Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
die beiden Polizistinnen an sich vorbei in das von einem Kronleuchter erleuchtete Foyer. Die tränenförmigen Kristalle, die an dem Lüster hingen, verströmten ein weiches Licht. »M ein Mann ist oben. Er hat sich endlich etwas hingelegt, ich hole ihn nur ungern.«
»E s tut uns leid zu stören«, antwortete Eve.
»A ber …« Avril sah sie mit einem unglücklichen Lächeln an. »I ch verstehe. Meine Kinder sind ebenfalls zu Hause. Wir haben sie aus der Schule geholt und heimgebracht. Ich war mit ihnen oben. Es ist entsetzlich hart für sie, für uns alle. Ah …« Sie griff sich an die Brust und atmete tief durch. »W enn Sie bitte mit nach oben kommen würden. Hier unten empfangen wir immer unsere Gäste, und unter den gegebenen Umständen käme es mir unangemessen vor zu tun, als hätten wir Besuch.«
»K ein Problem.«
»O ben ist unser Privatbereich.« Sie wandte sich der Treppe zu. »I st es in Ordnung, wenn ich frage, ob Sie schon weitere Informationen über Wilfreds Mörder haben?«
»W ir stehen noch am Anfang der Ermittlungen, gehen aber allen Spuren nach.«
Avril erreichte die obere Etage und sah Eve über ihre Schulter hinweg an. »S ie sagen also wirklich solche Dinge. Ich sehe gerne Krimis«, erklärte sie. »A ber ich war mir nicht sicher, ob die Polizei wirklich solche Sachen sagt. Bitte, machen Sie es sich bequem.«
Sie betrat einen in Lavendel und Waldgrün gehaltenen Salon. »K ann ich Ihnen etwas anbieten? Vielleicht Tee oder Kaffee?«
»N ein, danke. Wenn Sie bitte Dr. Icove holen würden«, antwortete Eve. »W ir würden gern mit Ihnen beiden sprechen.«
»A lso gut. Aber es kann ein paar Minuten dauern.«
»N ett«, bemerkte Peabody, als sie mit Eve alleine war. »I ch hätte erwartet, dass es hier genauso elegant wie unten ist, aber hier ist es echt gemütlich.« Sie blickte auf die breiten, weichen Sofas, die tiefen, einladenden Sessel und auf die Regale, in denen neben Fotos der Familie ein buntes Sammelsurium privater Erinnerungsstücke das heimelige Flair des Raums noch unterstrich. Eine Wand wurde von einem beinahe lebensgroßen Familienporträt beherrscht. Icove, seine Frau und zwei hübsche Kinder blickten den Betrachter lächelnd an.
Eve trat vor das Bild, las die Signatur in der rechten unteren Ecke und stellte anerkennend fest: »D as hat sie gemalt.«
»S chön und talentiert – gleich zwei Gründe, um sie abgrundtief zu hassen.«
Eve lief durch das Zimmer und sah sich alles gründlich an. Es sah wie ein richtiges Familienzimmer aus und hatte einen femininen Touch. Es gab echte Bücher statt Disketten und der Fernseher war hinter einem hübschen Holzpaneel versteckt.
Aber alles sah so ordentlich und sauber wie eine Kulisse aus.
Eve schob die Hände in die Hosentaschen und erklärte ihrer Partnerin: »I hrem Lebenslauf zufolge hat sie an irgendeiner teuren Schule Kunst studiert. Ihre Mutter hat in ihrem Testament Icove zu ihrem gesetzlichen Vormund ernannt. Sie war sechs, als er sich ihrer angenommen hat. Nachdem sie das College abgeschlossen hatte, hat sie den Junior geheiratet. Während des ersten halben Jahres ihrer Ehe haben sie in Paris gelebt, sie hat professionell gemalt und dort eine durchaus erfolgreiche Ausstellung gehabt.«
»V or oder nach dem unglücklichen Ableben ihres leiblichen Vaters?«
»D anach. Dann kamen sie wieder nach New York, zogen in dieses Haus und gleich nach der Geburt des ersten Kindes hat sie einen Antrag auf Anerkennung als professionelle Mutter gestellt. Sie malt immer noch, hauptsächlich Porträts, aber das Geld, das sie mit gelegentlichen Aufträgen verdient, spendet sie der Icove Stiftung, weshalb sie den Status als professionelle Mutter bis heute beibehalten hat.«
»S ie haben in kurzer Zeit erstaunlich viele Informationen über die Frau gesammelt.«
»D as war nicht weiter schwierig«, stellte Eve mit einem leichten Schulterzucken fest. »K eine Vorstrafen, nicht mal irgendwelche Kleinigkeiten, derentwegen sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten wäre. Keine vorherige Ehe oder eingetragene Partnerschaft, keine Kinder außer denen, die sie mit Icove hat.«
»W enn man die toten Eltern und die toten Schwiegereltern außer Acht lässt, ein perfektes Leben.«
Eve sah sich noch einmal in dem Zimmer um. »S o sieht’s zumindest aus.«
Nur, weil sie gerade Richtung Tür sah, merkte sie, dass Icove junior den Raum betrat. Sie hätte ihn nicht kommen hören, denn der Teppich war sehr dick und seine Schuhe machten darauf nicht
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