Sterntaler: Thriller (German Edition)
Aldrin direkt vor eurer Nase, aber sie war euch vollkommen egal!«
»Damals war das so, aber jetzt nicht mehr. Und das weißt du genau.«
Das Wochenende. Ihr Gespräch im Boot. Torbjörn Ross war es gewesen, der als Erster Thea Aldrins Namen genannt und der dann erstaunt getan hatte, als er hörte, dass Rebecca Trolle eine Arbeit über sie schrieb. Dabei war es in Wirklichkeit umgekehrt gewesen. Torbjörn hatte sich vergewissern wollen, dass Alex die Autorin nicht noch einmal aus den Augen verlor.
»Was für Material war das, das du aus der alten Ermittlung hast verschwinden lassen?«
»Nur ein paar Notizen auf einem Block…«
»Notizen, in denen dein Name vorkam, nicht wahr?«
Ross erwiderte nichts.
»Was noch?«
Wortlos streckte sich der Kollege nach einer dünnen Mappe aus, die zuoberst in seinem Sicherheitsschrank lag. Er reichte sie Alex.
Eine herausgerissene Seite aus Rebeccas Notizbuch, auf der sie ein paar Details über die Ermittlung im Mord an Thea Aldrins Exfreund notiert hatte. Ein paar Daten, ein paar Personen. Und der Name Torbjörn Ross.
»Wer sind die anderen, die hier genannt werden?«
»Polizisten, die bei der damaligen Mordermittlung dabei waren. Die meisten sind längst in Pension. Sie hatte Kontakt mit der Polizei aufgenommen und gebeten, die alten Unterlagen einsehen zu dürfen. Und so ist sie auf meinen Namen und die der anderen gestoßen.«
»Und dann hat sie dich angerufen?«
Torbjörn nickte. »Wir haben uns nur ein einziges Mal getroffen, im Café Ugo an der Scheelegatan. Wir sind die Ermittlung gemeinsam durchgegangen, und sie hat ein paar total banale Fragen gestellt. Dann war die Sache gegessen.«
»Nun mal langsam. Das waren ja wohl keine total banalen Fragen, denn du warst es ja wohl, der sie auf die Sache mit dem Snuff-Film gebracht hat, oder?«
Torbjörn sah erstaunt aus.
»Du hast eine Diskette mit Aufzeichnungen von ihr übersehen«, sagte Alex und versuchte, nicht triumphierend zu klingen. »Wir haben zunächst nicht verstanden, wieso das Wort Snuff-Film in einem der Texte vorkam, aber jetzt glauben wir, dass sie es von dir hatte.«
Torbjörns Blick flatterte. »Ich habe ihr das nicht eingeflüstert. Sie war selbst schon auf diese Spur gestoßen.«
»Von wegen!«, brüllte Alex. »Du warst es mit deinen verdammten Ideen, der ihr Grillen in den Kopf gesetzt hat. Und jetzt ist sie tot!«
»Ganz genau!« Torbjörn erhob die Stimme. »Jetzt ist sie tot, und was sagt uns das, Alex? Es war doch kein Zufall, dass sie gestorben ist! Sie muss auf irgendetwas gestoßen sein, was ihr übersehen habt, du und deine Kollegen.«
»Ich glaube auch nicht, dass sie zufällig gestorben ist. Die Frage ist nur, ob wir immer noch eine Chance haben herauszufinden, worauf sie gestoßen ist. Denn im Unterschied zu dir glaubte sie, dass Thea Aldrin unschuldig wegen Mordes verurteilt worden sei. Wie konnte das passieren? Wie kam sie darauf?«
Torbjörn Ross hatte keine Antwort.
»Hat sie mit dir über die Sache gesprochen?«
»Nein, als wir uns trafen, war die Schuldfrage kein Thema.«
Alex dachte nach. »Weißt du, was sie nach eurem Treffen vorhatte? Hat sie mit noch mehr Leuten gesprochen, die damals an dem Aldrin-Fall gearbeitet haben?«
Torbjörn zögerte. »Ich glaube, nachdem ich sie darauf gebracht habe, ist sie der Snuff-Spur weiter nachgegangen. Ich habe gehört, dass sie mit Janne Bergwall geredet haben soll, der bei der Razzia dabei war, als der Film gefunden wurde, aber Janne und ich haben nie darüber gesprochen.«
Janne Bergwall. Einer der Härtesten im Polizeidienst. Ein korrumpierter Teufel, der bis zum Gottvater persönlich seine Strippen ziehen konnte, was der einzige Grund war, warum er seinen Job noch nicht verloren hatte. Inzwischen war er nur noch wenige Jahre von der Rente entfernt, und Alex kannte viele, die erleichtert sein würden, wenn er ein für alle Mal zu Hause blieb. Dass sie ausgerechnet ihn jetzt auch noch in den Fall reinziehen mussten!
»Ich will diesen Film sehen, ehe ich mit Bergwall spreche«, sagte Alex. »Wo ist er?«
»Im Archiv. Soll ich…«
»Danke, aber du hast schon genug getan.« Alex hob eine Hand, um zu signalisieren, dass der Kollege sich fürderhin besser mit seinem Engagement zurückhielt.
Er selbst würde sich den viel beredeten Film ansehen. Was der ihm wohl erzählen würde?
Wer hatte so viel zu verbergen, Rebecca?
55
DIE ZEIT LIEF MALENA BREMBERG davon. Als sie aus dem Pflegezentrum angerufen hatten, um zu fragen, ob
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