Stille mein Sehnen
dass du morgen Früh fit bist.“
Faith rang sich ein Lächeln ab.
„Können wir darüber reden?“
„Das müssen wir sogar“, entgegnete die Mistress lächelnd.
„Ich weiß nicht, ob ich das tun sollte“, gab Faith, im Versuch, ihren Grundsätzen treu zu bleiben, zu bedenken.
„Letztendlich ist es deine Entscheidung. Ich kann dir lediglich das Angebot machen. Willst du es?“
Faith hatte sich an die Theke gesetzt und ließ den Blick zum wiederholten Mal über Janettes schlanken Körper wandern. „Ich sollte es nicht wollen.“
„Warum hast du Zweifel?“
„Ich habe noch nie mit einer Frau gespielt. Meine Erfahrungen … ich habe …“ Nach all den Jahren konnte sie noch immer nicht darüber sprechen.
„Du hast schlechte Erfahrungen gemacht. Das ist mir klar! Jeder halbwegs gute Dominus im Club weiß das.“
Bei dem Gedanken, jeder könnte wissen, dass mit ihr etwas nicht stimmte, wurde Faith schlecht. „Woher? Ich habe niemandem …“
„Jede Sub, die durch diese Tür kommt, wird von dir mit Neid und Sehnsucht im Blick gemustert. Während du die Master betrachtest, beginnen deine Hände zu zittern. Besonders schlimm ist es bei Luca. Man kann das wilde Schlagen deines Herzens an der Halsschlagader sehen. Einen Moment später gehst du einen Schritt zurück und verschließt dich. Es ist nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen.“
Faith nickte und spielte mit einem Glas. Eigentlich müsste es ihr unangenehm sein, so durchschaut zu werden. Doch seltsamerweise nahm es ihr eine Last von den Schultern. „Er hat mich als sein Eigentum angesehen, erniedrigt, geschlagen, ge…“ Ihr brach die Stimme. Sie kannte Janette nicht. Wieso erzählte sie ihr das?
„Ich werde nur das tun, was du willst. Du kannst mir vertrauen, Faith. Ich will deine Lust und nicht deinen Schmerz.“
„Ich brauche den Schmerz“, flüsterte sie leise.
„Dann werde ich dir Lustschmerz schenken. Magst du auch Fesseln und Härte?“
„Ich denke, du siehst alles?“, konterte Faith lächelnd. Es fiel ihr schwer, darüber zu reden, was sie mochte. Derartige Dinge hatten niemals eine Rolle gespielt.
„Ich denke, ich weiß, was du brauchst, aber ich kann mich irren. Es wäre besser, du sagst es mir.“
Faith schmunzelte und sah auf ihre ineinandergekrallten Finger. Es tat weh, als sie diese löste, so angespannt war sie. Tief Luft holend sagte sie: „Ja, all das mag ich.“
„Welches ist dein Lieblingsobst?“
Verwirrt starrte Faith Janette an. „Pfirsiche.“
„Gut! Peaches ist dein Safeword.“
Mit offenem Mund starrte sie die Domina an.
„Ist dir das zu kitschig?“
„Nein … Ich … Ich hatte noch nie ein Safeword.“
Faith glaubte, in Janettes Augen Entsetzen zu erkennen. Mittlerweile war die Theke aufgeräumt, und sie kam um den Tresen herum, ergriff Faiths Hände und sah sie eindringlich an. „Bei mir, bei allen hier im Club, wirst du ein Safeword bekommen. Es wird nichts geschehen, was du nicht willst. Ich würde mich freuen, gäbest du mir die Ehre eines Spiels, aber nur, weil du es willst, und nicht, weil ich dich darum gebeten habe. Überlege es dir.“ Janette beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. „Lass dir Zeit. Ich bin da, ob du reden oder spielen willst.“
Dankbar lächelte Faith und holte tief Luft. Dabei drang ihr ein Schwall herben Duftes in die Nase. Augenblicklich wusste sie, dass es Luca war. Wie lange stand er schon hinter ihr, und wie viel von diesem Gespräch hatte er mitbekommen?
„Darf ich dich nach Hause fahren, Faith? Du siehst müde aus.“
Eigentlich wollte sie nicht heim. Dort wartete Bill auf sie, und die Sehnsucht in seinen Augen war für sie fast nicht zu ertragen. Außerdem wäre es viel zu gefährlich, mit Luca allein in einem kleinen Fahrgastraum eingesperrt zu sein. Doch jetzt, da die Anspannung von ihr abfiel und die Angst vor der Session abflaute, kam die Erschöpfung zurück. Bleierne Schwere legte sich über sie, und Faith konnte kaum mehr verhindern, dass ihr immer wieder die Augen zufielen.
„Komm, ich fahr dich heim“, hörte sie Luca sagen. Die Kraftreserven, sich gegen ihn zu wehren, waren aufgebraucht. Erschöpft ließ sie sich von ihm zu seinem Wagen führen.
Er fuhr einen alten Volvo. Als er ihr die Tür aufhielt, konnte sie ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
„Ich hatte damit gerechnet, dass du einen Jeep oder einen Hummer fährst.“
„Es gibt Wichtigeres im Leben als ein kostspieliges Auto.“
„Was denn?“
„Familie
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