Stille mein Sehnen
räumte ihre restlichen Sachen zurück in die zwei Taschen. Diese versteckte sie im Schrank und suchte nach Bill.
Er saß an seinem Schreibtisch in der Bibliothek.
„Bill, ich werde morgen später kommen.“ Sie kniete sich neben den Stuhl auf den Boden und sah eindringlich zu ihm auf. Er wich ihrem Blick aus.
„Morgen werde ich zurück in mein Zimmer ziehen. Ich möchte dich als Freund nicht verlieren. Das hier kann nicht gut gehen. Seit sechs Jahren habe ich mich nicht ausgelebt. Ich kann und will meine Neigungen nicht länger verleugnen.“
Bill antwortete nicht.
„Willst du mich wirklich ohne ein einziges Wort gehen lassen?“
Er sah zur Seite.
Seufzend erhob sie sich und ging zur Tür. „Ich wollte dir nie wehtun, Bill. Das musst du mir glauben.“
Sie war noch nicht an der Haustür, da nahm er sie in die Arme, wirbelte sie zu sich herum und küsste sie. Dieser Kuss hatte etwas Verzweifeltes und Endgültiges an sich. Er vergrub das Gesicht an ihrem Hals und sie spürte feuchte Tränen auf der Haut.
„Ich liebe dich, Faith. Ich werde dich bis in alle Ewigkeit lieben, und wenn du gehen musst, tu das, aber nicht in dieses schäbige Zimmer. Du verdienst bei Aidan gut. Er gibt dir bestimmt einen Vorschuss. Miete dir ein kleines Apartment.“
„Wie soll ich so schnell ein Apartment finden?“
„Du weißt, dass ich nicht will, dass du gehst. Lass dir Zeit.“
„Ich will dich nicht verlieren, Bill, und du kannst es nicht ertragen.“ Kurz schwieg sie, holte tief Luft. „Ich habe morgen Früh eine Session.“
„Er wird dir wehtun, Faith. Ich habe ihn beobachtet. Er kennt genauso wenig Grenzen wie Karl.“
„Nicht mit Luca, mit Janette.“
Bill gab sie frei und trat einen Schritt zurück. „Ich kann das nicht verstehen.“
„Komm in den Club und sieh es dir an.“
Langsam wurde es leerer. Als Faith ihre Zustimmung zur Session gab, konnte Janette ihre Freude kaum bändigen. Sie hatten noch ein wenig über den Ablauf gesprochen. Dann war es voll geworden, und sie fanden keine weitere Zeit zum Schwatzen. Ab und zu sah sie zu Faith hinüber, lächelte süffisant und steigerte die Unruhe mit jedem Blick. Es war immer wieder erhebend, Herr über die Gefühle anderer zu sein. Janette atmete tief durch und besänftigte ihre Aufregung. Drei Gäste waren noch anwesend – Sir Lymandt mit Maya und Tom. Sie saßen gemeinsam mit Aidan und Luca an einem der Tische und tranken Faiths Cocktails. Janette leerte ihr Glas, sah in die Runde und sonnte sich im Neid der Männer. Sie war die Erste, die mit Faith spielen durfte. Leider war sie sich sicher, dass Faith der Anziehungskraft von Luca nicht mehr lange widerstehen würde, doch das war momentan unerheblich. Jetzt war sie am Drücker und würde alles tun, dass es für Faith und sie selbst eine schöne Erfahrung wurde.
„Faith!“
Janettes Stimme hallte durch den Raum. Faith zuckte so sehr zusammen, dass ihr ein Glas entglitt, zu Boden fiel und zerbrach.
„Lass es liegen! Du gehst in den Club, zweite Tür links, entkleidest dich bis auf die High Heels und nimmst eine demütige Haltung ein.“
Als Faith mit unsicheren Schritten im Club verschwunden war, wandte sie sich an Sir Lymandt. „Geben Sie mir die Ehre, mir zu assistieren, Sir Lymandt?“
„Vielen Dank für das Angebot, Mistress Janette, aber Maya und ich gehen lieber nach Hause. Ich glaube nicht, dass Faith viel Publikum verträgt. Sie macht einen nervösen Eindruck. Gehen Sie behutsam mit ihr um. Brauchen Sie jedoch einen Anlass für Ihr Spiel, zahlen Sie ihr die Unverschämtheit heim, sich an meiner Sklavin zu vergreifen.“ Mit diesen Worten erhob er sich, ergriff Mayas Hand und warf Tom einen strengen Blick zu.
„Müssen Sie jedes Mal recht haben, Master Lymandt?“
„Ich habe mehr Erfahrung als du, mein Junge.“
Das volltönende Lachen wurde nach draußen getragen, als die drei die Bar verließen.
„Wie hast du dir die Session vorgestellt?“, wollte Aidan von ihr wissen.
„Faith sagte, dass sie auf Schmerz steht. Im Grunde wollte ich sie dominieren, doch wenn es ihr Wunsch ist … Ich werde sie anketten, mit Worten spielen, ein wenig Lustschmerz und sie hoffentlich in Ekstase versetzen.“
Aidan wirkte nachdenklich.
„Was hast du?“, fragte Janette.
„Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache. Faith scheint eine Menge zu verdrängen. Vielleicht wäre es besser, wir ziehen uns zurück.“ Er warf Luca einen vieldeutigen Blick zu.
„Ich werde zusehen, da kannst du
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