Sterntaler: Thriller (German Edition)
enthielt das Passbild von einem achtzehnjährigen Valter Lund.
Das ist er nicht.
Obwohl die Bildqualität nicht sonderlich gut war, konnte Fredrika mit Gewissheit ausschließen, dass der Mann auf dem Bild derselbe Valter Lund war, der am Vormittag zur Vernehmung bei ihnen gewesen war. Konnten sie einen Fehler gemacht haben? Nein, das war im Prinzip unmöglich.
Fredrika versuchte, das Geplauder der Kollegen auszublenden. Wenn Valter Lund die Identität eines anderen Mannes angenommen hatte, dann musste er dies bereits als recht junger Mann getan haben. War das möglich?
Sie musterte das Passbild erneut. Grimmige Miene, wild gewachsenes Haar, eine Tätowierung am Hals, die man über der Kante des T-Shirts erahnen konnte. Wie konnte dieser Mann die Wege des nunmehr so berühmten Finanzmannes gekreuzt haben?
Doch ganz gleich, wer er tatsächlich war– Valter Lund war zu jung, um die Frau ermordet zu haben, die am längsten in dem Grab gelegen hatte. Er mochte vielleicht Elias Hjort ermordet haben, doch dann musste er den oder die Mörder der Frau gekannt haben. Sonst hätte er nicht denselben Grabplatz gewählt.
Alex betrat den Raum. Mit einem Schlag wurde es still.
»Die Leute sind doch nicht ganz dicht«, schimpfte Alex vor sich hin. »Gestern Nacht ist die Bewachung der Grabungsstätte aufgehoben worden, und da ist doch glatt irgend so ein Idiot gekommen und hat angefangen, das Loch wieder zuzuschütten.« Er schüttelte den Kopf.
»Wie bitte?«, fragte ein Kollege, der mit am Tisch saß. »Es ist mitten in der Nacht jemand hingegangen und hat die Grube zugeschaufelt?«
»Anscheinend«, erwiderte Alex. »Aber das nur nebenbei. Wir haben wichtigere Dinge zu diskutieren.«
Fredrika legte ihre Papiere weg, um sich zu konzentrieren, konnte aber ein sich ausbreitendes Unbehagen nicht unterdrücken.
Alex informierte seine Kollegen über die jüngsten Entwicklungen in ihrem Fall. Er begann mit dem Verhör von Valter Lund und fuhr mit seinen eigenen Nachforschungen zu dem alten Gewaltfilm fort.
Einer der Ermittler am Tisch gab einen leisen Pfiff von sich, als Alex fertig war. »Ein echter Snuff-Film. Gute Güte.«
Alex hob warnend die Hand. »Es gibt immer noch einige Unklarheiten, was den Film betrifft, vor allem was die Verbindung zu den Büchern angeht. Der Film wurde nämlich in den Sechzigerjahren gedreht, während die Bücher erst im Laufe der Siebziger publiziert wurden. Das wirft die Frage auf, ob es nicht umgekehrt gewesen sein könnte … ich meine: dass die Produzenten des Films den Autor der Bücher inspirierten und nicht andersherum. Und wir wissen immer noch nicht, warum Rebecca Trolle die Sterntaler mit einem Snuff-Film in Verbindung brachte.«
»Muss sie denn eine konkrete Verbindung gesehen haben?«, fragte Fredrika. »Anscheinend hat sie ja die entsprechenden Informationen von Janne Bergwall erhalten. Der Snuff-Film führte zu Elias Hjort und Morgan Axberger zurück, und es war kein Geheimnis, dass die beiden zusammen mit Thea Aldrin Mitglieder der Sterntaler waren.«
»Was ist mit dem vierten Mitglied im Filmclub, Spencer Lagergren?«, fragte einer der ihnen neu zugeteilten Ermittler.
Fredrika errötete und senkte den Blick.
»Der spielt keine Rolle«, erwiderte Alex. »Wir haben ihn zu Informationszwecken vernommen, und er hat mit den übrigen Ereignissen nichts zu tun.«
Wie viele der Anwesenden wussten, dass er und Fredrika ein Paar waren? Es war ein Ding der Unmöglichkeit, dies an ihren Gesichtern abzulesen. Doch in Alex’ Miene konnte Fredrika Sicherheit und Unterstützung erkennen. Er sandte ihr ein schiefes Lächeln.
»Haben wir schon von Morgan Axberger gehört?«, fragte er in die Runde.
»Nein«, erwiderte Fredrika, »nicht seit er heute Vormittag Ellen zurückgerufen hat.«
»Geben wir ihm noch eine Stunde, dann holen wir ihn in seinem Büro ab«, sagte Alex.
»Wenn er es noch nicht geschafft hat, das Land zu verlassen«, gab Fredrika zu bedenken. »Ich meine, wenn er das Gefühl hat, wir wären ihm auf der Spur… falls er es denn wirklich ist, den wir suchen.«
»Was glaubst du– ist er es?«, fragte Alex.
»Möglicherweise«, sagte Fredrika. »Er… oder Valter Lund.« Sie berichtete, was sie von den norwegischen Kollegen gehört hatte.
»Valter Lund ist zu jung«, warf Cecilia Torsson ein.
»Das habe ich auch gedacht«, sagte Fredrika. »Aber nichtsdestotrotz lebt er unter falscher Identität, und das, obwohl so etwas in seiner Position höllisch riskant sein
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