die Älteste, mit unbeweglicher Miene, aber eiserner Entschlossenheit erklärt.
»Die Angs sind allein durch Krieg und Verrat an die Macht gekommen«, hatte der Jüngere, Guntri, hinzugefügt. »Mikeli Ang, der erste Seigneur der Moderne, hat Artibanus Saint-Noil, unseren Heros und Sieger über das Planetarische Komitee, einfach ermordet.«
»Allein die Angs und vor allem Seigneur Arghetti haben die Scaythen von Hyponeros und deren Aufstieg begünstigt«,
hatte der Jüngste, Zerni, betont. »Außerdem haben sie Sri Mitsu ins Exil geschickt, die Konföderation von Naflin gestürzt und den Orden der Absolution zerstört.«
Nach langen Wartestunden – die Mars’ hatten sich zur Ruhe begeben, um, wie ein Diener sagte, den Tyrannen der Mikrostasen einen kleinen Besuch abzustatten – hatte Jek bei seinem
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