Sterntaler: Thriller (German Edition)
Der Erfolg machte ihr Lust auf mehr. Sie wusste, wie viel Mühe es sie gekostet hatte, diesen Ausbildungsweg zu beschreiten. Jetzt wollte sie weiterkommen, weiter nach vorn. Mit über dreißig war es höchste Zeit zu wissen, was man einmal werden wollte.
Zu Anfang dachte sie wirklich noch, dass sie sich zufällig begegnet wären. Bei der Eröffnung eines neuen Restaurants am Stureplan. Er tauchte ganz plötzlich an ihrer Seite auf und stellte sich viel zu nah neben sie. Erst störte sie das, doch das Gefühl gab sich wieder. Nur allzu leicht ließ sie sich von seinen Komplimenten und seiner Gegenwart beeindrucken.
Und die Stimme! Die dunkle, fast dumpfe Stimme ließ sie erröten, und sosehr sie es wollte, konnte sie doch nicht genug davon bekommen. Willenlos. So fühlte sie sich.
Als ihre Freunde sie zusammen sahen, fragten sie, was sie da eigentlich tat. Er war schließlich älter als sie. Gewiss, ein Mann mit Macht und Reichtum, aber vor allem war er älter. Sie hatte ihre Worte als Neid abgetan.
Die Warnglocken hatten dennoch früh geläutet, schon als er angefangen hatte, Fragen über Thea Aldrin zu stellen. Sie hatte die Verbindung allerdings nicht sofort hergestellt und nicht begriffen, dass er die ganze Zeit über längst gewusst hatte, wo sie arbeitete, und dass sie nur deswegen interessant für ihn gewesen war.
Im Nachhinein empfand sie nichts anderes als Ekel und Scham. Sie hatte sich von einem Mann mit einem kranken Plan verleiten und verführen lassen. Weil es ihr spannend vorkam, weil es einen Teil in ihr gab, der nie wie alle anderen werden wollte, der niemals gehorsam sein würde. Der Drang war aus dem Nichts gekommen, die Lust auf das Verbotene und Gefährliche. Sie hatte mit dem Feuer gespielt und war fast verbrannt. Während er alles filmte.
51
ES WAR SCHON HALB NEUN , als Fredrika ins Büro kam. Alex war erstaunt, als er sie sah. »Ich dachte, du würdest heute bei deiner Tochter bleiben.«
»Meine Mutter kümmert sich um sie. Ich kann einfach nicht zu Hause sein. Ich muss mich beschäftigen.«
Alex stellte Fredrikas Entscheidung nicht infrage. Doch er machte ihr klar, dass sie nicht in den Fall Spencer involviert sein würde. »Ich habe einen der anderen Ermittler zu ihm geschickt, um die Vernehmung durchzuführen. Ich nehme an, dass die Sache dann von unserer Seite beigelegt sein wird. Inoffiziell betrachte ich ihn längst schon als uninteressant für unsere Ermittlung. Aber es wird sinnvoll sein zu hören, was er über den Filmclub und seine Mitglieder sagen kann. Vielleicht hat er auch etwas über Thea Aldrin zu berichten.«
Fredrika nickte stumm. »Warum verhört Peder ihn nicht?«
Alex ließ sich auf seinen Bürostuhl fallen. Und dann berichtete er von Peders Bruder.
Fredrika schossen die Tränen in die Augen, und sie ließ sich ebenfalls nieder.
»Meine Güte, was ist nur mit euch beiden los?«, fragte Alex, als er ihre Reaktion bemerkte. »Es ist doch wohl klar, dass wir ihn finden werden. Er hat sicher nur einen Spaziergang gemacht und sich verirrt. Das kann einem Jungen wie Jimmy doch mal passieren.«
Fredrika sah, dass Alex aufrichtig versuchte zu glauben, was er da sagte, und sie bewunderte ihn dafür. Sie selbst steckte zu tief im Dreck, um auch nur einen einzigen positiven Gedanken fassen zu können.
»Kommt er später?«, fragte sie.
»Vielleicht, wir werden sehen.«
Fredrika öffnete ihre Tasche. »Apropos Filmclub. Mir ist heute Morgen etwas eingefallen… was nichts mit Spencer zu tun hat.«
Skeptisch musterte Alex sie, während sie die Papiere hervorkramte. Sie blickte kurz zu ihm auf. Sein Gesicht hatte etwas Fremdes, als wäre es von einer Zufriedenheit überzogen, die früher gefehlt hatte. Sie war verwirrt und musste ernsthaft nachdenken, was sie eigentlich hatte erzählen wollen. Dann erinnerte sie sich und legte ihm ihre Vermutung dar.
»Du glaubst also, dass Torbjörn Ross, der seit den Achtzigerjahren mein Kollege ist, mit Rebecca Trolle Kontakt hatte, ehe sie starb? Und dass er uns dies vorenthalten hat?«
Fredrika schluckte. Die schlaflose Nacht forderte ihren Tribut. »Ich glaube, dass es so sein könnte.«
Sie schob Alex Rebeccas Notizen hinüber und zeigte auf das Wort ganz unten.
Snuff.
»Es ist nur ein Wort.«
»Es ist sein Wort«, betonte Fredrika, »und es ist seine Idee, dass die Bücher verfilmt worden sein sollen.«
Alex dachte nach. »Ellen soll die Telefonlisten durchgehen. Schau du nach, ob Rebecca die Polizei angerufen hat,
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