Stille Gefahr #2
eigentlich ist es auch völlig egal, was ich trage, oder? Jedenfalls war ihm nicht besonders wichtig, was ich anhatte, als er mich nach dem Date gefragt hat. Dann spielt es heute Abend doch wohl auch keine Rolle, oder?«
Law zuckte mit den Schultern. »Ihm ist es egal. Dir aber anscheinend nicht … Probier’s mal hiermit.«
Er warf ihr etwas Grünes zu.
Sie fing es auf. Beinahe wäre ihr die Seide aus der Hand geglitten. Sie starrte Law einen Moment lang an, bevor sie sich das Neckholder-Oberteil besah.
»Seit wann kennst du dich mit Damenmode aus, Law?«, fragte sie und hielt es hoch.
»Ich habe viele verborgene Talente«, antwortete er und zog an ihrem Ohrläppchen. »Meinst du, es passt dir?«
Sie hielt es sich an und schaute in den Spiegel. »Ich glaube schon, aber …« Sie zuckte zusammen. »Law, das ist ein Neckholder. Dafür braucht man einen bestimmten …«
Er ließ eine Tüte auf ihre Kommode fallen. »Nein, ich habe nicht deine Unterwäsche durchwühlt«, sagte er, und seine Wangen leuchteten genauso rot wie ihre, als sie in die Tüte hineinspähte. »Ich war vorhin in der Stadt und hab das Oberteil im Schaufenster von diesem Klamottenladen am Marktplatz gesehen. Da bin ich rein und hab’s gekauft. Molly, die Inhaberin, meinte, du bräuchtest dafür einen besonderen BH . Ihr beide habt eine ähnliche Figur, also bitte schön. Wenn er dir nicht passt, dann trägst du es eben nicht.« Dann strich er ihr übers Haar und fügte hinzu: »Aber mach dir nicht so viele Gedanken darüber, Süße. Deine Klamotten sind ihm nicht wichtig.«
Der BH passte. Sie starrte auf ihr Spiegelbild und versuchte, nicht an das letzte Mal zu denken, als sie etwas Hübsches getragen hatte. Seit sie aus Clinton weggegangen war, hatte sie sich die größte Mühe gegeben, sich nicht hübsch anzuziehen, denn das war ein weiterer Weg, Joeys Macht über sie zu brechen. Er hatte sie immer ausstaffiert wie eine kleine Puppe.
Als sie gegangen war, hatte sie wirklich alles zurückgelassen und sich von da an immer nur das Allernötigste besorgt, meistens secondhand – weite Jeans, ausgeleierte T-Shirts und Ähnliches.
Aber sie war es leid, sich immer von ihrer Angst beherrschen zu lassen. Wenn sie ein hübsches Oberteil tragen wollte, dann konnte sie das auch tun, oder nicht?
Sie kam sich zwar ein bisschen komisch dabei vor, etwas zu tragen, das Law ihr gekauft hatte, doch ein Blick in den Spiegel genügte, um festzustellen, wie viel hübscher sie in diesem Oberteil aussah als in ihrem viel zu großen T-Shirt. Während sie die Treppe hinunterging, betrachtete sie unsicher ihre vernarbten Handgelenke, aber wenn sie nicht den Rest ihres Lebens mit langen Ärmeln herumlaufen wollte, konnte sie daran nun mal nichts ändern.
Sie hatte es satt, sich zu verstecken. So satt.
»Anscheinend hat alles gepasst.«
Law saß am Fuß der Treppe, in der linken Hand eine Bierflasche. Seine Rechte war immer noch bis zum Ellbogen eingegipst. Die Blutergüsse in seinem Gesicht waren so gut wie verschwunden, aber Hope würde diesen Anblick wahrscheinlich noch lange vor Augen haben – vielleicht sogar für den Rest ihres Lebens.
Sie setzte sich auf die Treppenstufe über ihm und strich nervös die Seide glatt. »Ja, es passt. Wie sieht es aus?«
»Das Oberteil sieht gut aus. Und du bist wunderschön.« Er zwinkerte ihr übertrieben zu. »Wenn ich mir dabei nicht so pervers vorkäme, würde ich sagen, dass wir beide es vielleicht doch mal miteinander versuchen sollten.«
Hope boxte ihm in die Seite. »Blödmann.« Sie schlang die Arme um ihre Beine und schaute auf die Uhr. »Ich habe kein Make-up. Geschminkt war ich nicht mehr seit … na ja, egal. Aber ich habe nichts da. Vielleicht hätte ich mir welches besorgen sollen.«
»Er wird nicht darauf achten.« Law verdrehte die Augen. »Du meine Güte, Hope, entspann dich.«
»Kann ich nicht«, fuhr sie ihn an. Sie sprang auf, machte einen Satz an ihm vorbei in den Flur und lief auf und ab. »Ich hatte seit der Highschool kein Date mehr. Und selbst zu der Zeit war ich immer nur mit Joey aus. Verdammt, nach den ersten paar Monaten hat er mich nicht mal mehr gefragt. Es war sowieso immer dasselbe – ich musste freitags und samstags um sieben fertig sein. Am Freitag sind wir ins Kino gegangen, und am Samstag waren wir mit seinen Eltern im Country Club essen. Zählt so was dann überhaupt als Date ? Eigentlich macht man das doch bloß noch aus Gewohnheit.«
Law antwortete nicht sofort. Stattdessen
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