Sterntaler: Thriller (German Edition)
vorenthalten, dass du Rebecca Trolle mit dieser Art von Information versorgt hast?«
»Was heißt denn diese Art von Information? Das war eine verdammte Nicht-Information, das kann ich dir sagen. Der Film war ein Fake und Axberger unantastbar. So einfach war das.«
Alex erhob sich so abrupt, dass der Stuhl umzukippen drohte. »Ich werde mich bei dir melden, Bergwall. Bis dahin hältst du die Schnauze hierüber, ist das klar?«
Er sah ein Funkeln in Bergwalls Augen. »Hüte dich verdammt noch mal, mir zu drohen.«
Alex trat einen Schritt näher, beugte sich vor und zischte: »Der Film war echt, du Idiot. Du bist über ein Geheimnis gestolpert, dessentwegen mindestens drei Menschen sterben mussten. Wenn ich du wäre, würde ich den Ball ganz flach halten.«
Mit diesen Worten verließ er Bergwalls Büro und schlug die Tür hinter sich zu. Als er das Knallen hinter sich hörte, kam ihm ein neuer Gedanke. Wenn es nun noch mehr Filme von dieser Sorte gab? Möglicherweise konnte Morgan Axberger ihnen darauf eine Antwort geben.
Die Müdigkeit überfiel ihn nach der Mittagszeit. Peder ertappte sich dabei, wie er mehrmals blinzeln musste, weil sein Blickfeld sich trübte. Er wusste auch, dass er etwas essen sollte, aber er war einfach nicht hungrig.
Ylva rief an. »Ist er immer noch weg?«
Peder wusste kaum, was er antworten sollte. »Weg«, war es das, was man über Menschen sagte, die verschwunden waren?
»Wir haben ihn immer noch nicht gefunden.«
Noch nicht. War der Ausdruck in diesem Zusammenhang vielleicht zu optimistisch gewählt? Gab es die Möglichkeit, dass alles schon zu spät war?
Nicht das Undenkbare denken!
Peder traten Tränen in die Augen. Wenn Jimmy tot wäre, wäre Peder zum ersten Mal mit einer Sache konfrontiert, die er nicht würde akzeptieren können. Das Band zu seinem Bruder war schließlich unauflöslich, es konnte einfach nicht zerreißen. Jimmy war doch das ewige Kind, die ewige Verantwortung.
»Was wird nur aus ihm werden, wenn Papa und ich mal nicht mehr sind?«, hatte Peders Mutter vor ein paar Jahren einmal gesagt. Peders Antwort war ungezügelte Wut gewesen. »Jimmy wird bei mir bleiben. Ich würde ihn niemals im Stich lassen. Keine Sekunde.«
Dieses Versprechen galt auch jetzt, da Jimmy verschwunden war. Peder würde ihn nie im Stich lassen, niemals aufhören zu suchen. Die Frage war nur, warum es so wahnsinnig schwer war herauszufinden, wohin er verschwunden war. Ohne es erklären zu können, wusste Peder, dass es mit Thea Aldrin zu tun haben musste. Jimmy hatte jemanden gesehen, der dagestanden und die alte Dame ausspioniert hatte. Und Peder hatte das Ganze als Missverständnis und Täuschung abgetan.
Was hast du gesehen, Jimmy?
Man brauchte wirklich nicht lange mit Jimmy zu reden, um herauszubekommen, dass er nicht den Verstand eines erwachsenen Mannes besaß. Und doch hatte sich offensichtlich jemand ausreichend bedroht gefühlt, um ihn zu entführen.
Die Sorge war längst in Angst umgeschlagen– Peder war inzwischen schweißgebadet–, und die Angst war zur Gewissheit geworden, dass Jimmy sich nicht einfach verlaufen hatte, sondern dass er von jemandem, der ihn aus dem Weg räumen wollte, seiner Freiheit beraubt worden war. Jemand, der schon mehrere Morde begangen hatte und sicher nicht zögern würde, einen weiteren zu begehen, um die eigene Haut zu retten.
Peder hätte am liebsten geweint. Doch noch durfte er den Gedanken, verloren zu haben, nicht zulassen. Noch durfte er nicht aufgeben. Er musste zurück ins Büro und versuchen zu begreifen, wie das Verschwinden seines Bruders in das Gesamtbild passte. Er hatte keine Zeit zu essen und auszuruhen. Es kam nur noch darauf an, Jimmy zu finden.
Auf dem Gang vor Ellens Büro lief Fredrika Alex direkt in die Arme. Sein Gesicht sprach Bände.
»Wir müssen sofort Morgan Axberger vernehmen«, sagte er und teilte Fredrika mit, was er bei seinem Gespräch mit Janne Bergwall herausbekommen hatte.
Fredrika war ebenso schockiert wie er. »Wie konnten Bergwall und Ross uns das alles vorenthalten?«
»Sie dachten, es wäre eine Nebenspur«, erklärte Alex, »die nichts mit Rebeccas Verschwinden zu tun hatte.« Sein Handy klingelte. »Ruf das komplette Team in die Löwengrube«, sagte er noch zu Fredrika. »Ich gehe hier eben ran.«
Es dauerte weniger als drei Minuten, die Ermittler zusammenzutrommeln, die nicht gerade außer Haus unterwegs waren. Fredrika selbst setzte sich und überflog das jüngste Fax aus Norwegen. Es
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