Sterntaler: Thriller (German Edition)
schwerwiegend, dass wir das Gefühl haben, die Sache weiterverfolgen zu müssen, um sämtliche Unklarheiten ein für alle Mal ausräumen zu können.«
In der Hoffnung, dass jemand anders an seiner statt weitersprechen würde, sah Malm seine Kollegen flehend an, doch sie schwiegen.
»Welche Unklarheiten?«, fragte Spencer in die Stille hinein.
»Wie bitte?«
»Du hast gesagt, dass ihr alle Unklarheiten ausräumen müsst. Ich verstehe nicht, was du damit meinst.«
Malm kniff den Mund zusammen.
»Wenn eine Studentin solche Vorwürfe erhebt, wie Tova Eriksson es getan hat, dann ist es unsere Pflicht, das ernst zu nehmen«, ging die Vertreterin der Universitätsleitung dazwischen. »Andernfalls würde das Ansehen unserer Institution Schaden nehmen, und das Vertrauen der Studenten in uns würde zerstört. Die Frage ist innerhalb der Studentenschaft aufgebracht worden, und wir stehen unter großem Handlungsdruck.«
»Aber mein Gott«, erwiderte Spencer, »ich habe doch schon gesagt, dass das alles Nonsens ist! Sie haben doch mit Malin gesprochen, die ebenfalls Betreuerin von Tova war. Sie kann bestätigen, dass Tova lügt.«
»Leider nicht«, warf Erland Malm ein. »Malin kann darüber, was bei deinen Treffen mit Tova geschehen ist, keine Aussage machen. Ihr wart allein. Außerdem sind noch andere Dinge passiert, die wir berücksichtigen müssen.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel deine E-Mails an sie.«
Spencer blinzelte. »E-Mails?«
Erland zog ein paar Ausdrucke aus einer Plastikhülle und schob sie zu Spencer hinüber, der sie mit wachsendem Erstaunen las. »Was in aller Welt…«
Die Vertreterin der Universitätsleitung stimmte ein: »Genau, was ich gesagt habe! Was in aller Welt ist in Professor Lagergren gefahren? Solche Freiheiten darf man sich einfach nicht herausnehmen.«
Spencer betrachtete misstrauisch die ausgedruckten Nachrichten. »Das hier habe ich nicht geschrieben«, verkündete er und schob die Blätter wieder von sich weg. »Zum einen kommuniziere ich nicht per E-Mail mit meinen Studenten, und zum anderen würde ich mich niemals auf diese Weise ausdrücken.«
»Sie kommen von deinem Mail-Konto, Spencer.«
»Jeder Idiot kann mein Büro betreten und die verschickt haben! Wir sind ja hier nicht beim CIA !«
»Jetzt bleiben wir mal ganz ruhig«, sagte Erland Malm in dem verzweifelten Versuch, souverän zu wirken. »Du musst verstehen, dass wir erst einmal nichts anderes annehmen können, als dass du die Mails geschrieben hast. Und im Hinblick auf deren gravierenden Inhalt und die konkreten Anweisungen haben wir uns entschieden, Tova Eriksson dazu aufzufordern, offiziell Anzeige zu erstatten.«
Spencer wurde blass. Er sah die E-Mails erneut durch. Drei waren es.
»Dass du dich entschieden hast, Tova, meine Forderungen nicht zu erfüllen, ist wirklich bedauerlich. Deine Abschlussarbeit wird darunter leiden, wenn du nicht tust, worum ich dich gebeten habe. Komm morgen nach 19.00 Uhr in mein Büro, dann werden wir das hier auf die beste Weise lösen. Spencer.«
Es konnte nicht umhin zu lachen.
»Das ist doch vollkommen absurd! Ich habe diese E-Mails nie gesehen, und ich habe sie ganz sicherlich nicht geschrieben. Ich…« Er unterbrach sich. »Lassen Sie uns in mein Büro gehen und meine E-Mails durchsehen«, bot er an. »Wenn sie wirklich von meinem Computer aus verschickt wurden, dann sollten sie doch unter ›Gesendete Nachrichten‹ zu finden sein. Und ich schwöre, da wird nichts sein.«
»Das kann genauso gut bedeuten, dass Sie sie gelöscht haben«, entgegnete die Vertreterin der Universitätsleitung.
Doch Spencer war bereits aufgesprungen und auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer. Der Rest der Gruppe folgte ihm zögerlich. Saga lag in ihrem Kinderwagen. Ohne seinen Stock oder den Kinderwagen als Halt hinkte Spencer, und sein Bein schmerzte stärker als sonst.
Es dauerte ein paar Minuten, den Computer hochzufahren. Nervös und mit zitternden Fingern klickte er durch die Menüs. Er benutzte das E-Mail-Programm viel zu selten, als dass er sich jemals darum geschert hätte, die Ordnerstruktur zu durchschauen. Es konnte sehr gut sein, dass die E-Mails, die jemand anders geschrieben hatte, in irgendeinem ihm unbekannten Unterordner darauf warteten, entdeckt zu werden.
Doch das war nicht der Fall: keine Spur von ihnen– auch nicht im Papierkorb.
»Das beweist gar nichts«, sagte Erland Malm.
Spencer schluckte. »Was wollt ihr eigentlich? Wie soll ich denn aus diesem Mist wieder
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