Sterntaler: Thriller (German Edition)
mehrfach telefonischen Kontakt mit ihr gehabt, doch dies war als unverdächtig betrachtet worden, weil er ja schließlich ihr Tutor war. Peder erinnerte sich daran, dass er auch als » GS « in ihrem Kalender vorgekommen war. Konnte Gustav Sjöö ihre neue Liebe gewesen sein?
Alex hatte das bezweifelt, und Peder stimmte ihm zu, nachdem er die Bilder des Mannes gesehen hatte, der alt und grau wirkte, ohne die kleinste Glut im Blick. Aber die Geschmäcke waren verschieden; vielleicht hatte Sjöö Eigenschaften besessen, die auf einem Bild nicht zu erkennen waren und die Rebecca attraktiv gefunden hatte?
Er forschte weiter im Register und sah, dass Sjöö am Mariatorget auf Södermalm wohnte, wohin er vor einem knappen Jahr gezogen war. Zuvor hatte er am Karlavägen gewohnt, an einer Adresse in der Nähe der Gyllenstiernsgatan. In der Nähe des Radiohauses. Er ging die alten Telefonlisten durch. Rebecca hatte noch am Tag, bevor sie verschwand, mit Sjöö gesprochen. Und der hatte damals in der Nähe der Endhaltestelle der Buslinie 4 gewohnt.
Natürlich war Sjöö verhört worden, aber auch er hatte ein Alibi für den Abend. Er hatte sich auf einer Konferenz außerhalb von Stockholm befunden und war erst am darauffolgenden Abend zurückgekommen. Doch wie Peder feststellte, hatte Sjöö allein gelebt. Es hatte niemanden gegeben, der hätte bestätigen können, dass er erst zu der angegebenen Zeit nach Hause gekommen war. Seine Kollegen hatten aber bezeugt, dass er sich wirklich auf der Konferenz aufgehalten hatte. In Västerås. Aber das war nicht allzu weit von Stockholm entfernt, und wenn er ein Auto besessen hatte– und das hatte er…
Peder würde sich den Ablaufplan der Konferenz näher ansehen müssen. Rebecca war irgendwann nach halb acht am Abend verschwunden. Es könnte Sjöö gewesen sein, mit dem sie sich verabredet hatte.
Schließlich bescherte auch das Immobilienregister Peder neue Informationen: Gustav Sjöö besaß ein Sommerhaus in Nyköping.
Hast du sie dorthin gebracht, um ihren Körper zu zerstückeln?
Peder spürte, wie sein Blutdruck stieg. Gustav Sjöö musste so schnell wie möglich erneut verhört werden. Vielleicht hatte er sie vergewaltigt und dann zum Schweigen bringen wollen?
Peders Gesichtsfeld wurde kleiner, seine Hände schwitzten. Die Leiche eines jungen Mädchens, mit einer Motorsäge zerteilt. In Plastiksäcke gestopft, im südlichen Teil Stockholms vergraben.
Håkan Nilsson oder Gustav Sjöö. Oder ein Unbekannter.
Wem bist du in die Hände gefallen, Rebecca?
Es wurde Abend, und es wurde Nacht, und Alex musste irgendwann nach Hause.
Er saß allein im Wohnzimmer mit einem Glas Whisky in der Hand. Er hatte sich geschworen, kein tragischer Fall zu werden, nur weil er inzwischen allein war. Das hatte er Lena und den Kindern versprochen. »Du darfst nicht so werden wie diese gruseligen Ermittler im Fernsehen«, hatte sein Sohn zu ihm gesagt. »Dasitzen und saufen und dann zur Arbeit gehen und Gangster jagen.«
Alex betrachtete das Whiskyglas. Lena würde ihn verstehen, sie hätte genug Vertrauen, um ihm einen Absacker zu gewähren. Damit er zur Ruhe kam und sich entspannte. Der Weg zu einem guten Nachtschlaf war lang, der Weg zu einem herzlichen Lachen unendlich.
Ich werde nie wieder glücklich sein.
Diana Trolle auch nicht.
Er stellte das Glas weg und spürte, dass er den Gedanken an Diana nicht beiseiteschieben konnte. Was tat sie wohl in diesem Moment? Saß sie auch allein da? Sie musste gelähmt sein vor Trauer. Und Schock.
Alex erinnerte sich noch daran, wie es war, als Rebecca als vermisst gemeldet wurde. Es hatte als eine Routinesache angefangen. Den Leuten war ja gar nicht klar, wie viele Menschen in diesem Alter jedes Jahr in Schweden verschwanden– verschwanden und irgendwann wieder auftauchten. Doch Rebecca tauchte nicht wieder auf. Sie blieb weg, wie vom Erdboden verschluckt. Manchmal war ihre Spur so undeutlich, dass Alex sich fragte, ob sie jemals existiert hatte. Nur wenn er mit ihrer Familie und ihren Freunden sprach, spürte er, wie er ihr wieder näher war und eine Vorstellung von ihrer Person und ihrem Wesen bekam.
Nach zwei Wochen war er überzeugt gewesen: Rebecca war nicht freiwillig verschwunden. Sehr wahrscheinlich war sie tot.
Er hatte viele Gespräche mit Diana Trolle geführt. Manchmal rief sie ihn mitten in der Nacht an. »Versprechen Sie mir, dass Sie sie finden werden. Versprechen Sie mir das, sonst kann ich nicht schlafen.«
Er hatte es ihr
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