Sterntaler: Thriller (German Edition)
allem würde ich es sehr begrüßen, wenn du am Sonntagmorgen mit mir zum Angeln rausfahren würdest.«
»Angeln?«
»Denk drüber nach, Alex.«
Die Hand verschwand, aber das Angebot blieb bestehen, als Torbjörn den Raum verließ.
Fredrika Bergman kam als Letzte nach dem Rechtsmediziner in den Raum. Die Ermittlergruppe schien über Nacht größer geworden zu sein. Nicht alle hatten Platz um den Tisch, manche mussten an der Wand in zweiter Reihe sitzen. Der Rechtsmediziner Birger Rosvall ließ sich in einer Ecke des Raumes nieder, doch Alex winkte ihn zu sich und rückte seinen Stuhl so zurecht, dass er am Kopfende des Tisches noch Platz fand.
»Birger war so nett herzukommen und uns diesmal seine Ergebnisse persönlich mitzuteilen. Ich möchte alle darauf aufmerksam machen, dass die Informationen, die während dieser Besprechung zur Sprache kommen, nach wie vor vertraulich sind und nicht weitergetragen werden dürfen. Und zwar unter keinen Umständen.«
Es war still im Raum, manche wichen seinem Blick aus, als er sich umsah.
»Wir können uns in dieser Ermittlung keinerlei Fehler erlauben«, betonte Alex. »Da die Aufmerksamkeit der Medien so groß ist, müssen wir besonders sorgfältig mit unseren Worten und den Maßnahmen sein, die wir ergreifen. Ist das klar?«
Einige nickten, andere murmelten, niemand wandte etwas ein, was er auch nicht erwartet hatte. Dann überließ Alex ohne weitere Ausführungen dem Rechtsmediziner das Wort.
»Wir fangen mal mit der Frau an«, begann Birger mit seiner charakteristisch nasalen und etwas heiseren Stimme. »Der Kopf ist direkt unter dem Kinn vom Rumpf getrennt worden. Wenn Sie sich mal eine solche Linie denken.« Er fuhr mit dem Finger unter seinem eigenen Kinn von Ohr zu Ohr. »Gewisse Verletzungen am Kehlkopf weisen darauf hin, dass sie erdrosselt wurde, aber ansonsten kann ich nichts über die unmittelbare Todesursache sagen. Die Hände sind auf die gleiche Weise vom Körper abgetrennt worden wie der Kopf, nämlich unter Verwendung einer Motorsäge.«
Die Worte des Rechtsmediziners schwebten zwischen den Wänden des Besprechungsraumes hin und her und legten sich dann wie eine nasse Decke über die Versammelten. Manche hörten zum ersten Mal von der Motorsäge.
»Ich bin vor allem wegen der Schnittflächen am Skelett sicher, dass hier eine Kettensäge angewandt worden ist und nicht ein gewöhnliches Sägeblatt. Außerdem haben wir an den Amputationsstellen ein besonderes Öl gefunden.«
»Was meinst du mit einem besonderen Öl?«
»Die meisten Kettensägenöle, die heute verkauft werden, sind biologisch abbaubar. Der Mörder, der Opfer Nummer eins zerstückelt hat, hat kein solches benutzt, was schlauer gewesen wäre, sondern ein älteres Spezialschmieröl, das längere Zeit braucht, um sich abzubauen. Die Verletzungen am Skelett, zusammen mit dem Fund dieses speziellen Öls, lassen den Schluss zu, dass die Leiche mit einer Motorsäge zerteilt worden ist.«
Die Tür zum Besprechungsraum ging auf, und ein Kollege sah hinein, entschuldigte sich dann aber, als er die Versammlung sah, und ging wieder.
»Kannst du sagen, um welche Art von Motorsäge es sich handelt?«, fragte Alex.
»Unmöglich«, antwortete Birger. »Im Hinblick auf die Wahl des Schmieröls kann ich nur mutmaßen, dass es möglicherweise ein älteres Modell war. Hingegen werde ich später sagen können, welche Art Schmieröl benutzt worden ist.«
Vor Alex’ innerem Auge tauchten unangenehme Bilder auf, wie der Vorgang des Zerstückelns wohl ausgesehen haben könnte. Er schüttelte den Kopf.
»Birger, wie schmutzig muss man sich das eigentlich vorstellen? Ich denke, wir alle sehen grässliche Szenen vor uns, eine schlimmer als die andere.«
Der Rechtsmediziner lehnte sich im Stuhl zurück. »Das kommt auf die genauen Umstände an. Wenn das Herz noch schlägt, selbst wenn der Mensch bewusstlos ist, muss man damit rechnen, dass viel Blut spritzt. Wenn der Mensch aber bereits tot ist, also keinen Puls mehr hat, dann geht die Sache sauberer vonstatten. Wenn man den Tatort beispielsweise mit Plastik auslegt, sollte es nicht allzu schwer sein, hinterher sauberzumachen.«
Ein gedämpftes Räuspern von Fredrika. »Wissen Sie, wie es in Rebeccas Fall war?«
»Wie meinen Sie das?«
Sie wand sich. »Ich frage mich, ob sie tot oder lebendig war, als sie zerstückelt wurde.«
»Das kann ich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Aber ich würde annehmen, dass sie tot war. Anders kann ich die Verletzungen
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