Sterntaler: Thriller (German Edition)
am Kehlkopf nicht deuten.«
Die Anwesenden hätten gern einen Seufzer der Erleichterung von sich gegeben, doch die Worte des Rechtsmediziners waren alles andere als beruhigend. Rebecca Trolle war wahrscheinlich tot gewesen, doch sie könnte auch am Leben gewesen sein. Könnte war ein scheußliches Wort.
Alex unterbrach das leise Gemurmel, das sich erhoben hatte. »Hatte sie sonst noch Verletzungen?«
»Nein, wie ich schon in meinen früheren Berichten angedeutet habe, hatte sie keine weiteren Verletzungen, weder an den Rippen noch an anderen Skelettteilen. Die einzige weitere Verletzung, die ich habe feststellen können, ist die des Kehlkopfes.«
Warme Hände um den Hals der jungen Frau, jemand, der immer fester zudrückte, bis alles zerbrach und vorbei war.
Alex wechselte das Thema.
»Was kannst du von dem toten Mann berichten?«
»Wie ihr wahrscheinlich schon auf den Fotos gesehen habt, hatte der Mann die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden, als man ihn fand. Er lag auf der Seite in seinem Grab, hatte Verletzungen an Hüfte und Schlüsselbein, die entstanden sein könnten, als er in die Grube geworfen wurde.« Der Rechtsmediziner sah in seine Notizen. »Der Mann weist eine Reihe von Verletzungen auf, die vermuten lassen, dass er vor seinem Tod Gewalt ausgesetzt war. Ein Riss im Kiefer, zwei gebrochene Rippen, ein gebrochenes Nasenbein.«
»Wie lange hat er in der Erde gelegen?«
»Kann man wirklich nicht mit Sicherheit sagen. Zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren.«
Dreißig Jahre? So lange?
»Und die Todesursache?«
»Ich schätze, Erdrosseln.«
Alex zog die Augenbrauen hoch. »Er auch?«
»Ja. Aber glaub mir, das ist keine sehr originelle Weise, jemandem das Leben zu nehmen. Ich würde nicht wagen, daraus den Schluss zu ziehen, dass es sich um denselben Mörder handelt.«
Aber wie viele Gründe gab es anzunehmen, dass es sich um verschiedene Mörder handelte? War es nicht äußerst unwahrscheinlich, dass zwei Personen von zwei verschiedenen Tätern auf die gleiche Weise getötet und dann am selben Ort vergraben worden waren? Es sei denn, es handelte sich um mehrere Täter, die zusammenarbeiteten. Der bloße Gedanke daran machte Alex nervös. Wenn sie es mit mehreren Tätern zu tun hatten, würde der Fall noch komplizierter werden.
»Wie alt war er?«
»Ich würde sagen, zwischen vierzig und fünfzig. Das habe ich noch nicht festmachen können.«
»Gibt es sonst noch etwas, was wir unbedingt wissen sollten?«
»Nichts außer dem Offensichtlichen«, erwiderte Birger. »Erst einmal: Der Täter ist kräftig. Man kann nicht mit dem Auto bis an den Fundort heranfahren, und der tote Mann war eins fünfundachtzig groß. Entweder ist er selbst zum Grab gelaufen und wurde dort erst ermordet, oder der Täter muss ihn dorthin geschleppt haben. Wenn er richtig kräftig war, könnte er sein Opfer hinter sich hergezogen haben. Sonst, meine ich, müssen wir von Mithelfern ausgehen. Und zum Zweiten: Der Täter hat vor allem gegenüber der Frau erhebliche Gewalt angewendet, das ist viel zu ungewöhnlich, als dass es nur darum gegangen sein könnte, eine Identifizierung zu erschweren. Und zum Dritten: Wenn es sich um denselben Täter handelt, muss er heute mindestens fünfzig Jahre alt sein. Vielleicht ist das eine Erklärung für das Zerstückeln– weil er es einfach nicht mehr geschafft hat, sie im Ganzen zu tragen.«
Wieder wurde die Konzentration im Raum gestört, weil ein Kollege sich verirrte und die Tür öffnete. Einer der Ermittler nutzte die Gelegenheit, schnell hinaus und auf die Toilette zu gehen.
»Wie weit muss man gehen, um zu dem Fundort zu gelangen?«, fragte Alex einen der Ermittler, die dort gearbeitet hatten.
»Circa vierhundert Meter.«
Vierhundert Meter. Das war eine lange Strecke, um einen toten Menschen zu tragen. Könnten sie zu zweit gewesen sein? Wieder schob Alex den Gedanken beiseite. Das durfte einfach nicht sein.
Es war ein einziger Täter. Alles andere wäre nicht zu bewältigen.
Nachdem Birger den Raum verlassen hatte, ging die Besprechung unter Alex’ Leitung weiter. »Auf folgende Fragen möchte ich im Laufe des Tages eine Antwort bekommen: Wie viele Männer im Alter und mit der Größe des Toten sind zwischen, sagen wir mal, 1975 und 1985 verschwunden? Wir müssen versuchen, die Anzahl möglicher Personen zu verringern, was aber angesichts seiner Körpergröße nicht sonderlich schwer sein dürfte. Ich wünsche mir eine Identifizierung bis spätestens
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