Sterntaler: Thriller (German Edition)
wurde, bevor sie sich auflöste. Morgan Axberger und ich kannten uns, weil wir Mitte der Sechzigerjahre gemeinsam einen Abendkurs in Französisch besucht hatten. Damals war er noch kein hohes Tier und verbrachte seine Zeit damit zu rauchen, zu saufen und Gedichte zu schreiben.« Die Erinnerung ließ ihn lächeln. »Dann ging alles sehr schnell für Morgan, und als ihm klar wurde, dass er in Rekordzeit aufsteigen würde, wurde er zu einer anderen Person. Doch sein Interesse für Filme blieb. Und irgendwann Anfang der Siebzigerjahre begegneten wir uns auf einer Kunstausstellung. Er erzählte von dem Filmclub, über den ich natürlich bereits in den Zeitungen gelesen hatte, und bedeutete mir, dass es eine Möglichkeit gebe, wenn ich dabei sein wollte. Natürlich sagte ich Ja.«
»Erzählen Sie mir von den anderen Mitgliedern. Haben Sie immer noch Kontakt zu ihnen?«
»Nein, wirklich nicht«, sagte Spencer. »Nachdem Thea Aldrin im Gefängnis landete und Elias Hjort ins Ausland gegangen war, waren nur noch Morgan und ich übrig. Und wir hatten nur sehr wenige Gemeinsamkeiten, das muss ich sagen. So war es nur natürlich, dass wir aufhörten, etwas miteinander zu unternehmen.« Spencer dachte nach. »Der Filmclub löste sich schon um 1975, 76 herum auf. Ich habe nie verstanden, warum, aber es war einfach so. Als Thea Aldrin wegen Mordes inhaftiert wurde, hatten wir schon mehrere Jahre lang keine Treffen mehr gehabt.«
Cecilia Torsson sah interessiert aus. »Könnte es Konflikte gegeben haben, von denen Sie nichts ahnten?«
»Das kann gut sein, aber ich wüsste nicht, wo die hätten liegen sollen. Wenn Sie Morgan Axberger oder Elias Hjort aufsuchen, dann können die Ihnen bestimmt mehr sagen. Und Thea natürlich, aber wenn das stimmt, was sie in den Zeitungen schreiben, dann hat sie seither nicht mehr gesprochen.«
»Wie haben Sie in der Gruppe darauf reagiert? Ich meine, dass sie ihren Partner ermordet haben sollte?«
Gar nicht, dachte Spencer. Er hatte Morgan und Elias, nachdem Thea in Untersuchungshaft gekommen war, nicht mehr getroffen. Er erinnerte sich noch daran, dass er Morgan angerufen hatte, um sich nach der Sache zu erkundigen. Morgan, der Theas Exfreund gekannt hatte, war schockiert gewesen und hatte das Geschehene nicht kommentieren wollen.
»Wir hatten damals schon so gut wie keinen Kontakt mehr«, sagte Spencer. »Ich war der Jüngste im Quartett und nicht von Anfang an dabei gewesen. Deshalb kannte ich Theas Exfreund nicht und wusste nichts über ihre Beziehung. Aber natürlich war ich bestürzt, als ich hörte, was sie getan hatte.«
»Sie haben also niemals infrage gestellt, ob sie wirklich schuldig war?«
Spencer zuckte die Achseln. »Sie hat den Mord schließlich gestanden.«
Die Luft im Raum war feucht und die Wände abgenutzt. Wie viele Stunden würde er noch dort verbringen und über Dinge reden müssen, die er nicht getan oder mit denen er nichts zu tun hatte?
»Es ging damals das Gerücht, Thea Aldrin habe zwei Bücher, Merkurius und Asteroid, geschrieben. War das so?«
»Nicht soweit ich weiß. Wir haben natürlich über die Sache gesprochen, doch nicht sehr eingehend. Das war üble Nachrede, nichts weiter.« Der Zorn kochte in ihm hoch, wenn er an all die Versuche dachte, die unternommen worden waren, um Theas Ansehen zu ruinieren. Es war die reinste Hexenjagd gewesen, so als würden starke Kräfte im Geheimen dafür kämpfen, alles zu zerstören, was sie sich aufgebaut hatte. Spencer hatte den Grund dafür schon damals nicht verstanden, und das war jetzt nicht anders.
»Ihr Sohn ist verschwunden«, sagte Cecilia. »Erinnern Sie sich an irgendetwas in diesem Zusammenhang?«
»Natürlich«, sagte Spencer. »Das war der Anfang vom Ende für sie, das kann man sagen. Den Verlust hat sie niemals verkraftet. Und wer würde ihr das verübeln?«
»Es gab Gerüchte. Man sagte, sie habe auch ihren Sohn ermordet.«
Spencer schüttelte den Kopf. »Das war so eine verdammte Schweinerei. Der Junge ist verschwunden und nicht wiedergekommen. Natürlich habe ich keine Ahnung, welches Schicksal er erlitten hat, aber ich meine, guten Gewissens sagen zu können, dass er nicht von seiner eigenen Mutter ermordet wurde.«
Die Uhr an Cecilia Torssons Handgelenk blitzte im Licht der Deckenlampen auf.
»Was meinen Sie denn, was ihm zugestoßen ist?«
Spencer musste sich nicht lange anstrengen, um sich an all das zu erinnern, was in jenen Jahren geschehen war. Er erinnerte sich noch genau, was er damals
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