Stille mein Sehnen
Umarmung und ging zurück in den Club.
„War das diese Faith?“
Erschrocken drehte Luca sich um und funkelte Janette erbost an. „Wie lange stehst du da schon?“
„Eine Weile! Ich konnte mir schlecht entgehen lassen, den großen Master Luca in einer zärtlichen Umarmung zu beobachten.“
Luca schluckte. Sie hatte die Worte der große Master Luca mit einer solchen Verachtung ausgesprochen, dass ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg.
Faith war bis in die Haarspitzen elektrisiert. Sie musste den Verstand verloren haben, ihn so dicht an sich heranzulassen? Wo waren ihre guten Vorsätze, ihre Willenskraft? Warum war ihre Entschlossenheit in seiner Gegenwart nichts mehr wert? In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie trank einen Bananensaft. Der Zucker tat ihr gut, der dickflüssige Nektar füllte ihren Magen. Inzwischen war ihr klar geworden, woher der Schwindel und die Schwäche kamen. Bevor sie zu diesem Vorstellungsgespräch gegangen war, hatte sie einen Bagel gegessen, nach dem Gefühlschaos am Morgen vergessen, das Trinkgeld mitzunehmen, und ihre letzten sechs Pfund in ein Taxi investiert. Bill war gekommen, hatte sie aus diesem Rattenloch rausgeholt, mit ihr geschlafen, und danach war sie zur Arbeit gegangen. Seit über vierundzwanzig Stunden hatte sie nichts mehr gegessen. Kein Wunder, dass ihr Kreislauf streikte.
Beim Gedanken an Bill stieg ein Wirrwarr aus Gefühlen in ihr auf. Sie mochte ihn sehr, würde ihn jedoch nie lieben können. Es war nicht richtig, bei ihm zu wohnen. Er würde weiterhin mit ihr schlafen wollen und sich der Hoffnung hingeben, dass sie eines Tages bei ihm blieb.
Tom kam aus den Clubräumen und setzte sich an die Theke. „Gibst du mir noch einen Scotch, Faith?“
Lächelnd stellte sie den Drink auf den Tresen. „Das ging aber schnell, oder wollte niemand mit dir spielen?“
„Ich konnte mich vor Angeboten kaum retten, doch keine ist wie du.“
Seine weiche Stimme ging ihr unter die Haut.
„Du wirst abstinent leben müssen. Mich bekommst du nicht. Außerdem wurde mir zugetragen, du bevorzugst Männer.“
Tom beugte sich vor und sah ihr tief in die Augen.
„Ja, ich bin schwul. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich der holden Weiblichkeit meine Peitsche vorenthalte. Ich bin ein geduldiger Mensch. Eines Tages wirst du dich in Wonnen unter meiner Lederrute winden.“ Ein süffisantes Lächeln glitt über seine Lippen, als sie das krampfhafte Schlucken nicht verbergen konnte. „Du weißt, dass ich recht habe, liebliche Faith!“
„Nun lass sie endlich in Ruhe, Tom.“
Janette stand neben ihm, ein Tablett in der Hand, und musterte Faith. „Du hast eine Menge Unruhe in den Club gebracht“, sagte sie mit schnippischem Ton, warf ihr einen nicht zu deutenden Blick zu und gab die Bestellung weiter. Als Faith die Cocktails auf das Tablett stellte, ergriff Janette kraftvoll ihr Handgelenk.
„Stellst du dich nur bei Männern an oder lässt du dich generell nicht dominieren?“ Ihre Blicke hielten einander fest, und Faith lief ein kalter Schauer über den Rücken. Janette war dominant, durch und durch. Mit einer Frau hatte sie noch nie gespielt, und die Gänsehaut auf ihrem Arm verstärkte sich, als sie den Blick über den Körper der Domina gleiten ließ. Für einen Moment glaubte Faith, die Lösung all ihrer Probleme vor Augen zu haben. Die Mistress war sogar kleiner als sie – Respekt, jedoch nicht Angst einflößend.
„Das habe ich mir gedacht“, sagte Janette ohne auf Faiths Antwort zu warten. Scheinbar konnte jeder im Club in ihrem Gesicht lesen. „Stell dich darauf ein, dass du morgen später Feierabend hast.“ In diesen letzten Satz legte sie ihre ganze Autorität als Domina.
Faith konnte dem nichts entgegensetzen. Abrupt drehte Janette sich um und ließ sie mit ihrer Verwirrung zurück.
Die Nacht wurde lang. Morgens um acht waren immer noch Gäste anwesend. Viele saßen in der Bar und genossen die entspannte Atmosphäre. Faith war unendlich müde, vor Erschöpfung begannen ihr die Hände zu zittern.
„Du solltest nach Hause gehen. Ich schaffe den Rest allein.“ Janette stand neben ihr und spülte Gläser.
„Es geht schon. Lange kann es nicht mehr dauern.“
„Red keinen Unsinn. Ich sehe, dass du völlig fertig bist.“
Janette legte ihr die Hand auf den Arm, als sie die gespülten Gläser wegräumen wollte.
„Setz dich wenigstens hin. Du siehst aus, als kippst du gleich um.“ Mit einem verheißungsvollen Grinsen fügte sie hinzu: „Ich will,
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