Sterntaler: Thriller (German Edition)
gezogen zu werden. Und vor Ylva hatte er zu großen Respekt.
»Ich erinnere mich nicht genau, ich glaube, ich habe auf einer Party davon gehört so ungefähr drei Monate nach ihrem Verschwinden. Jemand hatte ihr Profil auf so einer Website gesehen. Aber als wir dann nachgesehen haben, konnten wir es nicht mehr finden. Danach verlief sich das Ganze.«
»Moment mal, jemand hatte sie auf so einer Website gesehen? Was für eine Website?«
»Weiß nicht.«
»Jetzt reißen Sie sich mal zusammen! Eben haben Sie doch gesagt, dass Sie sie sich angeschaut haben.«
Elin seufzte. »Ich glaube, sie hieß ›Dreams come true‹ oder so was in der Art. Ich war seither nie wieder darauf und die anderen auch nicht, glaube ich.«
Wirklich?
»Und die Person, die Rebecca auf der Website gefunden hat– hat die selbst dort Dates ausgemacht?«
»Was? Nein, das glaube ich nicht.«
»Er oder sie ist also nur zufällig auf dieser Seite gelandet und hat dabei seine Kommilitonin entdeckt?«
»Er. Er ist Jurist und hat damals eine Arbeit über das neue Prostitutionsgesetz geschrieben. Er hat eine Menge Websites gecheckt, auf denen sich Frauen verkauft haben.«
Endlich!
»Wie heißt dieser Freund?«
»Er ist nicht mein Freund. Keiner mag ihn. Und ich glaube auch, dass er bereut, erzählt zu haben, was er da gesehen hat, denn hinterher hat er versucht, alles wieder zurückzunehmen. Aber da war es schon zu spät, das Gerede war schon in vollem Gange. Nicht dass wir der Sache geglaubt hätten, aber…«
»Aber?«
»Immerhin hatte er sie doch auf dieser Website gesehen…«
Schweigen.
»Ich brauche einen Namen.«
»Håkan Nilsson.«
11
NERVÖS VERFOLGTE MALENA BREMBERG DIE Nachrichten, die am Nachmittag über den Bildschirm flimmerten. Normalerweise sah sie sich keine Nachrichtensendungen an, doch die Schlagzeilen in den Zeitungen hatten sie aufs Sofa zurückgetrieben. Sie dankte der glücklichen Fügung, dass sie ausgerechnet an diesem Nachmittag keinen Dienst hatte, denn im Altenheim war es oft schwer, einen Fernseher zu ergattern.
Es gab viele Neuigkeiten. Ein Erdbeben in einem Land, in dem sie nie gewesen war, die Krise in der Autoindustrie, ein neuer Regierungsentwurf, der den kleinen Unternehmen das Leben erleichtern sollte. Das alles kümmerte sie herzlich wenig. Das Einzige, worüber sie mehr erfahren wollte, war die Frau, die man in Midsommarkransen tot aufgefunden hatte.
Nachdem die Nachrichten eine Viertelstunde lang gelaufen waren, wurde sie endlich erhört.
»Die Polizei hält sich immer noch bedeckt, was die Details im Fall Rebecca Trolle angeht«, berichtete der Kommentator. »Die Ermittlungen in dem Mordfall laufen auf Hochtouren, der Sonderkommission wurden zusätzliche Kräfte zur Verfügung gestellt. Rebecca Trolle war dreiundzwanzig Jahre alt, als sie verschwand, und wurde zuletzt im Stadtteil Gärdet gesehen…«
Angst stieg in Malena auf. Als Rebecca Trolles Bild eingeblendet wurde, erkannte sie sie sofort wieder. Das fröhliche Lachen, das sommersprossige Gesicht. Sie hatte nie begriffen, warum das Mädchen so wichtig gewesen war. Ein einziges Mal war sie im Heim zu Besuch gewesen und danach nie wiedergekommen. Doch tags darauf hatte er angerufen. »War jemand da?«
Und zum ersten Mal hatte sie Ja gesagt. Ja, es war jemand da gewesen. Ein junges Mädchen. Eine halbe Stunde lang. Hatte mit Thea Aldrin Kaffee getrunken und war dann wieder gegangen. Er hatte nach dem Namen der Person verlangt und gesagt, er müsse sie dringend ausfindig machen. Malena hatte gezögert, sich gewunden.
Rebecca Trolle. So hieß sie.
Eine Woche war vergangen. Und dann noch eine. Und dann waren die Schlagzeilen gekommen. Rebecca Trolle war verschwunden. Eine weitere Woche später war Malena mit den Nerven am Ende und ließ sich krankschreiben.
Er rief jeden Tag an und erklärte geduldig, dass sie sich auf ewig unglücklich machen würde, wenn sie jemandem von ihrer Zusammenarbeit erzählen würde.
»Wir haben keine Zusammenarbeit!«, schrie sie.
Warf das Telefon an die Wand.
Wagte sich mehrere Tage lang nicht aus dem Haus.
Er wartete auf sie am ersten Tag, als sie die Wohnung wieder verließ. Tauchte aus dem Nichts hinter ihr auf, zwang sie in die Wohnung zurück. Er blieb einen ganzen Tag, und danach erwog sie nicht noch einmal, sich ihm zu widersetzen.
Ihr wurde immer noch übel, wenn sie sich daran erinnerte, wie er ausgesehen hatte, als er sie nach den vierundzwanzig Stunden Gefangenschaft allein ließ.
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