Sternhagelverliebt
ich.«
»Katie, ich weiß, dass Sie mich gern aufziehen …«
»Nein, ich bewundere sie
wirklich.
Ich wünschte, ich hätte das, was sie hat.«
»Eine Heroinabhängigkeit?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Sondern was?«
Ich ziehe meine Beine an und stütze mein Kinn auf meine Knie, während ich nach den richtigen Worten suche. »Ich weiß nicht … etwas … einen Antrieb, der stark genug ist, um die Verlockungen um mich herum zu überwinden, denke ich.«
»Haben diese Verlockungen je Ihre Karriere beeinträchtigt, Katie?«
»Ja.«
»Würden Sie mir davon erzählen?«
Ich erinnere mich an den Tag bei
The Line.
Daran, wie mein Hirn nicht funktionieren wollte. Daran, wie ich mich übergab und übergab und mich einfach nicht wie ich selbst fühlte.
»Ich hatte diese Chance, den Job meines Lebens zu bekommen, und am Abend zuvor ging ich aus … Es war mein Geburtstag beziehungsweise der Tag vor meinem Geburtstag … Wie dem auch sei, ich wollte nur
einen
Drink nehmen …«
Oh, mein Gott. Ich kann nicht glauben, dass ich eine »Nur einen Drink«-Geschichte erzähle – ständig wiederkehrendes Thema in unseren Gruppensitzungen. Wenn ich solche Geschichten höre, will ich jedes Mal laut losschreien. Wie im Kino, wenn das dumme Mädchen in den Keller geht, um nachzusehen, was für ein Geräusch das war –
nachdem
es ein Dutzend unheimliche Anrufe bekommen hat.
Tu es nicht! Da unten wartet der Killer auf dich!
»Und?«, ermuntert Saundra mich.
»Natürlich ist es nicht bei einem Getränk geblieben …«
In diesen Geschichten tut es das nie.
»Sie haben Ihr Vorstellungsgespräch verpasst?«
»Nein, ich war beim Bewerbungsgespräch. Allerdings war ich noch immer betrunken und hielt ungefähr fünf Minuten durch, bevor ich mir auf der Damentoilette die Seele aus dem Leib kotzte. Und das war’s.«
»War das das Erlebnis, das in Ihnen das Bewusstsein geweckt hat, dass Sie hierherkommen sollten?«
So könnte man es auch sagen.
»Ja.«
»War das das einzige Mal, dass Alkohol Ihre berufliche Karriere beeinträchtigt hat?«
»Ich schätze, ich war noch nie gut darin, etwas zu Ende zu führen, das ich begonnen habe, und Alkohol ist da keine große Hilfe.«
»Warum, glauben Sie, ist das so?«
»Ich lasse mich einfach zu leicht ablenken.«
»Durch den Alkohol?«
»Durch das Leben.«
»Also ist es kein Alkoholproblem an sich, sondern ein Problem mit Katie?«
Oh, tja, ich bin definitiv das Problem.
»Ja, ich schätze schon.«
Saundra lächelt. »Katie, ich denke, Sie sollten etwas nachsichtiger mit sich sein.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie müssen die Dinge hinnehmen, die Sie nicht ändern können.«
Aha, das Gelassenheitsgebet.
»Gott, gib mir die Gelassenheit / Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; / den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann …«
Aus irgendeinem Grund fühle ich mich nie gelassen, wenn ich es vor mich hersage.
»Hören Sie, ich weiß, dass wir es jeden Tag aufsagen, doch was soll es denn eigentlich bedeuten?«
»Es bedeutet, dass Sie sich selbst akzeptieren müssen. All Ihre Schwächen und auch Ihre Stärken. Sie müssen nur mit einer Person leben, Katie, und das sind Sie selbst. Wenn Sie das geschafft haben, wenn Sie Ihre Grenzen akzeptiert haben, können Sie sie nicht mehr als Entschuldigung benutzen. Wenn Sie etwas zu Ende bringen wollen, tun Sie es. Sie haben es in der Hand, was Sie tun. Sie treffen die Entscheidungen.«
»Das klingt zu einfach.«
»Gewissermaßen ist es ganz einfach, Katie. Wenn Sie immer nur einen Tag nach dem anderen angehen.«
Ich denke an die vielen halbfertigen Entwürfe für Romane, die ich angefangen und wieder fallengelassen habe und die jetzt ein Bücherregal in meinem Zimmer in der Stadt füllen. Es ist ein typisches Klischee, dass ein Journalist etliche unvollendete Romane herumliegen hat. Doch hat nicht jeder von uns eine Idee für einen Roman, ein halbautobiographisches Märchen, das nur darauf wartet, der nächster
Fänger im Roggen
zu werden?
Bloß, dass keines meiner Bücher irgendetwas mit mir zu tun hat – was wahrscheinlich schon ein Teil des Problems ist. Wie zum Beispiel Buch Nr. 2 , das von Sheryl Crows Lied
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