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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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Rücken nieder.
    Bevor ein weiterer Schlag ihn treffen konnte, fuhr Rebecca dazwischen. Außer sich vor Zorn und mit einer majestätischen Würde, die in seltsamem Kontrast zu ihrer zerlumpten Erscheinung stand, rief sie: “Schluss damit! Er sagt die Wahrheit. Mr Will Shafto hier ist mein Gemahl, und ich bin eine geborene Rowallan von Inglebury, und wir wurden …”
    Auch sie wurde unsanft zum Schweigen gebracht. Der Amtsdiener hielt ihr mit seiner nicht ganz sauberen Hand einfach den Mund zu, während einige herbeigeeilte Dörfler gleichzeitig sie und Will festhielten.
    “Dummes Zeug”, befand Mr Earnshaw. Breitbeinig, die Fäuste auf die Hüften gestemmt, stand er auf der staubigen Dorfstraße, ein Inbegriff der Rechtschaffenheit und Ordnung. “Los, schafft sie zu Sir Charles. Er wird schon dafür sorgen, dass sie nicht auf unsere Kosten fett werden.”
    Will erkannte, dass es zwecklos war, sich zu wehren. “Tu, was sie sagen, Beck”, murmelte er. “Hoffentlich besitzt Sir Charles mehr Vernunft als dieser Haufen Dorftrottel mit ihrem selbstgefälligen Wichtigtuer.”
    Wäre er nicht am Ende seiner Kräfte gewesen, er hätte sich kaum zu einer so unbedachten Äußerung hinreißen lassen. Auf der Stelle hatte er dafür bitter zu zahlen. Die Faust des Amtsdieners traf ihn mit solcher Gewalt, dass er beinahe zu Boden ging. Die leise schluchzende Rebecca wollte zu ihm, wurde jedoch gnadenlos festgehalten und gemeinsam mit ihrem misshandelten Gemahl zum Herrenhaus geschleppt, wo Sir Charles sich gerade hungrig zu einem verspäteten Mittagessen in sein Speisezimmer begab.
    Stattdessen kam nun dieser übereifrige Earnshaw schon wieder mit ein paar Landstreichern daher, und während er sich mit ihnen in der Bibliothek abgeben musste, wurde seine Lammkeule kalt.
    Seine Laune sank noch weiter, als er die beiden Festgenommenen zu sehen bekam. Armseligere Gestalten waren ihm wirklich selten untergekommen.
    Während sie durch die Eingangshalle gezerrt wurden, erhaschte Will einen kurzen Blick in den dort hängenden Wandspiegel. Gütiger Himmel, dachte er entsetzt, als er sein eigenes zerlumptes, schmutziges, bärtiges Spiegelbild sah, genau passend in seiner Schäbigkeit zu Becks verwahrloster, struppiger Erscheinung. Kein Wunder, dass man uns für Bettelvolk hält! Nun, mit Sir Charles dürfte sich alles schnell aufklären lassen.
    Leider schätzte er den Friedensrichter falsch ein. Sir Charles war gewiss kein dummer, dafür aber ein äußerst bequemer Mensch, und Fantasie ging ihm vollkommen ab.
    Er ließ Will erst gar nicht zu Wort kommen, drohte vielmehr, ihn knebeln zu lassen, wenn er nicht seinen Mund halte, und ließ sich von Mr Earnshaw genau berichten, wo und wie man die beiden Vagabunden aufgegriffen hatte.
    “Auf der Dorfstraße, aha. Und da haben sie gebettelt?”
    “Noch nicht, Sir, ich war aber sicher, dass sie nichts anderes vorhatten.”
    Will widersprach verärgert: “Unsinn, Sir. Wir waren auf dem Weg zum Gasthof, als …”
    “Ruhe”, donnerte Sir Charles ihn an. “Du redest nur, wenn du gefragt wirst!”
    Zu Mr Earnshaw gewandt, führte er die Vernehmung fort: “Haben Sie die beiden durchsucht?”
    “Jawohl. Der Amtsdiener hat sie auf Diebesgut durchsucht.”
    “Und?”, fragte Sir Charles.
    “Nichts”, musste Earnshaw eingestehen, doch eifrig fuhr er fort: “Aber sie hatten auch kein Geld. Also hatten sie auch im Gasthof nichts verloren.”
    Rebecca rief aufgebracht: “Was für ein Unsinn! Wenn Sie uns nur erklären ließen …”
    “Ruhe, sage ich. Wenn du nicht den Mund hältst, lasse ich dich knebeln. So, weiter, Mr Earnshaw.”
    “Das ist alles, Sir. Sie wollten betteln und das Geld dann anschließend direkt zum Gasthof bringen, da gibt es für mich keinen Zweifel!”
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und ein junger, elegant gekleideter Herr betrat die Bibliothek.
    “Was ist denn nun mit dem Essen, Charles? Erzähl mir nicht, du lässt den Lammbraten über eine Gerichtsverhandlung kalt werden”, meinte er in blasiertem Ton.
    Will traute seinen Augen nicht. Musste der Himmel ausgerechnet Gilly Thornton als ihren Retter schicken? Das letzte Mal hatte er ihn bei Gentleman Jackson im Boxstudio gesehen.
    “Gilly Thornton”, sagte er ruhig. “Erkläre den Herrschaften hier, wer ich bin.”
    Thornton sah ihn unsicher an. “Irgendwie kommt mir die Stimme bekannt vor, aber …”
    “Zum Teufel, Mann”, brüllte Will. “Wenn du mich schon nicht erkennst, dann doch

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