Stevia - gesunde Süße selbst gemacht - Anzucht, Wirkung, Rezepte
dann der Fall, wenn davon auszugehen ist, dass der Stoff keine Schäden erwarten lässt, und das obwohl keine klinischen Daten vorliegen.
Süßen ohne Reue
Der dem Süßstoff Steviosid zugeordnete ADI-Wert von 4 * ) besagt, dass dieses Süßungsmittel lebenslang in einer Menge von 4 mg/kg Körpergewicht verzehrt werden kann, ohne Gesundheitsschäden erwarten zu lassen. Geht man von einer 85 kg schweren Person aus, dürfte sie täglich 85 × 4 mg Steviosid zu sich nehmen, das sind etwa 0,34 g. Multipliziert man diesen Wert mit dem Faktor, der die Süßkraft von Steviosid gegenüber der von Haushaltszucker ausdrückt, nämlich 300, kommt man auf einen Wert von 102. Dieser ist maßgebend für die Zuckermenge, die der erlaubten täglichen Aufnahme von Steviosid entspricht.
Tabelle der ADI-Werte
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt die durchschnittliche tägliche Zuckeraufnahme auf 50 bis 60 g zu beschränken. In Deutschland werden allerdings ca. 35 kg Zucker pro Person und Jahr verbraucht. Daraus ergibt sich ein tatsächlicher täglicher Zuckerkonsum von knapp 100 g. Die Spitzenreiter sind Brasilien und Israel mit 54 kg pro Jahr.
Beträgt der tägliche Zuckerverbrauch wie in Deutschland ca. 100 g, könnte er – theoretisch – durch den Verzehr von Steviosid ersetzt werden. Diese Substitution läge im Rahmen des gültigen ADI-Wertes.
* Nach Peter Grosser (EUSTAS) ist dieser Wert unzutreffend, weil er sich auf Steviol-Äquivalente beziehe und nicht auf Steviolglykoside. Entsprechend umgerechnet ergäbe sich ein ADI-Wert für die zur Süßung verwendeten Steviolglykoside von ca. 10–12 mg/kg*d. Das würde bedeuten, dass der tägliche Süßekonsum eines Menschen insgesamt durch Steviosid ersetzt werden könne.
Befürworter und Gegner, wer hat Recht?
Diese Fragestellung war in der Vergangenheit oft Grundlage von Diskussionen, inzwischen gibt es weniger Diskussionsraum für Steviagegner . Nach zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen, den Erfahrungen in weiten Bevölkerungskreisen und tatsächlich durch die problemlose jahrhundertelange Nutzung von Stevia in Paraguay sowie durch Erfahrungswerte aus immerhin 25 Jahre der Nutzung in Japan werden die Gegenargumente knapp.
Pro und Kontra: Pro
Die Steviabefürworter sind für die Verwendung und Freigabe, möge kommen was wolle. Egal, Stevia ist für sie das beste Süßungsmittel und alle anderen synthetisch hergestellten Substanzen sind unterlegen, und der ganz normale Haushaltszucker aus Rüben oder Zuckerrohr erst recht. Stevia ist allein schon deshalb vorzuziehen, weil es nichts mit Chemie zu tun hat, sondern mit Natur und mit Pflanzen. Manch einer wünscht sich die Zulassung auch der Blätter als Nahrungsergänzungsmittel. Und bereits heute dürfen die Blätter, wenn sie zu Tee verarbeitet wurden, gemäß Gerichtsentscheid verwendet werden.
Die süße Lust Zucker wird dem Konsumenten in vielerlei Art angeboten.
Kontra
Die andere Gruppe, die Steviagegner, hatten stets neue Einwände, die verhindern sollten, dass Stevia bzw. Steviolglykoside zügig zugelassen werden. Mal waren es die vor einigen Jahren durch die Presse gegangenen Versuche mit Laborratten, bei denen sich gezeigt haben soll, dass Stevia bei den Nagern bei allerdings extremer Überfütterung krebserregende Eigenschaften hat. Dann war es die Behauptung, Stevia mache Männer zeugungsunfähig. Schließlich wurden Informationen verbreitet, die Stevia in Zusammenhang mit Genmanipulation brachten.
Lobbyarbeit
Dass Interessenvertreter der chemischen Industrie weniger an der Zulassung von Steviosid als Nahrungsergänzungsmittel interessiert waren, weil damit der Markt für andere, bereits etablierte synthetische und kalorienfreie Süßungsmittel gefährdet sein könnte, ist sicherlich möglich. Verschiedene Patente laufen aus, sodass der Preis für Süßstoffe eher zurückgehen wird.
Bei der Herstellung von Steviolglykosiden ist zu bedenken, dass es sich um ein aufwendiges chemisches Verfahren handelt, das sicher eintypisches Feld für die chemische Industrie darstellt. Eine Zulassungsverweigerungshaltung wäre nicht dauerhaft durchzuhalten gewesen.
Für die Lobby der Zuckerindustrie war eine Verweigerungshaltung bzw. Ablehnung der EU-Zulassung noch weniger plausibel, denn es waren bereits verschiedene Zuckerersatzstoffe am Markt, die sich dort ihren Platz erobert hatten, der Zuckerindustrie aber nicht dauerhaft schadeten. Warum sollte das anders werden nach der Zulassung von Steviosid?
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