Sterntaler: Thriller (German Edition)
gesprochen.«
»Möglich.«
Alex holte Luft. »Nicht möglich, Bergwall. Wir sind schon weit über den Punkt hinaus, an dem du einfach die Klappe halten kannst. Das Mädchen ist tot, und ich will wissen, wie sie zusammen mit zwei anderen Menschen, die schon seit Jahrzehnten dort lagen, in ein und demselben Grab landen konnte.« Er setzte sich Bergwall, der aus irgendeinem Grund erschöpft aussah, direkt gegenüber. »Erzähl. Wann hat sie dich aufgesucht, und was hat sie erfahren?«
Bergwall schloss kurz die Augen, als wollte er Alex ausblenden. Als er sie wieder öffnete, war der Blick trübe. »Ich habe ja nicht gedacht, dass es dem Mädchen so übel ergehen würde.«
Aber genau das ist passiert, nicht wahr?
Alex schwieg.
»Sie hat mich aufgesucht, nachdem sie mit Torbjörn Ross gesprochen hatte. Sie war die Mordermittlungen von damals durchgegangen, und da hat sie Ross’ Namen gefunden. Ich denke mal, dass er als Einziger noch im Dienst war. Egal, so wie ich das verstanden habe, haben die beiden nicht nur über den Mord gesprochen, sondern auch über diese Pornobücher von der Alten. Das Mädchen hatte offenbar so seine Zweifel, ob Aldrin sie wirklich selbst geschrieben hatte, und da hat Ross ihr erzählt, dass es von dem Scheiß sogar einen Film gibt. Natürlich hat sie auch den in den Ermittlungen gefunden.«
»Die Ermittlungen zu der Razzia in dem Pornoclub ›Ladies’ Night‹, meinst du?«, fragte Alex.
»Genau die.«
»Und was hast du erzählt?«
»Zu viel.« Der Kollege räusperte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe ihr erzählt, wie wir den Film gefunden haben und dass wir versucht haben, den Verfasser dieser verdammten Bücher zu finden, um Klarheit darüber zu erlangen, ob der Film echt war. Aber wir kamen mit unseren Nachforschungen nicht weiter als bis zu Elias Hjort, der die Tantiemen entgegennahm. Wir dachten, es wäre eine tote Spur– bis wir auf die Sache mit dem Filmclub kamen. Elias Hjort und Aldrin kannten sich schließlich daher.« Bergwall verstummte, aber Alex ahnte, dass er noch mehr zu erzählen hatte, und musste nur warten. »Ich bin dann mit Rebecca Trolle das alte Ermittlungsmaterial durchgegangen«, fuhr er prompt fort. »So hat sie erfahren, wer an dem Abend, als die Razzia stattfand, noch in dem Pornoclub war.«
Alex rutschte auf dem unbequemen Stuhl hin und her und wünschte sich, Bergwall würde schneller zum Punkt kommen. Doch der Kollege nahm erst in aller Bedächtigkeit eine Aktenmappe zur Hand, durchsuchte sie, und schließlich reichte er Alex ein Blatt Papier.
Es war eine Liste mit Namen, fast ausschließlich von Männern.
»Gäste, die an dem Abend den Club besuchten. Kommt dir da jemand bekannt vor?«
Alex überflog die Liste. Sah den vorletzten Namen.
Morgan Axberger.
Er sah auf. »Noch ein Mitglied der Sterntaler.«
»Genau«, sagte Bergwall wieder.
Alex zuckte die Achseln. »Ein Unternehmensvorstand, der einen Pornoclub besucht. Nicht sonderlich aufregend.«
»Wenn da nicht ein schönes kleines Detail wäre, das in der ursprünglichen Ermittlung nicht erwähnt wurde.« Bergwall sah Alex mit direktem Blick an. »Axberger war derjenige, der den Film bei sich hatte.«
Alex sah seinen Kollegen erstaunt an.
»Siehst du«, sagte Bergwall, »jetzt bist du platt. Das ging mir genauso. Leider haben wir nicht herausbekommen, wie und warum Axberger den Film bei sich trug, denn er hat sich noch vor Ort freigekauft. Hat einem der Typen, die bei der Razzia dabei waren, ein hübsches Sümmchen gezahlt, damit er angeben würde, der Film wäre im Büro des Clubs gefunden worden. Das kam erst einige Jahre später raus, als der blöde Idiot, also der Polizist, auf einer Weihnachtsfeier in besoffenem Zustand alles erzählt hat.« Er lachte trocken.
»Was geschah dann?«
»Nicht der kleinste verdammte Mist. Zu der Zeit hatte der Staatsanwalt den beschlagnahmten Film längst als uninteressant abgeschrieben, und wir haben es nicht für nötig gehalten, Axberger mit der neuen Information zu konfrontieren. Es ist trotz allem ja nicht illegal, mit einem Film in der Tasche herumzulaufen.«
»Es sei denn, es handelt sich um einen echten Snuff-Film«, entgegnete Alex.
»Was er ja nicht war.«
Der Kollege machte eine derart überlegene Miene, dass Alex nicht übel Lust hatte, ihn zu ohrfeigen. Wütend verschränkte er die Hände vor der Brust. »Du hast ja keine Ahnung, was dein Schweigen meine Ermittlung gekostet hat! Wie zum Teufel konntest du uns
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