Sterntaler: Thriller (German Edition)
verschwunden, ehe es zu einer Zusammenarbeit kam. Und deshalb weiß er nichts, was er der Polizei mitteilen könnte.«
Alex machte eine resignierte Geste. »Bestimmt hast du recht. Wir müssen trotzdem mit ihm reden. Ich nehme mal an, dass er ansonsten nicht in unseren Registern auftaucht, oder?«
»Ich habe seine Daten noch nicht eingegeben«, gestand Peder. »Mach ich sofort.«
Alex blieb, und Peder öffnete das Intranet der Polizei und startete eine multiple Suche über alle Register. Ein Treffer im Strafregister: Spencer hatte ein paar Anzeigen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen bekommen.
»Nichts Ernstes«, murmelte Peder.
Alex stand auf und sah über Peders Schulter auf den Bildschirm.
Ein weiterer Treffer im Verdächtigenregister.
Sie sahen es gleichzeitig.
Lasen die Anzeige und wurden blass.
»Zum Teufel«, flüsterte Alex. »Ich rufe gleich mal bei den Kollegen in Uppsala an.«
30
PEDERS TÜR FLOG KRACHEND ZU , und im nächsten Moment sah Fredrika, wie Alex draußen auf dem Flur an ihrem Büro vorbeilief, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Ob etwas passiert war?
Sie erwog, zu Peder hinüberzugehen und zu fragen, verwarf den Gedanken dann aber wieder. Zu ihrer Erleichterung hatte Peder sich weder darüber geärgert, dass sie die Sache mit Rebeccas Profil auf der Sexseite verfolgt hatte, noch dass sie Nachforschungen über die Seminararbeit betrieb. Als sie neu in der Gruppe gewesen war, wäre eine derart reibungslose Zusammenarbeit niemals denkbar gewesen.
Der Finanzmann und Mentor Valter Lund musste näher betrachtet werden. Dazu das Material für die Seminararbeit über Thea Aldrin, das Fredrika aus der Garage der Tante mitgenommen hatte. Sie beschloss, sich zunächst um die Seminararbeit zu kümmern. Doch an welchem Ende sollte sie am besten anfangen? Sowohl Diana als auch Gustav Sjöö waren der Meinung gewesen, dass Rebecca zu viel Zeit in diese Arbeit investiert und sich unverhältnismäßig für das Thema engagiert habe. Tatsache war aber auch, dass die Seminararbeit nicht rechtzeitig fertig geworden war. Eigentlich hätte sie im Januar abgegeben werden sollen, doch Rebecca hatte entschieden, die Arbeit sei noch nicht abgeschlossen, und sich zum Ziel gesetzt, sie später im Laufe des Sommersemesters abzugeben.
Wie war es dazu gekommen? Die Seminararbeit hatte das Schicksal einer knapp siebzigjährigen Schriftstellerin zum Thema. Es war einige Jahrzehnte her, dass Thea Aldrin ein heißes Thema gewesen war, aber selbst damals war in ihrem Fall die Schuldfrage nie aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet worden. Thea Aldrin war der Taten, für die sie verurteilt worden war, schuldig. Die Beweislage war auf fast lächerliche Weise eindeutig.
Doch Rebecca hatte anders argumentiert. Wie ihre Mutter und ihr Tutor berichteten, hatte sie behauptet, Thea habe ihren Exfreund nicht ermordet. Wie war sie darauf gekommen?
Fredrika ging die Artikel durch, die Rebecca kopiert hatte, und versuchte, sich in Thea Aldrins Historie einzuarbeiten. Rebecca war gründlich gewesen und hatte auch ältere Artikel herausgesucht. Im Grunde hatte damals jede Zeitung in Schweden den Prozess verfolgt, und die Geschichte war wieder und wieder geschildert worden.
Das Mordverfahren war eine Art bizarres Finale einer jahrelang andauernden Reihe von seltsamen Episoden in Thea Aldrins Leben gewesen, stellte Fredrika fest. Es fing schon mit ihren Erfolgen als Schriftstellerin an. Ihr gesellschaftlicher Status als alleinerziehende Mutter erregte damals noch Anstoß, zumal der Vater des Kindes unbekannt zu sein schien und Thea nicht verheiratet war. Sollten Eltern ihren Kindern wirklich die Bücher einer solchen Frau zu lesen geben?
Die Antwort auf diese Frage lautete offenkundig Ja, denn Thea Aldrins Bücher hatten sich in großen Auflagen verkauft, und das nicht nur in Schweden, sondern auch international. Dennoch meinte eine Handvoll Zyniker, Thea hätte ihre Bücher besser unter Pseudonym veröffentlichen sollen, damit ihre eigene Person den Erfolgen nicht im Weg stand. Einige Kulturrezensenten ruhten nicht, ehe sie ein für alle Mal das Bild von Thea Aldrin als selbstbewusste Frau mit Kind und Karriere untergraben hatten. Die Möglichkeit, sie vollends zu demontieren, ergab sich schließlich 1976.
Ein kleiner, relativ junger Verlag hatte »Merkurius« und »Asteroid« veröffentlicht, zwei kurze Werke, deren Inhalt kein anderes Ziel zu haben schien, als eine brennende Debatte zu entfachen. Danach hatte
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