Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
»E r hat den Patientinnen Nummern gegeben statt ihre Namen zu verwenden. Es waren lauter junge Frauen zwischen siebzehn und zweiundzwanzig, an denen er jedoch kaum Eingriffe als Schönheitschirurg vorgenommen hat. Sie wurden alle auf ihre kognitiven Fähigkeiten, ihre Fremdsprachenkenntnisse, ihre künstlerische Begabung und ihren allgemeinen Gesundheitszustand hin untersucht. Abhängig davon, wie gut diese Bewertung ausfiel, wurde die Behandlung – die nirgends genauer beschrieben wird – entweder abgebrochen oder die Patientin wurde irgendwo ›untergebracht‹. Können Sie mir sagen, was das zu bedeuten hat?«
»I ch habe keine Ahnung.«
»W as vermuten Sie?«
»T un Sie mir das nicht an, Eve.« Miras Stimme zitterte. »B itte.«
»O kay.« Eve stand wieder auf. »O kay. Es tut mir leid.«
Die Psychologin schüttelte den Kopf, Eve trat in das Vorzimmer hinaus und ließ sie allein.
Auf dem Weg in ihre eigene Abteilung zog Eve ihr Handy aus der Tasche und klappte es entschlossen auf. Es war immer noch sehr früh, aber ihrer Meinung nach hatten Ärzte genau wie Cops keine festen Arbeitszeiten. Und so warf sie Dr. Louise Dimatto ohne Gewissensbisse aus dem Bett.
Louises graue Augen wirkten schläfrig, ihr blondes Haar war leicht zerzaust und sie stieß, als sie an den Apparat kam, ein lautes Gähnen aus.
»I ch habe ein paar Fragen. Wann können Sie mich treffen?«
»I ch habe heute Morgen frei. Ich will weiterschlafen. Hauen Sie ab.«
»I ch komme zu Ihnen.« Eve warf einen Blick auf ihre Uhr. »I n einer halben Stunde bin ich da.«
»I ch hasse Sie, Dallas.«
Das Bild verwackelte ein wenig, und dann erschien ein attraktives, wenn auch noch verschlafenes, männliches Gesicht auf dem kleinen Monitor. »I ch auch.«
»H i, Charles.« Charles Monroe war ein professioneller Gesellschafter und die andere Hälfte des Paares, das aus ihm und Louise bestand. »D reißig Minuten«, wiederholte sie und beendete die Übertragung, bevor es weitere Proteste gab.
Sie kam zu dem Ergebnis, dass es leichter wäre, Peabody einfach zu Hause abzuholen und sofort weiterzufahren, machte auf dem Absatz kehrt und wählte die Nummer ihrer Partnerin. Peabody hatte noch nasse Haare und war in ein Handtuch eingehüllt.
»I ch hole Sie in einer Viertelstunde ab«, erklärte Eve.
»G ibt es wieder einen Toten?«
»N ein. Aber …« Jetzt sah sie plötzlich auch McNab, der aus der Dusche kam, und dankte Gott im Himmel, dass die Videoaufnahme nur bis zu seinem Nabel ging. »I n einer Viertelstunde bin ich da. Und blockieren Sie um des guten Anstands willen vor meinem nächsten Anruf bloß die Videofunktion von Ihrem Link.«
Peabody schaffte es tatsächlich, sich in einer Viertelstunde anzuziehen, stellte Eve zufrieden fest. In den von ihr heiß geliebten, heute passend zu der hüftlangen, grün-weiß gestreiften Jacke dunkelgrünen Sneakers kam sie eilig durch die Tür.
Sie sprang in den Wagen und riss die Augen auf. »D er Mantel! Der Mantel!« Eilig streckte sie die Hand nach dem weichen Leder aus, Eve aber schlug sie rüde fort.
»N icht anfassen.«
»D arf ich mal daran schnuppern? Bitte, bitte? Bitte!«
»E inmal kurz am Ärmel. Einmal, öfter nicht.«
Peabody hielt die Nase an den Ärmel und stellte mit einem dramatischen Augenrollen fest: »R oarke ist früher heimgekommen, stimmt’s?«
»V ielleicht habe ich mir das Ding ja auch selber zugelegt.«
»J a, sicher. Genau wie über Nacht die Hölle zugefroren ist. Okay, wenn wir keinen neuen Toten haben, warum fangen wir dann heute schon in aller Herrgottsfrühe an?«
»I ch muss mit einem Mediziner sprechen. Mit Mira sieht es schlecht aus, weil sie eine persönliche Beziehung zu dem Opfer hatte, also muss ich zu Louise.«
Peabody zog einen Lippenstift aus ihrer Tasche und drehte ihn eilig auf. »I ch hatte eben keine Zeit mehr, mich zu schminken«, sagte sie, als Eve sie von der Seite ansah. »U nd wenn wir Louise und Charles besuchen, möchte ich möglichst gut aussehen.«
»H aben Sie auch nur das mindeste Interesse daran zu erfahren, wie wir mit den Ermittlungen vorangekommen sind?«
»S icher. Ich kann problemlos zuhören und nachdenken, während ich mich schminke. Schließlich schlägt mir das nicht aufs Gehirn.«
Eve bemühte sich zu ignorieren, wie sich Peabody die Lippen nachzog, bürstete und parfümierte, während sie sie informierte und gleichzeitig mit den unzähligen anderen Wagen auf der Straße rang.
»D ann hat er also nebenher möglicherweise
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